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Hochverdienter Punktgewinn der Füchse

Þ31 Dezember 2019, 00:40
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Lausitzer Füchse
Lausitzer Füchse

Es soll ja noch Leute geben, die Eishockeyspiele dann beurteilen, wenn sie die auch gesehen haben. Und das, was die Lausitzer Füchse heute in Landshut auf das Eis gebracht haben, war die beste Leistung seit dem 1:0 gegen Kassel: Kämpferisch stark, keinem Zweikampf aus dem Weg gehend, defensiv beachtlich, da auch die Stürmer schnell zurück waren, spielerisch mit sehr vielen lichten Momenten und auch mit reichlich Torabschlüssen. Dass es am Ende beim 4:5 nach Verlängerung vor 3.309 Zuschauern nur zu einem Zähler reichte, erklärt am ehesten ein Blick auf die special teams. Die Tore zum 1:0, 3:2 und 5:4 erzielten die Cracks von Axel Kammerer bei Überzahl, einmal sogar bei doppeltem Spielervorteil. Es wurden 18 Strafminuten gegen die Ostsachsen verhängt, die für sieben Powerplays reichten.Dagegen durften die Bau-Gelben nur einmal zwei Minuten und dann noch eine knappe Minute, alles erst im letzten Drittel (!), mal mit einem Mann mehr ran. Wie formuliert man es vorsichtig: Die Referees heute haben das Spiel definitiv nicht auswärtslastig geleitet!

Spielverlauf

Wieder einmal denkbar schlecht begann jedoch das erste Drittel. Nach einer kurzen Abtastphase zog Clarke Breitkreuz wegen Beinstellen schon nach knapp 90 Sekunden die erste Strafe. Und 18 Sekunden nach dem Bully nutzten dies die Hausherren. Robbie Czarnik versenkte trocken den Puck aus halblinker Position im langen oberen Eck. Unbeeindruckt von diesem Rückstand verlagerten die Füchse das Spiel ins Angriffsdrittel und setzten die Gastgeber ordentlich unter Druck. Drei Schussversuche in dieser Phase von Joel Keussen (3.) verfehlten aber ihr Ziel. Mac Carruth musste in der 6. Minute erstmals sein Können bei einem Tipp-in Versuch von Max Hofbauer zeigen. Auch bei einem Versuch von Marc Schmidpeter (7.) blieb der Füchse-Goalie Sieger. Auf der anderen Seite war Jaroslav Hübl, der Landshuter Goalie, bei einem Schuss von Olli Granz gefragt. Jordan George verpasste kurz darauf frei vor dem Tor nach schönem Zuspiel von Mike Hammond den Ausgleich (8.). Dann waren wieder die Gastgeber am Zuge. Über die Stationen Robbie Czarnik und Mathieu Pompei kam der Puck zu Alexander Ehl, der aber aus kurzer Distanz an Carruth scheiterte (12.). Bei einem Schuss von Hofbauer konnte Mac gerade so noch seinen Fanghandschuh an das Spielgerät bringen und es so vom Einschlag fernhalten. Fast im Gegenzug fiel der Ausgleich durch Robert Farmer (17.), der die Scheibe mustergültig von Darcy Murphy serviert bekam und auch dem Landshuter Schlussmann im Eins gegen Eins keine Chance ließ. Direkt nach dem Treffer gingen die Füchse weiter aggressiv ins Forechecking und ließen den Landshutern kaum Platz für einen geordneten Spielaufbau. Die letzte Chance in den ersten 20 Minuten hatten dann folgerichtig die Füchse, als Oliver Granz die Scheibe im Angriffsdrittel hielt und auf das Tor brachte. Aber Hammond und auch Murphy verpassten die kleine Schwarze.

