Es ist immer schwer vorauszusehen, wie eine Mannschaft nach einer Trainerentlassung reagieren wird. Tritt der erwünschte Effekt ein oder ist die Truppe nun völlig verunsichert? Bei den Boston Bruins scheint Ersteres der Fall zu sein! Die Bruins entließen am Dienstag Jim Montgomery, nachdem sie vier ihrer letzten fünf Spiele verloren hatten. Interimstrainer Joe Sacco stand am Donnerstag im Heimspiel gegen den Utah Hockey Club erstmals in der Verantwortung und erlebte einen 1:0-Triumph seiner Mannschaft.
„Es fühlte sich ziemlich gut an, da will ich euch gar nicht anlügen“, sagte Sacco nach dem Spiel. „Umso wichtiger war es, dass unsere Jungs auch einen Sieg eingefahren haben. Ich denke, wir sind das Spiel mit einem geschäftsmäßigen Ansatz angegangen. Wir hatten einige Einzelspieler, die heute Abend wirklich die Energie in unsere Gruppe gebracht haben.“
Weiter lobte der Trainer: „Es war eine insgesamt gute Leistung von unseren Jungs. Sie haben sich wirklich reingehangen. Wir hatten natürlich einige frühe Paraden von Korpi, als wir sie brauchten, besonders gegen Ende des Spiels. Aber heute Abend war das eine gute Leistung unserer Truppe. Danach haben wir gesucht. Wir haben nach Leidenschaft und Emotionen in unserem Club gesucht. Und davon haben wir heute Abend einiges gesehen.“
Sacco ist nun erst der zweite Cheftrainer in der Geschichte der Bruins, der sein Team in seinem ersten Spiel zu einem Sieg ohne Gegentor führte. Dies gelang zuvor nur Fred Creighton in der Saison 1979/80. Er war bereits seit dem 24. Juli 2014 als Assistenztrainer in der Organisation der Bruins tätig und befindet sich nun in seiner elften Saison.
Lindholm beendet Durststrecke, Korpisalo hält Kasten sauber
Elias Lindholm erzielte in der 13. Minute des zweiten Drittels im Powerplay den Siegtreffer für Boston und beendete damit eine drei Spiele andauernde Niederlagenserie. Der Held des Spiels war allerdings Torwart Joonas Korpisalo, der seinen Kasten mit 21 Saves sauber hielt. Er verbuchte dadurch seinen zweiten Shutout in dieser Saison und den sechsten seiner Karriere.
„Die Jungs haben vor mir so gut gespielt“, lobte der Goalie. „Bei jedem Penalty-Kill habe ich das ganze Spiel über jeden Schuss gesehen. Es gab ein paar schlechte Rebounds, aber sie haben sich darum gekümmert und die Pucks rausgespielt. Es gab auch keine Odd-Man-Rushes (ein Angriffszug, wenn die Verteidigung der gegnerischen Mannschaft zahlenmäßig unterlegen ist, Anm.d.Red.). Es hat heute sehr, sehr viel Spaß gemacht, hinter den Jungs zu spielen.“
Bemerkenswert: Korpisalo ist nun einer von 10 Torhütern in der Geschichte der Bruins, die in ihren ersten acht Einsätzen mit der Franchise zwei Shutouts erzielten.
Auch Lindholm war glücklich über seinen Treffer, nachdem er über 17 Spiele kein Tor erzielt hatte. Er blickte infolge seines Treffers nach oben, als wollte er sich bei höheren Kräften bedanken. „Das war riesig. Es waren ein paar harte Spiele und eine lange Durststrecke für mich“, sagte der Torschütze. „Offensichtlich habe ich nicht gut genug gespielt. Hoffentlich kann das ein bisschen helfen und für ein bisschen mehr Selbstvertrauen sorgen.“
Kapitän Marchand „hasst die Situation“
Trotz des Sieges hinterlässt die Gesamtsituation noch immer Spuren. Bruins-Kapitän Brad Marchand sagte nach dem Spiel, bei dem ihm ein Assist gelang, dass es darum gehe, nach vorne zu schauen, obwohl man mit Montgomery einen Cheftrainer verloren habe, der das Team zu zwei aufeinanderfolgenden 100-Punkte-Saisons geführt hatte.
„Ich hasse immer noch die Situation, die entstehen musste, damit wir so reagieren konnten", sagte der Spielführer. „Es war ein gutes Spiel heute Abend, aber es ist nur ein Spiel gewesen. Wir müssen weiter darauf aufbauen und verstehen, wie wichtig es ist, jeden Tag die gleiche Anstrengung zu unternehmen. Es ist großartig für Joe, seinen ersten Sieg als Trainer dieses Teams zu holen. Ich freue mich sehr für ihn. Er ist ein Pfundskerl. Auf jeden Fall war das ein schöner Abend.“
Auch der Trainer sagte noch einmal: „In der Umkleidekabine herrschte eine gute Stimmung. Sie lebt. Aber das war jetzt nur ein Spiel. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“
Eines dürfte jedem klar sein: Erst die folgenden Wochen wird zeigen, ob der Trainereffekt nachhaltig sein wird.