Der Befreiungsschlag ist ausgeblieben! Drei Tage vor Silvester führten unsere Füchse bis zur 45. Spielminute mit 1:0, mussten sich den Dresdner Eislöwen dann aber doch noch mit 1:3 geschlagen geben. Einmal mehr konnte eine Führung nicht verteidigt und/ oder ausgebaut werden. Einmal mehr ging eines der sogenannten „engen Spiele“ an den Kontrahenten. Tatsächlich begannen beide Mannschaften strikt defensiv. Um vier Sturmreihen aufbieten zu können, beorderte Trainer Chris Straube Philip Kuschel diesmal in den Sturm. Neben unserem Kanada-Duo lief heuer Toni Ritter auf. Richie Mueller stürmte mit Ilja Fleischmann und Tim Detig in der dritten Linie. Nach 20 Minuten allerdings waren neue „Planspiele“ vonnöten. Gleich drei blau-gelbe Cracks mussten passen. Und unter dem Strich ging der Sieg der Dresdner durchaus in Ordnung. Zumindest zwei Drittel lang waren die Gäste das stringentere Team.
Die Partie kam zunächst nur ganz, ganz langsam in Fahrt. Beide Mannschaften waren vordergründig darauf bedacht, keine Fehler zu machen. Sie neutralisierten sich sehr oft in der Mittelzone. Kam die Scheibe tief, standen die Abwehrverbünde sicher. Nach fünf Minuten zählten die Statistiker je ein Schüsschen. Rund um das Powerbreak wurden die Gäste stärker und unsere Jungs produzierten die ersten kleinen Nachlässigkeiten. Einen Versuch von Jordan Knackstedt, der frei aus sieben Metern abzog, killte Leon Hungerecker mit der Stockhand. Direkt nach der Werbepause bekamen die Eislöwen ein drei auf eins geboten. Knackstedt entschied sich für den Schuss Richtung kurzes Eck. Das machte Hungerecker dicht (beides 9.). Auch nach 12 Minuten war es der Dresdner Top-Scorer, der unseren Hüter prüfte, aber zum dritten Mal den Kürzeren zog, weil Hungerecker mit der rechten Matte im bedrohten Eck war. Im Gegenzug hatte Peter Quenneville plötzlich viel Platz. Hier rettete Yanick Schwendener mit dem linken Schoner und legte die Fanghand auf das Spielgerät (noch 12.). Bis kurz vor der ersten Sirene blieb das die einzige EHC-Chance. Die Gäste hatten deren viele. David Rundqvist frei aus sechs Metern (13.) und Yannick Drews, der sogar zum eigenen Rebound kam (14.), stellten unseren Goalie auf lösbare Bewährungsproben. Unsere Cracks leisteten sich da sehr viele Scheibenverluste. Dresden agierte organisierter und stabiler in den Zweikämpfen und erarbeitete sich dadurch auch ein Plus an Tormöglichkeiten. Die Beste davon hatten Matej Mrazek und Timo Walther, die nach einer Knackstedt-Hereingabe frei vor Hungerecker standen, aber den Puck nicht an unserem Torwart vorbeibrachten (19.). Und fast mit Ablauf der ersten 20 Minuten zog Richie Mueller nochmal schräg ab. Doch der Eislöwen-Goalie war wachsam. Es war die letzte Aktion unserer Nummer 61.
Denn zum Mittelabschnitt musste Trainer Straube viel umbauen. Neben Mueller fehlten auch Kapitän Clarke Breitkreuz, der sich eine Schnittverletzung an der Hand zugezogen hatte, und Stéphane Döring. Trotzdem begannen unsere Blau-Gelben viel couragierter. Jens Baxmann zentral aus fünf Metern (21.) und auch Tim Detig aus vergleichbarer Position (22.) fanden in Schwendener ihren Meister. Nach 26 Minuten gab es das erste Schwimmfest in unserer Defensivzone. Der Kelch ging aber vorbei, weil Hungerecker bravourös bei einem zwei gegen eins gegen David Rundqvist klärte. Es folgten die ersten Strafen. Das Powerplay der Angereisten wirkte zwingender, weil fast jede Gelegenheit zum Schießen auch genutzt wurde. In der EHC-Überzahl musste nach dem Breitkreuz-Ausfall improvisiert werden. Eric Valentin hatte das dickste Ding auf dem Schläger. Wenig später zog Steve Hanusch vor den Schwendener-Kasten, legte aber vorbei (beides 32.). Als Tim Detig zum zweiten Male auf der Strafbank saß, blockte Roope Mäkitalo einen Schuss von David Suvanto hervorragend (34.). Gegenüber verfehlte Hunter Garlent aus kurzer Distanz das kurze Eck (35.). Dann verdaddelte Paul Reiner im eigenen Drittel die Scheibe. Leon Hungerecker bügelte den Patzer gegen Vladislav Filin super aus (36.). Und dann fiel die Füchse-Führung. Garlent wackelte Mike Schmitz aus und schlenzte ganz präzise unten links ein. Sollte es doch die Geduld sein, die sich auszahlt? Es folgte gar noch ein Powerplay für die Unsrigen, als Jannis Kälble Garlent gelegt hatte. Die Top-Möglichkeit hatte aber Timo Walther nach Knackstedt-Pass. Zum Lausitzer Glück war Hungerecker auch da auf der Höhe (40.).