Den Start in den Mittelabschnitt verschliefen unsere Jungs total. Schon nach nur 10 Sekunden verfehlte Maximilian Brandl, von Czarnik und Pompei bestens freigespielt, am langen Pfosten das leere Netz. Weitere 27 Sekunden später bekam Czarnik unattackiert aus sechs Metern frei die Schusschance – und klinkte unter Mithilfe des Torgestänges hoch ein. Und weiter ging es auf das Carruth-Gehäuse. Feodor Boiarchinov ließ sich von Maximilian Forster vernaschen, der freistehend an unserem Hüter scheiterte (22.). Nur Augenblicke danach holte sich Jordan George das Spielgerät an der eigenen Blauen Linie, verdammte Dominik Bohac zur Slalomstange und schoss zum Ausgleich ein. Und wieder nur Sekunden später versetzte Jeff Hayes unsere Verteidiger Karrer und Keussen, kam aber nicht an Carruth vorbei (24.). Es folgte eine Strafenorgie: Monteith raus (25.), Keussen und Pompei raus (26.). Da hatte Max Hofbauer eine Großchance zum 3:2, musste aus vier Metern allerdings die Klasse unseres Schlussmannes anerkennen (27.). Und die Referees blieben „wichtig“: Schwamberger (30.) und Breitkreuz raus (31.), was den Gastgebern 1:32 min. doppelten Spielervorteil bescherte. Nicht raus brachte Philip Kuschel den Puck, obwohl er ihn unbedrängt hatte. Czarnik fing die Scheibe ab, schob zu Max Forster und der nagelte aus spitzem Winkel direkt ein. Kaum hatte Kevin Wehrs seine Doppelchance gegen Carruth liegengelassen (33.), da musste Schwamberger auf die Strafbank, weil er EVL-Keeper Hübl berührt hatte. Nur sechs Sekunden später musste Mathieu Pompei raus – ein Konzessionsentscheidung; und lächerlich dazu. Ein Schrägschlagschuss von Jordan George aus vielleicht fünf Metern verfehlte um wenige Zentimeter das Ziel (35.), ehe Mychal Monteith eliminiert wurde. Der hatte seinen Gegenspieler an der Bande eingeklemmt, was im Eishockey offenbar einem Novum gleich kam (36.). Während der Strafzeit parierte Mac Carruth einen Czarnik-Schuss mit der Maske (36.), ehe kurz nach der Rückkehr unserer 58 und einem Kronthaler-Fernschuss Chaos vor unserem Torwart ausbrach, der die Position und den Schläger verlor, was Forster aber nicht nutzen konnte (38.). Dann fiel es doch, das 4:2. Marc Schmidpeter hatte zu viel Platz und vom Torpfosten sprang der Puck über die Linie. Selbst das brachte unsere Mannschaft diesmal nicht aus der Fassung. Darcy Murphy erzwang hinter dem Hübl-Gehäuse den Fehler von Kevin Wehrs, bediente Kapitän Breitkreuz, der das 3:4 besorgte. In einem an sich sehr fairen Match lautete das Strafenverhältnis nach 40 Minuten höchst auffällig 16:6 gegen Weißwassser.

War früher im Fuchsbau Ralf Hantschke für „klärende Pausengespräche“ mit den Gestreiften zuständig, ist nicht überliefert, ob und gegebenenfalls wer in der zweiten Pause auf das krasse Strafen-Missverhältnis hingewiesen haben könnte. Jedenfalls wurde zunächst Robbie Czarnik wegen angeblichen Stockschlags ausgeschlossen. Das verschaffte den Angereisten in Minute 42 knappe 60 Sekunden Überzahl; praktisch die erste längere Powerplaysituation. In der versuchte sich Hammond im Slot in Baseball-Manier vor Hübl, konnte den rot-weißen Schlussmann aber nicht überwinden. Nach einem George-Schuss wischte unser Top-Scorer am langen Pfosten über die Scheibe (43.). Dann gab es tatsächlich auch einmal eine „echte“ Strafe. Elia Ostwald traf unsere Nummer 90 mit hohem Stock am Kopf. Das beste Penaltykilling der Liga ließ nicht so viel zu. Mike Hammond zog frei ab, aber traf genau den Körper des niederbayrischen Torwarts (44.). Fortan spielte, ackerte, schoss und kämpfte nur noch eine Mannschaft. Weder Farmer, noch Granz, mehrfach Hammond oder George brachten in dem nun höchst einseitigen Spiel den Puck ins Tor. Bei 56:01min. zog EVL-Coach Axel Kammerer seinen letzten Joker: Er nahm zwecks „Beruhigung“ die Auszeit. Am Spielverlauf änderte sich nichts. Andres, Kania und Hammond befeuerten weiter das Landshuter Tor. Zählbares blieb zunächst aus. Bei 2:14 min. vor dem Ende forderte Corey Neilson die Auszeit und beorderte Mac Carruth für den sechsten Feldspieler vom Eis. Und Weißwasser erzielte das „Tor des Willens“. Nach Schüssen von Hammond, Farmer und George arbeitete Darcy Murphy den Puck zum hochverdienten 4:4 ins Netz. Dieser Treffer schien die Gestreiften wieder zu „mehr Wichtigkeit“ zu erwecken. Einen harmlosen Zweikampf vor der Bande bewerteten die Spielleiter als Check gegen Letztgenannte und schickten Daniel Schwamberger auf das Sünderbänkchen. Kevin Wehrs und vor allem Robbie Czarnik konnten das „Geschenk“ aber zunächst nicht nutzen, weil Mac Carruth famos hielt.

