Was für ein dramatisches Ende: die Roten Teufel vom EC Bad Nauheim führten mit 3:1 und 4:3 gegen Tabellenführer Bietigheim Steelers und kassieren mit der Schlusssekunde den Ausgleich, um in der Overtime mit 4:5 den Kürzeren zu ziehen. "Das war ein saudummes Tor. Wir müssen da einfach cleverer spielen, wie wir es überhaupt nach dem 3:1 hätten besser machen müssen. Es reicht gegen ein Spitzenteam wie Bietigheim eben einfach nicht, 59:59 Minuten konzentriert zu spielen", sagte EC-Coach Petri Kujala nach der Partie, so dass statt drei Zählern somit nur ein Punkt zu Buche steht.
Beide Teams begannen sehr verhalten: die ersatzgeschwächten Steelers (nur fünf Verteidiger und neun Stürmer waren angereist) wollten sich erst einmal sortieren, während die Hausherren darauf bedacht waren, nicht ins offene Messer zu laufen. Somit geschah bei fünf gegen fünf zunächst nicht allzu viel, bis ein erstes Überzahlspiel für die Hessen, bei denen Marius Erk (in Essen) und Nicklas Mannes (in Düsseldorf) fehlten, etwas Zählbares bringen sollte. Ales Kranjc zog in der 7. Minute von der blauen Linie ab, Martinovic konnte nur abprallen lassen, was schlussendlich Andreas Pauli zur Führung nutzen konnte. Aber auch die Steelers bekamen ihre Powerplaychancen: Juuso Rajala saß wegen einer fragwürdigen Strafe in der Kühlbox, da traf Bietigheims Kapitän Borzecki mit einem Rebound zum Ausgleich (13.). Die Freude währte bei den Gästen aber nicht lange, denn exakt 56 Sekunden später setzte Dominik Meisinger einen Breakaway ins lange Eck perfekt zur erneuten EC-Führung ein. Es folgten drei weitere Strafen gegen die Hausherren, nachdem der Unparteiische eine eher kleinliche Regelauslegung verfolgte, doch es war Mikko Rämö, der mit zwei Weltklasse-Saves gegen nun aggressive Steelers die 2:1-Pausenführung festhielt.
Mit Beginn des Mittelabschnitts kamen die Steelers mit ordentlich Druck zurück auf das Eis. Nach nur wenigen Sekunden rettete der Pfosten nach einem Schuss von McKnight für Mikko Rämö, der sich auch im erneuten Powerplay der Gäste mit einem sensationellen Fanghandsave nach einem Schuss von Sommerfeld in einer starken Form präsentierte (29.). Apropos Überzahl: der Referee zog sich immer mehr den Unmut der Zuschauer zu, spätestens nach einer äußerst diskutablen Strafzeit gegen Jonas Gerstung, der seine Empörung darüber äußerte und obendrauf noch eine Zehnminutenstrafe kassierte, war der Mann in Schwarz der Buhmann für die EC-Anhänger. Da war das 3:1 durch Pauli in der 39. Minute natürlich Balsam auf die Seelen der Bad Nauheimer Fans sowie ein wichtiger Treffer zum so oft zitierten psychologisch richtigen Zeitpunkt, nachdem Bietigheim immer wieder schnell nach vorne spielte, so dass sich die Gastgeber auf Konter im eigenen Stadion verlagerten.
Das letzte Drittel war an Dramatik kaum noch zu überbieten: zunächst scheiterte Hofland frei vor Martinovic (46.), im Gegenzug setzte Lukes das Hartgummi zum 3:2-Anschlusstreffer in die Maschen. Zu früh kam dieses Tor, denn nun waren die Steelers wieder voll im Match und machten mit viel Tempo nur 1:47 Minuten später durch Förderlizenzspieler Shevyrin gar den Ausgleich. Von Bad Nauheim kam nicht mehr allzu viel im Spiel nach vorne, es musste wohl ein "lucky punch" her. Und man sollte ihn bekommen: zwei Mal konnten die Hessen mit zwei Mann mehr agieren, in der zweiten Situation traf Ales Kranjc zum 4:3 für die Roten Teufel. Doch damit nicht genug: zehn Sekunden vor dem Ende ging der Unparteiische nach einem Schuss von Sommerfeld erneut zum Videobeweis: kein Tor. Direkt vom Bully weg gewannen die Gäste das Hartgummi und konnten quasi mit der Schlusssirene noch einmal in einer turbulenten Szene vor dem Tor von Rämö die Scheibe irgendwie über die Linie drücken. Oder doch nicht? Oder war die Zeit schon abgelaufen? Der Schiedsrichter bemühte wieder den Videobeweis und ließ sich sehr lange Zeit mit der Entscheidung. Er gab schließlich den Treffer von Borzecki zum 4:4, so dass es in die Verlängerung ging. In dieser hatten die spielstarken Steelers das Momentum für sich und trafen durch Prommersberger 46 Sekunden vor dem Ende zum 5:4-Siegtor.
"So etwas habe ich noch nicht oft erlebt, dass wir kurz vor Schluss zwei Mal Videobeweis haben und dann mit der letzten Szene noch das Tor machen. Das war vielleicht ein wenig Glück, zumal es hier immer schwer ist zu spielen", so Bietigheims Coach Kevin Gaudet nach dem Schlusspfiff.
Am Sonntag geht es für die Kurstädter mit dem Sonderzug nach Rosenheim, am nächsten Freitag erwartet man dann zuhause die Löwen Frankfurt zum Derby (Spielbeginn 19.30 Uhr).
EC Bad Nauheim - Bietigheim Steelers 4:5 n.V. (2:1,1:0, 1:3)
Tore:
1:0 (06:30) Pauli (Kranjc, Krestan) PP1
1:1 (12:28) Borzecki (Just, Steingroß) PP1
2:1 (13:24) Meisinger
3:1 (38:05) Pauli (Dineen, Frosch)
3:2 (45:37) Lukes (Steingroß, McKnight)
3:3 (47:24) Shevyrin (Schoofs)
4:3 (55:30) Kranjc (Rajala, Krestan) PP2
4:4 (59:59) Schoofs (Borzecki, Auger)
4:5 (64:15) Prommersberger (Auger, Just)
Strafminuten: ECN 12 + 10 (Gerstung) / SCBB 16
Zuschauer: 2.098
eishockey.net / PM Bad Nauheim
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