„Aber Bären geben eben niemals auf“, sagte EHCTrainer Bernd Arnold auf der Pressekonferenz nach dem Spiel – und beschrieb damit vor allem die Geschehnisse vom fünften Gegentreffer bis zur Schlusssirene. Jene Phase, in der Neuwied noch auf 4:5 verkürzte und kurz davor war, doch noch den Ausgleich zu schießen. Dass es am Ende nicht reichte, damit konnte der EHC-Coach leben. „Gratulation an Herne, verdienter Sieg, verdiente Meisterschaft. Gratulation aber vor allem auch an meine Mannschaft, die eine tolle Moral bewiesen hat.“
Nachdem Neuwied das Hinspiel in Herne mit 4:2 gewonnen hatte, durften diesmal erneut die Gäste jubeln. Herne ist die Meisterschaft in der Regionalliga NRW damit nur noch theoretisch zu nehmen. Wiedersehen werden beide Teams sich dennoch – in der Oberliga-Aufstiegsrunde, die Anfang Januar startet. Vor offiziell 887 Zuschauern in der stimmungsvollen Bärenhöhle ließ Neuwied gleich zu Beginn eine doppelte Überzahl ungenutzt verstreichen – Sascha Panek und Jan-Anton Baron saßen auf der Strafbank. In eigener Unterzahl lief es dagegen besser: Als Andreas Czaika wegen Haltens für zwei Minuten vom Eis musste, gewann Slawomir Kiedewicz nicht nur das Bully im gegnerischen Drittel, er setzte sich auch gegen zwei Gegenspieler durch und traf in Unterzahl zum 1:0 (6.). „Ansonsten haben sich beide Teams in diesem ersten Drittel abgetastet“, sagte Hernes Trainer Krystian Sikorski, der wenig später die Partie in drei unterschiedliche Phasen einteilte. Die Phase „Abtasten“ endete übrigens unentschieden, weil Neuwied den Gästen zu viele Überzahl-Situationen anbot. Das dritte Powerplay der Partie nutzte Marc Höveler zum 1:1-Ausgleich (15.).
Im zweiten Spielabschnitt schlug das Pendel beim Schussverhältnis mit 15:13 leicht zugunsten der Gäste aus, was sich auch auf der Anzeigentafel bemerkbar machte. Anti-Jussi Miettinen bestrafte einen Fehler im Neuwieder Spielaufbau postwendend mit dem 1:2 (31.) und bereitete nach 37 Minuten in Unterzahl auch das 3:1 seiner Mannschaft vor – erneut traf Marc Höveler. Am Ende der Partie sollte Miettinen an allen fünf Toren der Gäste beteiligt sein – es war nicht zu übersehen, dass der Finne wie zahlreiche seiner Mitspieler bereits Oberligaerfahrung mitbringt. Dass Herne überhaupt in Unterzahl treffen konnte lag an der Spieldauer-Disziplinarstrafe gegen Sascha Panek, der nach einem Bandencheck mit Verletzungsfolge gegen Andreas Leufgen vorzeitig unter die Dusche musste. Leufgen musste mit einer Knieverletzung ebenfalls vom Eis. Neuwied konnte aus der Überzahlsituation kein Kapital schlagen – in der gesamten Partie taten sich die Bären in numerischer Überzahl schwer, ein effektives Powerplay auf die Beine zu stellen. Und nachdem im letzten Drittel Höveler (46.) und Miettinen (52., in Unterzahl) Herne mit 5:1 in Führung geschossen hatten, schien die Partie entschieden. Doch es folgte eine furiose Aufholjagd des EHC – angetrieben von den lautstarken Bärenfans auf der Tribüne. Herne drohte im Neuwieder Hexenkessel, indem auch die zahlreichen Gästefans kaum zu überhören waren, noch einmal einzubrechen. Willi Hamann (53.), Christian Czaika (55.) und Slawomir Kiedewicz (57.) verkürzten noch auf 4:5. Als der EHC Sekunden vor dem Ende Torwart Tim Kühlem vom Eis nehmen wollte, pfiffen die Schiedsrichter jedoch einen Wechselfehler und beendeten damit die Schlussoffensive der Gastgeber vorzeitig.
„In der zweiten Phase haben wir das Spiel dominiert und die Tore gemacht“, bilanzierte Hernes Trainer Sikorski. „Danach kam Phase drei, in der Neuwied sich noch einmal toll heran gekämpft hat.“ Zu einem erneuten Sieg gegen den Ligafavoriten sollte es am Ende aber nicht mehr reichen. „Was wir heute gesehen haben, war Eishockey vom Feinsten“, sagte EHC-Trainer Bernd Arnold. „So wollen wir das sehen, ein Kampf bis zum Ende. Wenn du dann in der Kabine sitzt und sagst, ok, wir haben verloren, aber wir haben alles gegeben, dann ist das in Ordnung. Solche Spiele warten jetzt nur noch auf uns – nächste Woche gegen Grefrath und dann vor allem danach in der Oberliga-Aufstiegsrunde. Und wenn wir da so spielen wie heute, dann sehe ich uns nicht als chancenlosen Regionalligisten, sondern als eine Mannschaft, die bis zum Ende sportlich versuchen wird, sich an die Oberliga heranzutasten.“
eishockey.net / PM EHC Neuwied
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