Nach Wiederbeginn und noch in Überzahl stoppte Schwendener eine gute Quenneville-Direktabnahme (41.), ehe Dresden wieder die Spielregie übernahm. Als der Puck nach einem Kälble-Versuch übers Eis hoppelte, nahm ihn Tom Knobloch aus der Luft und zimmerte ihn an den Pfosten (43.). Danach war dann auch der starke Leon Hungerecker machtlos. David Rundqvist hatte „gegenspielerfrei“ alle Zeit, sich das freie lange Eck auszugucken und einzuschießen. Die Blau-Weißen entwickelten jetzt deutlich mehr Zug zum Tor. Maximilian Kolb zielte knapp über das kurze Kreuzeck (47.). Nach einem Schlagschuss von Philipp Kuhnekath war Hungerecker mit der Schulter da (49.), ehe – mit etwas Zufall – Toni Ritter zu einem Schrägschuss kam, der den Weg durch Schwendeners Matratzen aber nicht fand (50.). Wie schon in der ersten Periode standen die Elbestädter hinten sehr sicher, ließen wenig zu und beschäftigten unsere Abwehr immer wieder. Eine der seltenen Ausnahme erarbeitete sich Steve Hanusch, der mit der Rückhand schlenzte, doch nur den Pfosten traf. Beim Reboundversuch wurde Peter Quenneville abgekocht (53.). Eine Strafe gegen Jens Baxmann überstanden die Oberlausitzer unbeschadet, weil Leon Hungerecker gegen David Suvanto am langen Pfosten einen Treffer verhinderte (55.). Etwas später war dann auch unser bester Mann ohne Chance. Filin schickte die Scheibe Richtung Tor, Rundqvist fälschte sie ins Netz ab. Spiel gedreht durch die Brockmann-Schützlinge! Es folgte ein klares Beinstellen gegen Baxmann, das nicht geahndet wurde. Und als unser Hüter für den sechsten Feldspieler Platz gemacht hatte, schickte Knackstedt das Spielgerät ins verwaiste Gehäuse.
Mithin konnten die Füchse die Talfahrt auch im Duell mit dem Erzrivalen nicht stoppen. Das Gefühl eines „Derbys“ kam heuer nie auf. Nicht nur, dass die Zuschauer fehlten. Insgesamt bot die Partie viele Längen und nur wenig Spektakuläres. Am Ende entschieden die bessere Tiefe im Kader der Elbflorenzer und deren ersichtlich besseres Selbstvertrauen. Mit nur einem eigenen Treffer sind Punkte eben kaum zu holen.
Schlüsselszene
Das späte 2:1 der Eislöwen stellte die Weichen für die Gäste auf Sieg.
Ausfallliste
Für Clarke Breitkreuz und Richard Mueller ging es nach dem ersten Drittel ins Krankenhaus. Der Kapitän zog sich eine Schnittwunde am Finger zu. Bei „Richie“ dauern die Untersuchungen zu den Folgen eines Checks an. Und Stéphane Döring musste mit muskulären Problemen passen.
Comeback
Steve Hanusch feierte ein auffälliges Comeback. Unser Abwehrmann hatte seinen grippalen Infekt auskuriert und ließ in jeder Aktion den Siegeswillen erkennen. Bei zwei schönen Einzelleistungen hatte „Otto“ Abschlusspech. Nach der Sirene war der Frust des Heimkehrers nicht zu verkennen.
Bullyquote
37:24 lautete die Quote gewonnener Anspiele pro Dresden. Kein EHC-Spieler hat eine positive Bully-Bilanz, aber alle Eislöwencracks.
Geburtstagskind
Referee Mischa Apel hatte am heutigen Spieltag Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch, Nummer drei! Die Unparteiischen machten übrigens einen unauffälligen und damit guten Job.
Goalie-Resümee
„Wir wussten, dass es ein körperlich hartes Spiel würde gegen Dresden. Und ich denke, wir haben gut dagegengehalten. Dann haben wir das 1:0 geschossen. Da war alles ‚Friede, Freude, Eierkuchen‘. Aber es kam, wie zuletzt immer wieder. Wir machen kleine Fehler, die bestraft werden. Das müssen wir endlich abstellen, den Kopf hochnehmen und dann gegen Selb gewinnen.“ (Leon Hungerecker)
Der Top-Spieler: Janick Schwendener
Bei 23:40 Torschüssen schien der Dresdner Keeper nicht unbedingt überbeschäftigt. Aber er war stets dann zur Stelle, wenn das knappe Match hätte auch einen anderen Verlauf nehmen können. Beide Schlussleute waren heute die jeweils besten Akteure ihrer Teams.