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Wie geht es beim DSC weiter?

Artur Frank zieht Bilanz

Þ26 Mai 2019, 18:54
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Deggendorfer SC
Deggendorfer SC

Sportlich ist die letzte Saison beim Deggendorfer SC am Ende nicht so gelaufen, wie es sich die Fans und natürlich auch die Verantwortlichen vorgestellt hatten. Gerade stellt der sportliche Leiter Neville Rautert eine Mannschaft zusammen, die vermutlich in der Oberliga Süd an den Start gehen wird. Wie sieht die persönliche Bilanz von Vorstand Artur Frank aus? Welche Ziele hat er zusammen mit seinen Kollegen für die kommende Spielzeit?

„Am Ende war es sehr knapp. Wesentlich enger kann so eine Abstiegsrunde eigentlich nicht ausgehen und obwohl wir nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, wie die anderen Standorte in der DEL2, hätte der Abstieg vermieden werden können,“ so Artur Frank im Rückblick. Die Finanzen waren natürlich ein großes Thema für den Aufsteiger. Im Sommer vor dem Abenteuer DEL2 wurde alles getan, um Sponsoren, Fans und Umfeld für das Unternehmen Aufstieg zu gewinnen. Zusammen mit vielen Helfern wurde Tag und Nacht am Unternehmen DEL 2 gearbeitet. Es wurde unter anderem die Möglichkeiten geschaffen, die Spiele auf Sprade-TV zu übertragen und auch die Stadt Deggendorf hat dem DSC geholfen und unter anderem die Übertorkameras installiert oder eine Pressetribüne geschaffen. Daneben wurden vom Verein das Kamerapodest neu gebaut, der VIP-Raum erneuert und neugestaltet und im Stadion ein weiterer Kiosk gebaut. Auch der Fuhrpark des Vereins und die Anzahl der Spielerwohnungen wurde erweitert.

Der Verein und die Vorstandschaft hatte die Voraussetzung für die DEL2 geschaffen und erntete von allen Seiten Lob und Anerkennung, auch von der Ligenverwaltung und den Organisationen in der DEL2. „Doch eines wurde uns relativ schnell klar“, betont Artur Frank: „Die Liga ist im sportlichen Bereich deutlich professioneller als die Oberliga. Das ist nicht nur ein Aufstieg. Das ist ein Quantensprung! Dieser Sprung ist im ersten Jahr kaum zu bewältigen und die Tatsache, dass die endgültige Zusage erst am 29. Juni erfolgte, macht das nahezu unmöglich. Das ist ein Prozess. Vieles muss sich im Laufe der Zeit entwickeln. Der sportliche Bereich lag zwar nicht in der Verantwortung der Vorstandschaft, aber wir hätten uns hier wahrscheinlich mehr Kompetenz bereits in der Planungsphase holen sollen.“ Nicht realisierbar war in der Kürze der Zeit auch die Kooperation mit Red Bull München, mit denen lange und sehr gute Gespräche im Sommer liefen. Enorm wichtig und ein echter Glücksfall für die weitere Entwicklung war dann die Verpflichtung von Neville Rautert als sportlichen Leiter.

Auch in anderen Bereichen sind die Rahmenbedingungen in Deutschlands zweithöchster Spielklasse deutlich verändert: „Die Spieler haben andere Ansprüche und es wurden für mehr Profis Unterkünfte und PKWs benötigt. So sind auch die Kosten für Wohnungen und Autos wesentlich höher und die Ausrüstungskosten haben sich in der abgelaufenen Saison sogar verdoppelt.“

