Drei Tage nach dem ernüchternden 1:7 in Landshut mussten die Lausitzer Füchse ausgerechnet in Freiburg um Wiedergutmachung kämpfen. Ausgerechnet, weil ja das Trainerteam der Nationalmannschaft Großbritanniens hinter den Banden steht und vermutlich mit besonderem Ehrgeiz um das Prestige der drei Punkte gerungen wurde. Jedenfalls schlugen sich die Weißwasseraner in der „Echte-Helden-Arena“ tatsächlich recht heldenhaft und bescherten dem britischen Co, unserem Corey Neilson, vor 2.550 Besuchern den Sieg gegen seinen Chef, Peter Russell. Wer übrigens bisher mit dem Begriff des „ausgeglichenen Spiels“ so seine Probleme hatte: Das Duell der „pink wolves“ mit den „lusatia foxes“ war eines der ausgeglichensten ausgeglichenen Matches der Neuzeit.
Spielverlauf
Freiburg startete in Pink – und vehement. Nach knapp 30 Sekunden musste Mac Carruth im Füchse-Gehäuse bei einem Tobias-Kunz-Schrägschuss schon das erste Mal auf der Hut sein. Erster Aufreger des Spiels war in der dritten Spielminute ein Pfiff der Referees bei einem Schuss von Patrick Kurz. Die Füchse standen plötzlich zu sechst auf dem Eis. Das war – natürlich – einer zu viel und bedeutete eine kleine Bankstrafe. Sebastian Streu wurde zum Büßer bestimmt. Die Breisgauer spielten ein starkes Powerplay und setzten die Füchse gehörig unter Dauerdruck. Schüsse ließen die Unsrigen jedoch kaum zu. Einzig Cam Spiro kam mal zum Abschluss. Mike Hammond konnte endlich nach gut 80 Sekunden die Scheibe aus dem eigenen Drittel befördern und für den dringend nötigen Personalwechsel sorgen. Dann musste Ex-Fuchs Christian Neuert wegen Hakens (6.) zwei Minuten zuschauen. Aber auch die Angereisten konnten aus der numerischen Überlegenheit kein Kapital schlagen. Jordan George traf den Pfosten und Clarke Breitrkreuz (beide 7.) scheiterte aus guter Position im Slot an Ben Meisner. Alles in allem war das erste Drittel – aber nicht nur das - total ausgeglichen. Wenn unser Team in die Bredouille kam, dann nur nach dem einen oder anderen Fehlpass ohne Not. Den Zuschauern allerdings stockte in der 10. Minute kurz der Atem, als der Goalie der Freiburger bei einem seiner Ausflüge hinter sein Heiligtum die Scheibe Clarke Breitkreuz fast auf den Schläger servierte. Der hätte das leere Tor vor sich gehabt. Es war ein Hin und Her in dieser Phase mit (kleineren) Chancen auf beiden Seiten. Joel Keussen (14.) fand für seinen Pass vor das Tor keinen Abnehmer und Marc Wittfoth auf der anderen Seite seinen Meister in unserem Hüter (15.). Luke Pither vernaschte Clarke Breitkreuz im Angriffsdrittel, scheiterte jedoch ebenfalls an Mac Carruth (16.). In der gleichen Minute versuchte sich Scott Allen noch mit einem Bauerntrick, aber der Füchse-Goalie war in der bedrohten Ecke. Zum Drittelende waren die Gäste leicht überlegen und erspielten sich durch Darcy Murphy, Ondrej Pozivil und Oliver Granz noch gute Chancen. Getroffen aber hatte keine der beiden Mannschaften; also blieb es beim 0:0 zur ersten Pause.
