Über die weitesten Phasen des Spiels hatten die Oberschwaben mehr vom Spiel, leider wurden die hochkarätigsten Möglichkeiten nicht genutzt und am Ende musste das angeschlagene Team der Interimstrainer Christopher Oravec und Marcus Bleicher mit dem einen Punkt zufrieden sein.
Die Towerstars konnten in diese Begegnung alles andere als in Bestbesetzung gehen. Neben dem bereits angekündigten Ausfall von Cheftrainer Toni Krinner standen standen auch Raphael Kapzan und Hans Detsch nicht zur Verfügung. Kapzan musste am Donnerstagabend mit hohem Fieber ins Krankenhaus, Detsch wurde von Augsburg in die DEL berufen. Hinzu kam, dass Verteidiger Lukas Slavetinsky am Donnerstag ebenfalls Probleme anmeldete, sich aber bedingungslos in den Dienst der Mannschaft stellen wollte und mit einer schmerzstillenden Spritze auflief.
Die Gäste aus Dresden hatten schon nach einer halben Minute die erste Riesenchance durch Ville Hämäläinen, der Towerstars Torhüter Jonas Langmann aus kürzester Distanz prüfte. Nach zweieinhalb Minuten sahen die knapp 2400 Zuschauer aber auch die Towerstars druckvoll im Angriff, Vincenz Mayer und Matthieu Tousignant hatten da durchaus vielversprechend die Führung auf dem Schläger. Dresden war vor allem durch Konter gefährlich, insgesamt hatten die Oberschwaben aber doch mehr vom Spiel, konnten die Vorteile aber auch nicht in numerischer Überzahl nutzen. So ging es torlos in die erste Pause.
Den zweiten Spielabschnitt mussten die Ravensburger Cracks in numerischer Unterzahl starten, doch die Defensive stand an diesem Abend solide. Deutlich wurde im weiteren Spielverlauf, dass beide Teams um jeden Zentimeter Eis verbissen kämpften, für die Zuschauer mag das teils auch zerfahren gewirkt haben. Die Towerstars zeigten aber auch im zweiten Spielabschnitt mehr Engagement, versuchten das Tempo hoch zu halten und kamen trotz Kontergefahr zu den hochkarätigsten Möglichkeiten. In der 31. Minute war es Matthieu Tousignant, der nur das Außennetz traf, Stefan Vogt hatte zwei Minute später gar das leere Tor vor Augen. Allerdings musste der sich die Scheibe erst zurecht legen, verlor dabei die entscheidenden Sekundenbruchteile und das zuvor leere Tor war wieder zu.
Umso derber wirkte auf den Spielverlauf da die 36. Minute. Je ein Spieler beider Teams weilte da zeitgleich auf der Strafbank, die Abstimmung bei 4 gegen 4 passte auf Ravensburger Seite nicht und eine halbe Minute nachdem Topscorer Brandon Cook bei einem Break noch an Jonas Langmann scheiterte, kombinierte das finnische Duo Hämäläinen und Rajala die Ravensburger Defensive abgezockt aus und die Towerstars lagen mit 0:1 zurück.
Der Schlussabschnitt glich in vielen Phasen dem zweiten Drittel, die Towerstars zeigten mehr Engagement und versuchten trotz bestehender Kontergefahr den Druck und das Tempo zu erhöhen. In der 43. Minute war es erneut Stephan Vogt, der aus kurzer Distanz den sicher hochverdienten Ausgleich vor Augen hatte. Die Minuten tickten mehr und mehr von der Uhr und eineinhalb Minuten vor Schluss gingen die Towerstars dann mit dem Mute der Verzweiflung volles Risiko. Jonas Langmann machte kurz nach dem Eindringen in die Angriffszone einem sechsten Feldspieler Platz und nach druckvollen und schnellen Kombinationen fand sich Sören Sturm plötzlich auf linker Position frei vor dem Tor und der Verteidiger netzte nervenstark aus spitzem Winkel zum 1:1 Ausgleich ein.
Der eine Punkt war den Towerstars also schon mal sicher und es ging in die Verlängerung. Nach 33 Sekunden hielten die Zuschauer gleich mal den Atem an, denn zunächst scheiterte Norman Hauner bei einem selbstbewusstem Solo, dann hämmerte Alex Dück wenige Sekunden später die Scheibe leider nur an die Unterkante der Latte. Bitter, denn fast im Gegenzug zeigte sich Rajala um die entscheidenden Millimeter glücklicher. Er setzte sich energisch durch den Slot durch und traf nach kurzer Körpertäuschung mit der Rückhand exakt ins linke Kreuzeck. Der Zusatzpunkt ging an Dresden.
„Das war ein laufintensives und spannendes Spiel. Leider haben wir heute viele Möglichkeiten ausgelassen und daher war der frühe Gegentreffer in der Verlängerung freilich bitter und die Jungs waren da nach dem Spiel entsprechend enttäuscht“, sagte Towerstars Co-Trainer Christopher Oravec in der Pressekonferenz. „Wir müssen jetzt das in den nächsten Stunden alles abhaken und wieder nach vorne schauen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Spielen mit unserer Moral die wichtigen Punkte einfahren“, ergänzte der Coach.
Die schnelle Entscheidung nach nur 77 Sekunden war an diesem späten Abend aber nur ein Teil der derben Fakten. Kurz nach dem Ausgleich und vor Ende der regulären Spielzeit musste „Goldhelm“ Matthieu Tousignant schmerzverzerrt in die Kabine, die Aussichten sind vorbehaltlich einer klärenden Kernspinuntersuchung am Montag aber ein Nackenschlag. Mit Verdacht auf einen Muskel-Bündelriss droht dem Ravensburger Topscorer das vorzeitige Saisonende. Damit rückt am Sonntag beim Gastspiel in Kassel auf jeden Fall Jesse Mychan an seine Stelle.
eishockey.net / PM Ravensburg