DER SPIELBERICHT: EMIL UND DIE SCHOKOLADENFABRIK
»Das hat sich nicht wie ein Testspiel angefühlt, eher wie Playoffs«, schnaufte Thomas Voronov direkt nach dem Spiel.
Und glaubt uns: Der Stürmer sah keine weißen Elefanten. Das Testspiel zwischen den Rostock Piranhas und den Hammer Eisbären war eine erstaunlich intensive Partie. Viele Reibereien und harte Checks. So soll es sein! Am Ende verloren die Piranhas unglücklich und auch etwas unverdient mit 2:3 nach Verlängerung.
Das Spiel:
Erstes Drittel: Die Piranhas begannen druckvoll, kamen rasch zu zwei, drei guten Gelegenheiten. Wieber im Tor von Hamm hielt mehrfach bockstark. Folgerichtig erkämpften sich die Rostocker das erste Powerplay. Das jedoch mit einem Makel: Tousignant zog selbst kurz darauf eine Strafe, wobei sich der Charmeur im Rabaukenkostüm sicher war, dass der Hammer von alleine gegen seine Schulter geprallt sein musste. Die Folgen waren fatal: Im Anschluss der kurzen eigenen Unterzahl traf Hamm zum glücklichen 1:0. Nur wenige Augenblicke später jubelten die Gäste erneut. 2:0. Eine Führung, die sich die Eisbären im weiteren Drittelverlauf verdienten.
Zweites Drittel: Die Geschichte des ersten Spielabschnitts setzte sich in weiten Teilen fort. Rostock drückte, Wieber im gegnerischen Tor parierte. Wie gut der Goalie zaubern konnte? Er sorgte sogar dafür, dass sich Latte und Pfosten für ihn verbogen und zwei Piranhas-Schütze abwehrten. Die Soundkulisse? Ein einziges Gestöhne der Verzweiflung.
Dann der Schock: Hamm bekam einen Break, das eigene Drittel verkam in dem Moment leider zu Brachland. Sebastian Albrecht im Tor blieb lange stehen und hielt grandios. Indirekt die Vorlage für den ersten Torschrei der Saison: Dansereau plus Mieszkowski plus Bejmo = Tor in der Schillingallee! Das 1:2. Verdienter als jeder Anschiss, den man von Muddi oder Vaddi jemals bekommen könnte.
Drittes Drittel: Hatten die Piranhas in den ersten 40 Minuten das Tor der Gäste fleißig beschossen, waren es nun die Eisbären, die druckvoll starteten. Sebastian Albrecht hielt unsere Jungs mehrmals im Spiel. Dann kam Emil. Wie der Puck genau ins Netz fiel, puh, gute Frage. Es sah jedenfalls zuckersüß aus. Emil aus der Schokoladenfabrik.
Der Rest des Drittels verlief emotional. Es wurde geschubst, gerangelt, gecheckt, gehauen. Freundschaftsspiele gibt es im Eishockey nicht. Bitter: Auch eine 5:3-Überzahl taugte nicht zur zu diesem Zeitpunkt überfälligen Führung.
Verlängerung: Emil fehlten nur Zentimeter zur vollen Pralinenpackung, ähm, Hattrick. Der Konter der Hammer dagegen saß. Die Freude der Gäste über den hart erkämpften Sieg zeigte vor allem eines: Das war knallhartes Eishockey.
Spieler des Spiels: Emil Bejmo
Ihm war es zu verdanken, dass Sebastian Wieber gestern nicht heiliggesprochen werden musste. Erstes Spiel, zwei Tore. Es hätten auch ein, zwei mehr sein können. Ach ja, ein Kommentar von einem Fan aus Block A: »Der Emil muss nicht auf den Puck gucken. Der sieht mit den Händen.«
Das war gut:
Die Einstellung der Piranhas war überragend. Mehr als 60 Minuten hartes, ehrliches und vor allem leidenschaftliches Eishockey. Trotz irgendwann müder Beine. Nach dem frühen 0:2 kippte das Team nicht um, sondern arbeitete sich Stück für Stück zurück ins Spiel.
Die erste Reihe zeigte, was sie in diesem Jahr leisten könnte. Zwar saßen nach etwas mehr als einer Woche Training noch nicht alle Abläufe, dafür kreierten sie aber in fast jedem Wechsel eine großartige Chance. Auch Reihe 2 bis 4 kamen immer wieder in gute Situationen.
In Unterzahl war die Mannschaft stabil. Gegen Hamm, das bereits zwei Wochen länger auf dem Eis trainiert und besonders in den Specialteams eingespielter wirkte, verteidigte das Team verbissen.
Die Stimmung:
Pures Glück. So, als ob man nach sechs Monaten auf einer Kaninchenfarm in der Mandschurei das erste Mal nach Hause kommt und die Familie wiedersieht. Und zwar nicht den komischen Teil der Sippe, sondern die lieb gewonnenen Herzensmenschen. Die Wiedersehensfreuden der Fans vor dem Spiel waren krass. Selbst die letzte Szene von »Das Parfüm« kann damit nicht mithalten. Auch das Team zeigte sich dankbar für die herzliche Unterstützung – und eine für ein Testspiel gut gefüllte Halle. Danke an 748 Fans! Kommt bitte am kommenden Sonntag wieder.
Das Statement von Coach Lenny Soccio:
»Für das erste Spiel war alles okay für mich. Aber ich habe auch gesehen, wo wir besser werden müssen. Nach acht Tagen Training mit zwei täglichen Einheiten plus Fitness fehlte am Ende etwas die Kraft und das Durchsetzungsvermögen. Auch der Kopf wurde müde. Was ich mochte: Egal was los war, alle waren füreinander da. Die Jungs haben für sich eingestanden. Es war ein Team auf dem Eis. Wir hatten gute Drangphasen, gute Chancen. Ich habe gesehen, was gut ist – und woran wir arbeiten müssen. Für diese Korrekturen haben wir jetzt fast drei Wochen Zeit.«
Wie es weiter geht:
Am Freitagabend gastieren wir bei den Hannover Indians. Die wiederum besuchen uns am kommenden Sonntag, 10.09, um 19:00 Uhr in der Schillingallee.
Kommt vorbei. Wir brauchen euch! Denn Eishockey ist eine verdammt aufregende Sache!