Die Iserlohn Roosters kriegen ihre Schwächephasen innerhalb einer Partie nicht in den Griff: Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen gaben die Sauerländer in den letzten zehn Minuten der Partie eine 3:0-Führung aus der Hand und unterlagen letztlich bei den Kölner Haien mit 3:4 nach Penaltyschießen.
Es sei mal dahingestellt, ob die verhältnismäßig kurze Anreise war oder ob Greg Poss seinen Schützlingen nach dem verschlafenen Start gegen Mannheim einfach Beine gemacht hatte: Die Roosters begannen äußerst konzentriert und engagiert, Cornel hatte gleich mit dem ersten Shift die Chance frei vor Pantkowski im Kölner Kasten, scheiterte jedoch an der Fanghand desselbigen.
Nach einem Scheibenverlust an der gegnerischen blauen Linie entschärfte Hannibal Weitzmann an alter Wirkungsstätte mit einem Konter die erste gefährliche Aktion der Haie – und auf der Gegenseite machte Sena Acolatse es besser: Raedeke gewann das Bully auf der linken Seite, Bigras legte clever quer auf den Rechtsschützen und der hämmerte die Scheibe zur Führung in die Maschen (4.). Maciej Rutkowski hatte Pantkowski im richtigen Moment die Sicht genommen, für Bigras war es zudem der erste Scorerpunkt im Roosters-Jersey.
Die Startphase der Partie gehörte eindeutig den Gästen, doch mit zunehmendem Spielverlauf wurde Köln stärker – auch bedingt durch eine wilde Phase mit drei Zeitstrafen, zwei davon gegen die Sauerländer, ab der zwölften Minute. Die Unterzahlformationen der Roosters präsentierten sich insgesamt stabil, dennoch musste Weitzmann zweimal stark parieren. Darüber hinaus hatten die Gäste Glück, dass MacIntyre völlig blank im Slot stehend die Scheibe nicht richtig traf, sodass man diese Phase unbeschadet überstand.
Im Fünf gegen Fünf präsentierten sich die Iserlohner äußerst konzentriert, waren nach vorne stets gefährlich und absolvierten ein gutes Auftaktdrittel, sodass es mit einem zwar etwas glücklichen aber dennoch nicht verdienten Führung in die erste Pause ging.
Das gleiche Bild im zweiten Drittel: Die Kölner hatten mehr vom Spiel, doch im Slot oder spätestens beim starken Weitzmann war Schluss. Was allerdings Sorgen bereitete waren zwei weitere Unterzahlsituationen der Roosters, während der ersten parierte Weitzmann einmal glänzend (25.) und insgesamt präsentierte sich das Penalty Killing seiner Vorderleute sehr stabil. Das galt auch für die zweite Kölner Überzahlsituation ab der 30. Minute, die allerdings aufgrund eines Stockschlags gegen Weitzmann nur eine Minute dauerte. In der anschließenden einminütigen Überzahl kam Bailey aus aussichtsreicher Position zum Schuss, zielte jedoch zu zentral.
Und als sich alle Beteiligten scheinbar schon mit dem 0:1 zur Pause abgefunden hatten, schlugen die Gäste noch einmal zu: Erst klaute Poirier in der neutralen Zone die Scheibe, sein Konter wurde aber abgelaufen und es ging in die andere Richtung. Dort bereinigte Labrie ein Kölner Zwei auf Eins, ehe wieder Poirier sich die Scheibe schnappte und auf Broda gab. Der Youngster setzte sich gut durch, wollte frei von halbrechts abziehen, aber die Scheibe stellte sich auf dem schlechten Kölner Eis auf – und auf einmal kam Sven Ziegler völlig frei zum Schuss, den Rebound vom Schoner verwertete Ex-Kölner Colin Ugbekile dann 39 Sekunden vor der Pausensirene zur 2:0-Führung für seine Farben. Das war auch der Zwischenstand nach 40 Minuten.
Das letzte Drittel bot dann Stoff für eine ganze Saison: Zunächst präsentierten sich die Roosters gegen sichtlich genervt werdende Kölner weiterhin stabil und kamen im Powerplay über Tim Benders Schuss durch Pantkowskis Hosenträger sogar zum 3:0 (50.). Doch dann brachten sich die Sauerländer wie schon vor anderthalb Wochen gegen Nürnberg selbst um den Lohn. Keine Minute nach Benders Treffer kassierten die Sauerländer eine Strafe abseits des Pucks wegen Nachschlagens, in der fälligen Überzahl zog Köln den Torhüter und traf drei Sekunden vor Ablauf der Strafe zum Anschluss. Unweigerlich wurden Gedanken an die Nürnberg-Partie wach – auch bei den Protagonisten in blau und weiß, die sich nicht mehr von diesem zugegebenermaßen selbst verschuldeten Tiefschlag erholen konnten. Die Sauerländer kamen nicht mehr in die Zweikämpfe und waren defensiv ungeordnet. Das nutzte der im Slot völlig freie Austin dann fünf Minuten vor Schluss zum 2:3. Und so kam es, wie es kommen musste, wenn es anfängt, in den Köpfen zu arbeiten: Köln zog zweieinhalb Minuten vor Schluss wieder den Goalie, die Iserlohner verteidigten zwar tapfer aber kopflos und kassierten anderthalb Minuten vor dem Ende aus dem Gewühl vor Weitzmann heraus den Ausgleich durch Olver.
Besagter Weitzmann bewahrte seine Farben dann in der Schlussphase sogar noch vor einem erneuten kompletten Punktverlust und rettete auch in der darauf folgenden Overtime mehrfach in höchster Not – im Penaltyschießen hatte er dann aber gegen Thuresson und Ferraro das Nachsehen, während auf der Gegenseite kein Rooster traf, sodass die Haie sich den Extrapunkt sicherten.