... und eine offene Rechnung begleichen, aber ein kleiner, spielstarker sowie kampfkräftiger Berliner Kader spielte die Außerirdischen vierzig Minuten fast „an die Wand“. Nach zwei von drei Dritteln führten die Gäste vermeintlich sicher mit 5:1 und es machte nicht den Anschein, als wolle sich die Heimmannschaft noch einmal aufbäumen.
Am Publikum konnte es nicht gelegen haben, denn das gab alles und feuerte die Rot-Weißen, auch als sich die Gegentreffer summierten, weiter lautstark an. Welchen Knopf Coach Alexander Jacobs dann drückte, wird sein Geheimnis bleiben, aber im letzten Drittel kehrte „eine Mannschaft“ auf das Eis zurück, die spielte, kombinierte, rannte, fightete und unglaubliche 20 Minuten zeigte, in denen sie das Spiel von einer sicheren Niederlage zu einem 7:5-Sieg (1:1; 0:4; 6:0) der Aliens drehte.
In den ersten Minuten der Partie wurde gleich klar, dass das kleine, mit knapp drei Reihen angetretene Team von F.A.S.S. Berlin sich nicht in eine „Opferrolle“ begeben wollte. Durch ein frühzeitiges Stören provozierten die agilen, schnellen Berliner Aufbaufehler bei ihren Gegnern, sodass Aliens-Keeper Domenic Huch einige Male sein Können zeigen musste, um einen Rückstand zu verhindern. Nach einem schnell, über drei Stationen vorgetragenen Aliens-Angriff in der vierten Minute, schien jedoch für Ratingen alles nach Plan zu verlaufen – Jan Philipp Priebsch passte auf Marvin Moch, der den Puck ins gegnerische Drittel trieb und Kevin Wilson bediente, welcher wiederum dem Berliner Schlussmann aus kurzer Distanz bei seinem 1:0 keine Abwehrchance lies.
Der anfänglichen F.A.S.S.-Druckphase folgten jetzt verstärkte Aliens-Angriffe. Ein katastrophaler Fehlpass brachte der Berliner Offensive in der neunten Minute dann allerdings im Ratinger Drittel den Puckbesitz ein und die schwarze Scheibe hüpfte anschließend, als Folge eines zusätzlich mehr als unglücklichen Abwehrversuch eines Aliens-Verteidigers, „fröhlich“ hinter Goalie Domenic Huch die Torlinie entlang, um diese schlussendlich zum 1:1-Ausgleich zu überqueren. Die Aliens brachten sich anschließend weiter durch Ungenauigkeiten im Zuspielen immer wieder in Verlegenheit, was ihr Schlussmann mehrfach mit starken Paraden ausbügeln musste.
Nach der Pause stellten die Hausherren dann überwiegend das Eishockeyspielen ein – Aliens-Trainer Jacobs verglich die Spielweise seiner Mannschaft hinterher in der Pressekonferenz mit „Bambini-Eishockey“, womit man, nüchtern betrachtet, den Bambini eventuell Unrecht tut.
Konsequenz waren vier Tore des F.A.S.S.-Sturms in der 21., 23., 26. und 30. Minute, die für einen deutlichen 5:1-Vorsprung sorgten. Leid tun musste einem dabei insbesondere Aliens-Keeper Domenic Huch der, bis er in der 26. Spielminute entnervt vom Eis ging, von seinen Vorderleuten fast komplett im Stich gelassen wurde und trotz einer guten Leistung nichts gegen die Einschläge in seinem Kasten ausrichten konnte. Auch nach einer Auszeit mit sehr deutlichen Worten von Alexander Jacobs, welche so ziemlich jeder Besucher der Eishalle problemlos „akustisch“ wahrgenommen haben dürfte, fand Ratingen kein Mittel, Berlin ernsthaft in Gefahr zu bringen – was allerdings auch an einer herausragenden Torhüterleistung des F.A.S.S-Goalies Philipp Lücke lag, der bis zur zweiten Pause keinen der auf sein Tor zufliegenden Aliens-Schüsse passieren ließ. Entsprechend gedrückt war die Stimmung, als die zweite Pause anstand.