Bereits in der Anfangsphase der DEL2-Saison 2018/19 wurde dann deutlich, dass einige Spielerverpflichtungen und Personalentscheidungen nicht hilfreich waren, um die Aufstiegsmannschaft so zu verstärken, dass der DSC in dieser Liga eine Rolle im unteren Mittelfeld hätte mitspielen können. Die Leistungen waren zu wenig konstant und der Kader durch Verletzungen oft zu dünn, um langfristige Ausfälle wie von Justin Kelly, Andrew Schembri, Andreas und Christoph Gawlik oder Sergej Janzen kompensieren zu können. Im Rahmen der Möglichkeiten hat der DSC trotzdem reagiert. Artur Frank: „Wir haben uns durch den Wechsel auf der Torhüterposition deutlich verstärkt und haben aus meiner Sicht mit Jason Bacashihua einen der besten Torhüter der Liga geholt.“ Zusätzlich wurden mit Aaron Reinig und Dani Bindels zwei junge, hungrige Spieler verpflichtet. Im Rahmen der Kooperation mit den Straubing Tigers konnte der Kader mit Max Gläßl und Vladislav Filin verstärkt werden. Vor den Play-Downs wurde mit Kyle Just noch ein zusätzlicher Ausländer getestet, bei dem, ähnlich wie bei Try-Out-Torhüter Andrew Hare, aber nicht das Potential gesehen wurde, eine wirkliche Verstärkung für die Abstiegsrunde zu sein. Letztlich wurde auch deshalb von der Verpflichtung eines 5. Ausländers abgesehen, weil kein geeigneter Spieler auf dem Markt und weitere Unruhe in der Mannschaft vermieden werden sollte. Dazu war der DSC von den 4 vorhandenen ausländischen Spielern überzeugt, dass mit ihnen der Klassenerhalt geschafft werden würde.

Tiefpunkte in der letzten Saison waren für Artur Frank die Freistellungen von Trainer John Sicinski und Christopher Kasten: „Beim Trainerwechsel wollten wir eine Veränderung herbeiführen, von deren Sinn und Notwendigkeit wir nach wie vor überzeugt sind. Ich denke, dass wir uns nicht vorwerfen lassen müssen, dass wir nicht alles versucht hätten.“

Trotz Abstieg und der einen oder anderen negativen Erfahrung sieht die Bilanz am Ende trotzdem für Artur Frank positiv aus: „Ich habe es keinen Augenblick bereut, das Abenteuer DEL2 gewagt zu haben. Es wurde toller Eishockeysport gezeigt, der die Zuschauer begeistert hat. Das haben die außerordentlich guten Zuschauerzahlen und die Stimmung im Stadion deutlich gezeigt. Wir haben es am Ende geschafft, im ganzen Verein Ruhe zu bewahren und professionell diese schwierige Situation zu überwinden und mit voller Kraft in die Planung für die neue Saison zu gehen.“

Wichtig ist für Frank, dass die Kommunikation immer offen und ehrlich geführt wurde: „Wir haben seit Ende der Oberligasaison 2017/18 unsere Zuschauer und Sponsoren immer transparent informiert und jedem gezeigt, dass der Standort Deggendorf mit seinen Fans und Zuschauern durchaus in der Lage ist, hochklassiges Eishockey zu bieten. Wir haben es geschafft, eine feste Fangemeine auf zu bauen, die uns hier auf unserem Weg unterstützt. Das macht uns alle im Verein richtig stolz und gibt uns Kraft für die weitere Zukunft.“

In welcher Liga der Deggendorfer SC in der kommenden Spielzeit an den Start gehen wird, ist derweil noch immer nicht endgültig geklärt. Die finanziellen Probleme bei Teams aus der DEL und DEL2 sind bekannt und trotzdem hat Artur Frank wenig Hoffnung: „Wir sind zwar 1. Nachrücker, aber wir planen für die Oberliga, da das Lizensierungsverfahren für die DEL2 erst Ende Juni bis Anfang Juli abgeschlossen sein wird. Sollte sich die Möglichkeit ergeben, in die DEL2 nachrücken zu können und die dafür nötigen Rahmenbedingungen eine entsprechende Entwicklung nehmen, werden wir aber bereit sein.“

Für die neue Saison wurden bereits zahlreiche wichtige Personalentscheidungen getroffen: Mit David Zabolotny (Tor), Marcel Pfänder, Jan Niklas Pietsch, Thomas Schmid (alle Verteidigung), dem Talent Marlon Wolf und dem Königstransfer von Ex-Nationalspieler Thomas Greilinger für den Angriff konnten Spieler nach Niederbayern gelotst werden, die alle Qualitäten mitbringen, die auch in der DEL2 gefragt wären.