Allerdings ging es mit 60 Sekunden Unterzahl in die Overtime. Und da hämmerte Czarnik das Hartgummiteil aus vergleichbarer Position wie beim 0:1 mit Hilfe des Torrahmens in unsere Maschen. Sudden death nach 35 Sekunden… Es ist sicher nicht an der Zeit, „Durchhalteparolen“ wie die, dass wenn du unten stehst, zum fehlenden Glück noch Pech hinzukomme, zu bemühen. Allerdings hatte unser Team ob der Strafenkonstellation heute tatsächlich keine dem EVL gleiche Chance, den Sieg abzuholen. Aber der, der das Match gesehen hat, muss nicht mit den schlechtesten Gefühlen Richtung Hockey Open Air blicken.

Schlüsselszene

Das Spiel entschieden hat erst der Überzahltreffer in der Overtime nach der höchst umstrittenen Schwamberger-Herausstellung. Allerdings hätten das 2:3 und 2:4 aus Füchse-Sicht durchaus verhindert werden können, was allein den Weg bis zum Punktgewinn sehr lang machte.

Aufreger

Man mag ja über diverse der gegen die Füchse und auch der gegen den EVL ausgesprochenen Strafen diskutieren können. Aber warum Clarke Breitkreuz bei schon laufender Herausstellung gegen Daniel Schwamberger auch noch vom Eis musste, weil Mathieu Pompei mit seinen Schlittschuhen in Clinch geriet und stürzte, das weiß nur der Eishockey-Gott.

Kernenergie

In Bayern scheint die Energiewelt trotz politischer Panikmache und Stromgewinnungs-Wende-Hysterie noch in Ordnung. Zumindest wird beim EVL das Kernkraftwerk Isar sogar noch beworben!

Spaßvogel

Was für ein schöner Gag von Mac Carruth! Derweil die Auszeit der Füchse lief, schaufelte der EHC-Keeper eine kleine „Schneewand“ kurz vor die Linie seines Heiligtums, das er nun verlassen würde. Der Linesman hatte für dererlei „Mauerbau“ kein Verständnis und kratzte das Carruth-Bauwerk einfach mit dem Schlittschuh wieder weg.

Der Top-Spieler: Robbie Czarnik

Drei Tore, ein Assist – dazu jede Menge gescheite Pässe und kraftvolle, gut gezielte Torabschlüsse: Der Ex-Eispirat klaute den Füchsen die Punkte fast im Alleingang.

Die Trainerstimmen

Axel Kammerer: „Ich weiß gar nicht, ob ich mich heute freuen soll. Wir hatten die Chance, uns im zweiten Drittel und nach dem 4:2 die drei Punkte zu sichern. Das unnötige dritte Gegentor hätten wir da nicht mehr kriegen dürfen. Im Schlussabschnitt haben die Füchse dann viel Druck gemacht. Ich denke dennoch, dass der Sieg verdient war, da wir trotz des 4:4 noch zurückgekommen sind und das entscheidende Tor gemacht haben. Richtig ist aber auch, dass wir heute nicht so konsequent verteidigt haben, wie zuletzt beim Sieg gegen Kaufbeuren. Die Tore von Robbie Czarnik waren allein das Eintrittsgeld wert. Überhaupt haben wir alles nur sehr schöne Tore geschossen. Ich hätte zwar gerne drei Punkte gehabt. Aber ein Sieg über Weißwasser ist für uns noch immer etwas besonderes.“

Corey Neilson: „Landshut ist eine gute Mannschaft. Die Atmosphäre im Stadion und die Stimmung waren toll. Axels Team hat sehr körperbetont und clever gespielt. Die haben auch richtig gute Schützen. Das erste Drittel war ausgeglichen. In der zweiten Periode haben die Offiziellen, so denke ich, keinen guten Job gemacht. Das werde ich mir nochmal auf Video anschauen. Aber es war für mich und die Mannschaft frustrierend. Im Schlussdrittel haben wir sehr hart gearbeitet und uns noch den Punkt geholt. Ich bin stolz auf meine Jungs. Trotz der relativ kleinen Mannschaft haben wir hier eine richtig gute Leistung abgeliefert.“

Die Statistik

Tore:
1:0 (2.) Robbie Czarnik ( Kevin Wehrs , Mathieu Pompei PP-1)
1:1 (17.) Robert Farmer ( Darcy Murphy )
2:1 (21.) Robbie Czarnik ( Dominik Bohac , Mathieu Pompei )
2:2 (23.) Jordan George ( Mike Hammond , Ondrej Pozivil )
3:2 (31.) Maximilian Forster ( Robbie Czarnik PP-2)
4:2 (39.) Marc Schmidpeter ( Jeff Hayes , Christoph Fischhaber )
4:3 (40.) Clarke Breitkreuz ( Darcy Murphy )
4:4 (59.) Darcy Murphy ( Clarke Breitkreuz , Robert Farmer EN EQ)
5:4 (61.) Robbie Czarnik ( Kevin Wehrs , Christoph Fischhaber PP-1)

Strafminuten: Landshut: 10 Weißwasser:18

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