Das „Eisschach“ setzte sich auch zu Beginn des Mittelabschnitts fort. Zwar hatten die Hausherren etwas mehr Scheibenbesitz. Gefährlich aber wurde es nicht. Erst als unser Team das Spielgerät direkt hinter der Blauen Linie verdaddelte, die Wölfe ihre Spieler in Position brachten und Philip Rießle abzog, da klingelte es auch gleich. Denn Erik Betzold hatte seine Kelle noch in die Schussbahn gebracht und unerreichbar für Mac Carruth abgefälscht. Dass das Abfälschen von Schüssen möglicherweise eine besondere Spezialität der Schwarzwälder sein könnte, bewies Nick Pageau nur 52 Sekunden später. Das blöde aus Sicht der „Russell-Bande“ war nur, dass Absender des Pucks Mychal Monteith war und das Ding hinter Ben Meisner einschlug. Binnen kürzester Zeit hieß es also wieder (oder weiter) Remis. Schon hatten sich auch die Defensivverbünde wieder formiert und gestatteten so gut wie nichts. Vielleicht schnupperten eher die Füchse am zweiten Treffer. Bei den Hereingaben in den Slot aber fehlten immer zwei bis drei Zentimeter Schlägerlänge, um Verwertbares zu Stande zu bringen. So gab es ein paar Schüsse, aber kaum Tormöglichkeiten. Nico Linsenmaier kam mal frei aus sechs Metern zum Abchluss. Da war der „Macker“ aber da (31.). Ein Törchen in der Luft lag auch, als Jannik Herm zwei Strafminuten abbrummte. Aber es fiel keines. Und bei Ondrej Pozivils Gewalt-Schrägschuss stand der Pfosten des Freiburger Gehäuses im Wege (35.). Es setzte dann noch zwei Strafminuten gegen Daniel Schwamberger. Aber diese Penalty killten die Blau-Gelben grandios und ließen aber auch gar nichts zu.
Auch in den (vermeintlichen) Schlussabschnitt starten die Heimischen besser. Nach tollem Zuspiel von Scott Allen stand Nikolas Linsenmaier plötzlich frei vor Mac Carruth, kam an unserem Hüter aber nicht vorbei (42.). Dann waren unsere Jungs dran. Robert Farmer setzte zum Sololauf an. Beim Abschluss aber stellte sich die Scheibe auf, und Meisner konnte klären. Als das Hartgummiteil zu unserer Nummer 19 zurückrutschte, nahm der sofort den Schuss, der Wölfe-Goalie musste prallen lassen und Darcy Murphy stand goldrichtig. Jetzt schienen die Ostsachsen das Match in den Griff zu bekommen. Jakub Kania, schön freigespielt, verzog aus etwa sechs Metern um Zentimeter (46.). Dann gab es eine umstrittene Strafe für Daniel Schwamberger, der seine Keller extra noch losließ, um seinen Gegenspieler nicht zu behindern. Der aber stürzte und die Füchse gerieten in Unterzahl. Weil sich drei Gelbe nach rechts orientierten, war links freie Bahn. Das sah Marc Wittfoth, der mustergültig auf Luke Pither ablegte. Und der Kanadier hatte keine Mühe, den Puck am langen Pfosten über die Linie zu drücken. Es ging wieder von vorne los. Und so ganz clever agierten unsere Cracks nun nicht. Robert Farmer hatte Glück, dass er für zwei „tatmehrheitliche“, lupenreine Stockchecks gegen Linsenmaier nur einmal zwei Minuten bekam. Auch Joel Keussen holte sich noch eine Zwangspause ab, an sich unnötig, aber ohne Folgen. Zwischen den beiden Powerplays der Wölfe krachte Luke Pither den Puck noch an den Pfosten (53.). Beim zweiten Überzahlspiel konnten sich die „Pinkenen“ permanent in unserer Zone festsetzen, hatten auch mehrere Abschlüsse, aber Mac Carruth war richtig „on fire“. So kratzte unser Schlussmann auch einen von Chris Billich noch abgefälschten Linsenmaier-Schuss mit der Schulter aus dem Kreuzeck (55.). Wieder komplett befreite sich Weißwasser vom Schwarzwälder Druck. Jordan George scheiterte mit der Rückhand an Meisner (58.). Und als dann Linsenmaier 2:19 min. vor Ultimo auch noch eine Strafe bekam, hätten Murphy und George noch in regulärer Zeit den Sack zumachen können – taten sie aber nicht.