Die Mannschaft soll stärker werden als in der abgelaufenen Saison. Da ist sich Artur Frank sicher: „Wir haben bei einigen Spielern bestimmte Eigenschaften vermisst und wir sind sicher, dass uns die Neuen genau in diesen Bereichen helfen werden. Wir werden in Zukunft deutlich mehr Fokus auf die professionelle Einstellung, sowie den konditionellen und athletischen Fähigkeiten legen.“ Mit einigen Spielern hat man bereits gesprochen, als der Abstieg noch kein Thema war. Umso erfreulicher, dass diese jetzt trotz der unsicheren Situation ihre Unterschriften unter ihre Verträge gesetzt haben.

Auch bei den Spielern aus dem eigenen DNL-Nachwuchs wie Samuel Senft, Johannes Brunner, David Seidl und Sascha Maul ist der Vorstand zuversichtlich, dass sie den Sprung in den Seniorenbereich schaffen und dass die bereits gemachten Erfahrungen in der DEL2, sich dabei positiv auswirken werden.

Dazu werden ausschließlich weitere Akteure kommen, die in das Suchschema des DSC passen: „Wir wollen solche Spieler, die wirklich nach Deggendorf kommen wollen und mit Herz und Leidenschaft aufs Eis gehen.“

Damit das Team auf dem Eis verbessert auftritt, wurde ein erfahrener Trainer verpflichtet. Dave Allison verfügt als ehemaliger NHL-Coach und Trainer in den nordamerikanischen Ausbildungsligen unbestritten das nötige Know-How, um auf dem Eis eine schlagkräftige Mannschaft zu formen und die jungen Talente weiterzuentwickeln. Der Trainer muss zu 100% in die Philosophie des Vereins passen und nicht umgekehrt. Die Denkweise des neuen Mannes an der Bande hat auch den 1. Vorstand überzeugt: „Dave bevorzugt athletisches, schnelles Eishockey und eine aggressive Spielweise.“ Die fehlende Erfahrung in Europa ist für Frank überhaupt kein Nachteil: „Wir wollten frischen Wind und frischer kann der nicht sein.“ Helfen soll der Trainer auch bei der Besetzung der 2. Ausländerposition, die vermutlich mit einem jungen, talentierten Crack aus Nordamerika besetzt werden wird. Aber nicht nur Allison passt perfekt in die neue Philosophie des Vereins. Diese soll mit Thomas Greilinger als dem hauptverantwortlichen Trainer schon im Nachwuchsbereich umgesetzt werden.

Damit das Team diese Art des Eishockeys, die der neue Coach spielen will, auch umsetzen kann, wird der Trainings- und Fitnesszustand der Mannschaft auch im Vorfeld unter Otto Keresztes und Fitnesstrainer Marco Eder wesentlich genauer überprüft. Frank: „Unser Ziel ist es, ein positives Umfeld für die Spieler zu schaffen, in dem es keine Ausreden mehr geben kann. Dafür fordern wir aber auch absoluten Leistungswillen. Die Zeiten, in denen der eine oder andere Spieler offenbar den Eindruck hatte, dass hier Country-Club-Zustände herrschen, sind definitiv vorbei.“

Die Zielsetzung für die neue Saison ist für den Vorstand klar: „Ich gehe davon aus, dass wenn wir Oberliga spielen, zum Favoritenkreis zählen werden. Diese Rolle werden wir schon ab dem 1. Training annehmen.“

Sobald dann im August die BR-Radltour im Eisstadion Station gemacht hat, geht es für die Mannschaft wieder mit einem intensiven Vorbereitungsprogramm aufs Eis. Zum Start wird das Team ein mehrtägiges Trainingslager in der heimischen Festung an der Trat absolvieren.

Apropos Eisstadion: Auch dort wird es Veränderungen geben: Die Gespräche mit der Stadt Deggendorf bezüglich Erweiterung der Sitzplatzkapazitäten verlaufen genauso positiv wie die kontrovers diskutierte Eiszeitensituation, die in der abgelaufenen Saison für Gesprächsstoff gesorgt hatte.

Insgesamt blickt Artur Frank nicht nur sportlich positiv in die Zukunft: „Die Gespräche mit den aktuellen Sponsoren laufen sehr gut und wir konnten sogar neue Partner gewinnen. Ähnlich gut läuft der Vorverkauf der Dauerkarten. Für die Oberliga sind wir damit schon fast im geplanten Soll. Damit sind wir sportlich und finanziell sehr gut aufgestellt und schon jetzt wieder heiß auf die neue Eiszeit.“

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