Im vierten Deby der Saison ziehen kämpferische Löwen erstmal in dieser Saison den Kürzeren und unterliegen mit 0:3 in Mannheim. Gedämpfte Derbystimmung; trotz aller sportlicher und tabellarischer Brisanz stand das letzte Derby der laufenden PENNY DEL Saison am 51. Spieltag im Schatten des schrecklichen Attentats in Mannheim vom Vortag. 11.955 Zuschauer schwiegen in der SAP-Arena vor der Partie in kollektivem Gedenken und sahen dann ein beinahe ungewohnt wenig „hitziges“ Aufeinandertreffen zwischen Adlern und Löwen. Dank zweier Empty-Net-Tore in den Schlusssekunden siegte Mannheim mit 3:0. Die Löwen versuchten vieles, arbeiteten hart und waren mit dem Tabellenfünften absolut auf Augenhöhe- standen am Ende aber ohne Punkte dar.
Im Schatten von...
Wann gab es zuletzt ein Derby mit nur vier Strafminuten auf jeder Seite? Nur einem Powerplay pro Team? Und dies in einer Partie, in der Mannheim noch um das Play-Off-Heimrecht kämpft und die Löwen überhaupt noch in die Endrunde einziehen wollen. Aber fast schien es, als hätte die Schweigeminute vor dem Spiel den Ton für ein „untypisches“ Derby gesetzt.
Was absolut nicht heißt, dass das Spiel nicht gut oder gar langweilig gewesen wäre. Im Gegenteil: Bis 38 Sekunden vor Schluss war die Partie so eng, wie sie nur sein konnte: Mannheim führte mit der geringstmöglichen Führung von 1:0 gegen die Löwen, die viel versuchten, heute aber bis zum Schluss glücklos blieben. Zwei Treffer ins leere Tor von Matthias Plachta, der damit seine sechswöchige Torflaute beendete und Kristian Reichel stellten den 3:0-Endstand fest. Den ersten Derbysieg der Saison zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für die Löwen. Vor der Partie auf Platz 10 stehen, wollten die Löwen natürlich nicht nur den vierten Sieg in Folge gegen den Lieblingsrivalen. Sie wollten schlicht die unbedingt notwendigen Punkte zur Sicherung des letzten Play-Off-Tabellenplatzes einfahren.
Aussichtsreiches Auswärtsspiel:
Dafür legten die Löwen ein durchaus gutes Auswärtsspiel aufs Eis. Einziger Schönheitsfehler: Sie schossen kein Tor. Trotz hoher Einsatzbereitschaft und viel Arbeit in allem Zonen der sie in den Statistiken bis ins Schlussdrittel sogar im Vorteil gegenüber den Adlern sah: 1,05 zu1,58 expectedGoals, 18 zu 13 Torschüsse, eine Minute mehr in Puckbesitz und selbst bei den Bullies hatten die Löwen minimale Vorteile. Aber: Das einzige Tor der Partie (bis in die Schlussminute) erzielten die Adler: Aus einem Zone Clearing von Jyrki Jokipakka kreierten Tom Kühnhackl und Marc Michaelis einen 2-gegen-1-Konter, an dessen Ende Kühnhackl Nebenmann Michaelis bediente, welcher nur noch ins offene Tor einschieben musste (27.). Thomas Greiss war durch den Querpass außer Position und hatte keine Abwehrgelegenheit.
Mannheims Kapitän Michaelis und auch Tom Kühnhackl waren offensiv wohl die auffälligsten Adler, die neben dem Treffer noch drei weitere gute Szenen hatten, aber immer entweder an fehlender Präzision (Michaelis, 16. Minute nach Querpass Kühnhackl) oder Löwen-Goalie Greiss (47., 53.) scheiterten. Gleiches galt für Yannik Proske (7.), der die Gelegenheit zu einer frühen Mannheimer Führung verpasste und Kris Bennett bei einem 2-gegen-1 Gegenzug (28.).
