Denn Coach Mikhail Nemirovsky standen nur noch dreizehn Feldspieler zur Verfügung, so wenige wie noch nie in dieser Saison. Zum Aufgebot zählten auch wieder die Youngster Paul Bechtold, Luis Bockstahler und Niclas Hempel, der als einer von vier Verteidigern viel Eiszeit bekam. Für den erkrankten Patrik Cerveny spielte Fabian Hegmann und hielt überragend.
Was das verbliebene Häufchen EHC-Cracks in Drittel eins zeigte war schlicht beeindruckend, gingen sie doch mit einer 1-0 Führung in die Kabine. Natürlich brannten die Wölfe kein Offensivfeuerwerk ab, dies war unter den gegebenen Umständen auch nicht zu erwarten, sondern legten ihr Hauptaugenmerk auf die Defensive.
In selbiger zeigten sie eine taktisch hervorragende Partie, denn sie agierten vor dem eigenen Tor kompakt, diszipliniert und kämpferisch im Verbund verteidigend. Zahlreiche Schüsse wurden geblockt, andere entschärfte Fabian Hegmann oder verfehlten das Ziel. Es gelang nicht immer, die überlegenen Krefelder aus der gefährlichen Zone fern zu halten, aber es gelang dennoch auf diese Weise, den ersten Abschnitt ohne Gegentreffer zu überstehen.
Mehr noch: Bot sich die Chance, selbst in die Offensive zu kommen, wurden sie einige Male gefährlich. Und sie waren mit dem Glück im Bunde. Sameli Venteläs Querpass in die Mitte wurde von einem Krefelder Verteidiger unhaltbar ins eigene Tor abgefälscht (7.). Ohnehin gelang es den Wölfen immer wieder, KEV-Cracks in deren Drittel in Verlegenheit zu bringen und Turnover zu kreieren.
Und diese herausragende Leistung setzte sich im zweiten Abschnitt fort mit dem genau gleichen Rezept. Zusätzlich überstand der EHC eine erste Unterzahlsituation, musste aber dennoch einen Treffer hinnehmen. Gut vier Minuten vor Drittelende traf Kretschmann aus dem Gewühl heraus.
Offensiv blieb der EHC opportunistisch und erzielte gar das zwischenzeitliche 0-2. Dennis Miller leistete zu Eero Elos Treffer in der 28. Minute die herausragende Vorabeit indem er sich die Scheibe durch die Beine zog, damit KEV-Verteidiger Söll aussteigen ließ, um dann Elo, der aus kurzer Distanz traf, von hinterm Tor perfekt zu bedienen. Weitere Chancen ließ der EHC ungenutzt, die wohl beste durch Filip Reisnecker, der im eins-gegen-null an KEV-Goalie Bick scheiterte (25.) und bereits früher auf 0-2 hätte stellen können.
In Drittel drei wurde das Wunder von Krefeld schließlich wahr. Georgiy Saakyan traf – wieder nach toller Vorarbeit von Dennis Miller, der ausgerechnet an alter Wirkungsstätte an allen drei Freiburger Treffern beteiligt war – zum entscheidenden 1-3 (48.). Danach griff wieder das Rezept aus den ersten beiden Dritteln: Disziplin und Kampf mit situativen Offensivaktionen.
Der Krefelder Anschluss in der 56. Minute änderte nichts mehr am Ausgang der Partie, zumal Niko Linsenmaier auf der eigenen Torlinie sitzend das 3-3 zwei Minuten vor Schluss verhinderte.
Was bleibt ist ein außergewöhnlicher, denkwürdiger Sieg eines (wahren) Teams, das von Beginn an alles in die Waagschale geworfen hat und am Ende belohnt wurde. Selbst Chefcoach Nemirovsky war in der Pressekonferenz „speechless“ ob der Leistung seiner Wölfe und des Restultats. Zwar wurde Fabian Hegmann – völlig verdient - als Freiburger Spieler des Abends geehrt, aber eigentlich hätten alle Cracks diese Auszeichnung an diesem Abend verdient gehabt, ganz speziell die eingangs erwähnte junge Garde.
Tore:
0:1 (06:54) Ventelä (Miller)
0:2 (27:47) Elo (Miller, Streu)
1:2 (35:15) Kretschmann (Weiß, Vandane)
1:3 (47:11) Saakyan (Miller, Ventelä)
2:3 (55:11) Lessio (Riefers)
Schüsse: Krefeld 40 (11/14/15), Freiburg 24 (9/11/4)
Strafminuten: Krefeld 6, Freiburg 2
Überzahleffizienz: Krefeld 0-1, Freiburg 1-3
Schiedsrichter: Daniel Ratz, Marcus Brill / Tobias Merten, Frederic Van Himbeck
Zuschauer: 5.663
Aufstellung:
Hegmann (Hempel)
Elo-Streu-Miller / Ventelä, Hempel
Reisnecker-Linsenmaier- Saakyan / Hafenrichter, Heider
Bechtold-Schwamberger-Bockstahler