So ging es – an sich logisch nach so viel Ausgeglichenheit – in die Verlängerung. Das war ja bisher gar nicht die Spezialität der Oberlausitzer. Und auch diesmal spielten sie mit dem Feuer, verbrannten sich aber nicht. Als Ondrej Pozivil die Lücke in der Breisgauer Defensive erkannte, zog er trocken ab und das Netz bauschte auf. Endlich mal ein Füchse-Sieg nach mehr als drei Dritteln. Und wirklich unverdient war der auch nicht!
Schlüsselszene
Na logisch, die Verlängerung. Denn da fiel ja das Tor, das maßgeblich über die Punkteverteilung entschied. Wie riskant die Füchse bei drei gegen drei allerdings agierten und den Heimischen gleich zwei Sololäufe ermöglichten, die beide der Top-Scorer Cam Spiro bekam, hatte etwas von Harakiri. Einmal verzog der Rothelm, einmal rettete Mac Carruth spektakulär. Erst das gab „Poggy“ Pozivil die Gelegenheit zum „sudden death“.
Serienbruch
Aller guten Dinge sind nun fünf. Viermal Overtime hieß für unsere Jungs, viermal der Loser zu sein. Im fünften Anlauf wurde der Bock nun umgestoßen und der Zusatzpunkt geholt.
Defensivverhalten
Es war das Spiel zweier Mannschaften, die beide hinten nichts anbrennen lassen wollten. Dabei knüpften die Weißwasseraner an das gute Abwehrverhalten in den Begegnungen mit Kaufbeuren und Heilbronn wieder an. Mag Freiburg auch sechs Torschüsse mehr gehabt haben als die Unsrigen, so waren die klaren Einschussmöglichkeiten – auf beiden Seiten – doch sehr rar gesät.
Spielaufbau
Beide Mannschaften versuchten es immer wieder mit langen Pässen, nachdem die Mittelzone kaum Platz für einen geordneten Spielaufbau bot. Aber „Langholz“ war diesmal auch nicht das probate Mittel, weil die Verteidiger stets tief warteten und die Angreifer so nur eher selten mit dem Spielgerät aus den Bandenecken kamen.
Der Top-Spieler:Mac Carruth
Es wurde nicht oft wirklich brenzlig. Aber immer wenn, dann war unsere Nummer 78 zur Stelle. Mit stoischer Ruhe, richtig gutem Stellungsspiel und tollen Reflexen gab der „Macker“ den 1932ern die Siegchance, die sie diesmal auch ergriffen.
Die Trainerstimmen
Peter Russell: „Es war ein starkes Spiel und eine sehr gute Leistung meiner Mannschaft. Vor allem sind wir mit viel Tempo durch die neutrale Zone gegangen. Aber ich muss auch dem Gegner ein Kompliment zollen. Denn der war sehr stark. Trotzdem haben wir immer dagegen gehalten und oft gute und richtige Entscheidungen getroffen. Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung. In einem offenen Match hatten auch wir die Chancen zum Sieg, vor allem mit den beiden guten Möglichkeiten in der Overtime. Mag auch das Resultat für uns etwas unglücklich sein, so gibt es doch keinen Grund, sich zu ärgern.“
Corey Neilson: „Es war ein großartiges, schnelles Spiel vor einem tollen Publikum, das den Mannschaften lautstark viel Energie gab. Über die Leistung meiner Mannschaft bin ich nach der zehnstündigen Busfahrt sehr froh. Wir haben gegen starke Freiburger defensiv gut gestanden. Der Unterschied zum Dienstag in Landshut war, das Freiburg nicht so defensiv gespielt hat, wir nicht so inaktiv waren und unser Torhüter hervorragend gehalten hat. Wenn man am Ende des Tages gewinnt, dann ist man immer froh. Und das bin ich heute.“
Die Statistik
Tore:
1:0 (24.) E. Betzold (C. Spiro - P.Rießle)
1:1 (25.) M. Monteith ( J. Keussen - D. Murphy )
1:2 (44.) D. Murphy ( R. Farmer - E. Mik)
2:2 (47.) L. Pither ( E. Betzold - M. Wittfoth PP-1)
2:3 (63.) O. Pozivil (R. Farmer - M. Carruth)