So gut wie niemand am Sandbach dürfte zu diesem Zeitpunkt noch einen „Pfifferling“ für die Heimmannschaft gegeben haben, aber manchmal kommt es tatsächlich doch anders, als man denkt. Marc Höveler überlistet in der 42. Spielminute mit einem verdeckten Schuss den Berliner Torwart zum 2:5, was F.A.S.S. aber noch nicht sonderlich irritierte; die Bundeshauptstädter nutzten nach wie vor unverdrossen jede sich bietende Chance zu gefährlichen Attacken.
Jetzt standen ihnen aber „andere“, engagierte, konzentrierte und sicher kombinierende Außerirdische gegenüber, die deutlich mehr Zug zum Tor zeigten und den gegnerischen Spitzen mehr und mehr den Schneid abkauften. Als Aliens-Stürmer Teemu Koskinen, von Kevin Wilson sowie Marvin Moch in Szene gesetzt, in der 45. Minute zum 3:5 zuschlug, wuchs „das zarte Pflänzchen der Hoffnung“ weiter und von den Rängen schallte der dröhnende Schlachtruf „Auf geht´s, Aliens, kämpfen und siegen!“. Die Koskinen-Wilson-Connection sorgte knapp zwei Minuten später dafür, dass Jan Philipp Priebsch während eines RIA-Powerplays zum Schuss kam und auf 4:5 verkürzte. Es dauerte dann jedoch scheinbar endlos bis zur 54. Minute, in welcher “J.P.“ Priebsch, Marvin Moch und abschließend Teemu Koskinen die furiose, unglaubliche Aufholjagd mit dem schon von den Zuschauerrängen minutenlang geforderten 5:5-Ausgleich krönten. Einmal „von der Kette gelassen“ bestürmten 26 Sekunden später wieder Marvin Moch, Teemu Koskinen sowie Kevin Wilson das gegnerische Gehäuse – und die schwarze Hartgummischeibe mogelte sich erneut unter den Schonern des wirklich guten Berliner Schlussmanns zur 6:5-Führung (55. Minute) ins Tor!
Nachdem Aliens-Keeper Richard Steffen den Vorsprung knapp zwei Minute vor Spielende mit einem „Riesensave“ für sein Team festgehalten hatte, setzten wieder Teemu Koskinen, Kevin Wilson und Jan Philipp Priebsch zum endgültigen K.O. für die Berliner an. Ein, wenn auch nicht sehr harter, aber anscheinend tückischer Schuss des Ratinger Verteidigers mit der Trikotnummer 55 traf erneut ins Tornetz – 7:5 in der 59. Minute!
Während der Pressekonferenz äußerte Berlins Verantwortlicher nachvollziehbar, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn das Spiel heute nur zwei Drittel gedauert hätte. Sein Pendant auf Ratinger Seite, Alexander Jacobs, brachte zum Ausdruck, dass diese Partie die verrückteste in seiner langjährigen Trainerlaufbahn gewesen sei. Auf die Frage, wie er seine Spieler nach den zwei eher „unterirdischen“ Dritteln für die letzten zwanzig Minuten motiviert habe, dankte er der lokalen Presse, die seiner Mannschaft nach der Niederlage im Penaltyschiessen gegen Hamm mangelnden Charakter vorgeworfen habe, weil er mit der Wiedergabe dieser Zeitungsaussage anscheinend den Nerv seines Teams, das zwei Drittel fast kopflos agierte, habe treffen können. Wenn seine Spieler so spielten, wie sie es im letzten Drittel taten, sagte er, müsse jede Mannschaft der Oberliga-Mitte-Pokalrunde mindestens Respekt, wenn nicht sogar Angst vor ihnen haben…und vielleicht würden sie ja noch verinnerlichen, dass ein Spiel nicht erst nach vierzig Minuten anfinge!
Mit diesem Sieg haben die Ratinger Ice Aliens bei sechs Heimspielen hintereinander am Sandbach das Eis als Sieger verlassen – seit der Verein der Oberliga angehört ist dies eine noch nie dagewesene Serie!
Tore für Ratingen: Wilson (2), Höveler, Koskinen (2), Priebsch (2),
Tore für Berlin: Olleff, Patrzek (2), Jentzsch (2)
Strafen Ratingen: 10 Minuten
Strafen Berlin: 06 Minuten
Schiedsrichter: L. Kopitz
Zuschauer: 302
eishockey.net / PM Ratingen
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