Schnörkelloses Derby:
Thomas Greiss begann das Derby in Mannheim nachdem vor zwei Tagen Cody Brenner sein Team gegen Ingolstadt zum Sieg führte und heute pausieren „durfte“. Mit 26 Saves hielt Greiss sein Team bis zum Schluss in der Partie. Vor allem ab dem 2. Drittel war Greiss in einigen kritischen Situationen mit viel Ruhe und vor allem sehr guter Reboundkontrolle zu Stelle. Der Defense der Löwen gelang es vor allem im ersten Drittel sehr gut die gefährliche Mitte dicht zu halten und das Spiel im eigenen Drittel vorwiegend in die Peripherie zu verlegen. In den zahlreichen Zweikämpfen an der Bande behaupteten sich die Löwen und dank schnörkellosem Zone-Clearings verhinderten sie, dass die Adler nachhaltigen Offensivdruck aufbauen konnten. Offensiv kamen die Löwen durch Dominik Bokk und den Nachschuss von Daniel Pfaffengut (8.). durch Maksim Matushkin per Distanzschuss (9.), Nathan Burns im Nachsetzen von Markus Schweigers Puckvortrag und Kevin Maginot aus der Halbdistanz zu guten Gelegenheiten.
Aber auch der Mannheimer Verteidigung durfte effektives Arbeiten attestiert werden. Bis nach dem Powerbreak im zweiten Drittel gelang es keinem Team sich über mehr als einen Wechsel in der Zone des Gegners festzusetzen und dauerhaften Offensivdruck aufzubauen. Zwei verunglückte Klärungsversuche verlängerten in der 32. Minute die Angriffszeit der Adler auf über drei Minuten und zwei komplette Reihenwechsel. Die Löwen waren sichtlich erledigt, hielten aber stark ihre Positionen und überstanden so auch diese heikle Situation.
Danach hatte Mannheim seine beste Phase mit mehreren Offensivzonenwechseln- eine Strafe gegen Luke Esposito bremste die Mannheimer Vorwärtsgang allerdings vor einem etwaigen „Versicherungstreffer“ aus. Sekunden vor dem Drittelende hatte Daniel Wirt zudem noch den Ausgleich auf dem Schläger, doch Wirt traf die Rücklage von Julian Napravnik nicht voll und verpasste somit das 1:1(40.).
Druck verpufft:
Mit dem Rückstand auf der Anzeigentafel versuchten die Löwen im Schlussabschnitt mehr offensiven Druck aufzubauen. Allerdings war auch die Adler-Abwehr heute voll auf der Höhe. Ein im Forechecking provozierter Puckverlust von Maksim Matushkin schickte erneut Kühnhackl auf die Reise, aber Greiss blieb abermals Sieger im „Privatduell“.
Trotz allem Einsatzes der Löwen an den Banden und in den Zweikämpfgen, gelang es den Adlern vor allem im Schlussabschnitt immer wieder die Zone zu klären, so dass die Löwen immer wieder einen Neuanlauf benötigten, um in die Angriffszone zu kommen. Möglichwerweise hätte eine erhöhte Präsenz vor dem Tor noch entscheidend mehr Unruhe in Mannheims Verteidigung stiften können- aber dass auch dies nicht gelang, darf ebenfalls den Adlern zugeschrieben werden, die vor allem sämtliche Rebounds rigoros aus der Gefahrenzone brachten.
So bissen sich die Löwen bis zum Schluss die Zähne aus und kassierten im Ergebnis eine empfindliche Derbyniederlage. Die sie in der Tabelle wieder auf Rang 11 rutschen lässt, da Wolfsburg parallel gegen Straubing gewann.
Ausblick:
Am Freitag gastieren die Löwen zum letzten Hauptrundenspiel bei den Nürnberg IceTigers. Spielbeginn in der Arena Nürnberger Versicherung ist um 19.30 Uhr.