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Kämpfen, kratzen und beißen

Þ03 April 2014, 20:01
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Selb gegen Crimmitschau, Blau-Weiß gegen Rot-Weiß: Die fünfte Jahreszeit im Eishockey erfährt an diesem Wochenende einen weiteren Höhepunkt. In der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga (DEL 2) stehen sich die beiden Erzrivalen aus früheren Jahren erstmals seit dem 11. März 2001 wieder in Pflichtspielen gegenüber. Und da werden, wie einst, am morgigen Freitag (20 Uhr) in Selb und am Sonntag (18 Uhr) in Crimmitschau die Eishallen brennen vor Emotionen.

Bei den „Wölfen“ haben die beiden Auftaktniederlagen gegen Frankfurt und Kassel die ersten kritischen Stimmen in dieser bislang so erfolgreichen Saison aufkommen lassen. In Crimmitschau hängt seit Monaten schon der Haussegen schief. Zum sechsten Mal in Folge hat der ETC den Sprung in die Play-offs verpasst. Und nachdem die „Eispiraten“ die Hauptrunde der DEL 2 abgeschlagen auf dem letzten Platz beendet hatten, haben sie auch in den Play-downs gegen den EC Bad Nauheim den frühzeitigen Klassenerhalt verpasst, der so wichtig wäre für den Eishockeystandort in Westsachsen.

Die Fans, die längst und bei weitem nicht mehr in den Scharen wie in den 90er-Jahren in den berüchtigten Crimmitschauer Sahnpark strömen, hatten schon im Oktober nach wenigen Spieltagen mit Sprechchören und auf einem Plakat den Rauswurf von Trainer Fabian Dahlem gefordert. Und die Kritik an den 48-jährigen Übungsleiter ist bis heute nicht leiser geworden. Bei den Anhängern nicht – und bei den Medien nicht.

Vom „kritikresistenten und schönredenden Trainer Fabian Dahlem“, schreibt die Chemnitzer Morgenpost vor den beiden Spielen gegen die „Wölfe“. Der Hintergrund: Obwohl viele Spieler auf dem Zahnfleisch kriechen würden, hätten die jungen und konkurrenzfähigen Talente Jan Tramm, Kevin Piehler und Benjamin Kronawitter in der Aufstiegsrunde bisher nur die Ersatzbank wärmen und beim Beladen des Mannschaftsbusses helfen dürfen.

Wobei hier durchaus Parallelen zum VER Selb erkennbar sind. Nicht wenige Anhänger würden gerne Eigengewächs Timo Roos (21), Eric Neumann (21) oder den erst Ende Januar verpflichteten Marius Nägele (20) öfter auf dem Eis stehen sehen. Zumal zuletzt bei dem ein oder anderen „Wölfe“-Verteidiger doch erhebliche Konzentrationsschwächen erkennbar waren. Trainer Cory Holden ist sich dem bewusst. „Nicht jeder Spieler hat am vergangenen Wochenende sein Potential abgerufen. Aber es nicht meine Art, jetzt gleich jemanden fallen zu lassen.“

Es sei dennoch durchaus denkbar, dass die „jungen Wilden“ heute schon von Beginn an losgelassen werden auf eine Crimmitschauer Mannschaft, die Holden in der Tiefe nicht so stark besetzt sieht wie Frankfurt oder Kassel. „Aber es steckt viel Qualität im Kader“, weiß der VER-Coach, der sich als Besucher des sechsten Play-down-Spiels gegen Bad Nauheim selbst ein Bild von den Westsachsen gemacht hat.

Vor allem die erste Reihe des ETC hat in dieser Saison für Furore gesorgt. Mit den erst im Sommer verpflichteten Harrison Reed und Max Campbell stehen die beiden Topscorer der DEL 2 in Reihen der „Eispiraten“. Der 26-jährige Reed – er ist zum Spieler des Jahres in der zweiten Liga gewählt worden – brachte es in bislang 62 Saisonspielen auf 103 Punkte (45 Tore/58 Assists), der 25-jährige Campbell auf 99 Punkte (36/63). Mit Scott Pitt und Verteidiger T.J. Fast sind zwei weitere Kanadier weit vorne zu finden in der DEL 2-Scorerwertung. Die fünfte Ausländerstelle in Crimmitschau besetzt mit Torwart Ryan Nie ebenfalls ein Kanadier, der erst im Januar für den verletzten Peter Holmgren verpflichtet worden war.

Doch zurück zum VER Selb, der nach dem ernüchternden Auftakt-Wochenende am Freitag die ersten Punkte anpeilt, aber um den angeschlagenen Herbert Geisberger bangt. „Wir können vor heimischer Kulisse jeden Gegner schlagen – wenn jeder Spieler seine Leistung abruft“, sagt Holden. Er weiß aber auch, dass in dieser Aufstiegsrunde eine rauere Luft herrscht als noch in der Hauptrunde oder den Play-offs der Oberliga Süd. „Das Niveau und die Qualität der anderen Teams sind jetzt deutlich höher.“

Die kritischen Töne – überwiegend im Internet – nach den Spielen in Frankfurt und Kassel vernimmt der Selber Trainer sehr wohl und nimmt sie auch niemandem übel. „Jeder kann seine Meinung sagen und sauer sein. Wir sind ja selbst nicht glücklich über die Niederlagen. Aber eine bislang so erfolgreiche Saison, für die wir ein ganzes Jahr hart gearbeitet haben, sollten wir wegen zwei Spielen nicht gleich kaputtreden. Ich weiß, dass unsere treuen Fans weiter hinter der Mannschaft und dem Verein stehen.“ Nichtsdestotrotz wolle und müsse sich die Mannschaft wieder steigern und den Fans den ersten Sieg der Aufstiegsrunde schenken. „Wir sind aber der Underdog. Um die anderen zu bezwingen, müssen wir 100 Prozent geben“, sagt Holden – und verbessert sich gleich noch einmal. „110 Prozent müssen es sein.“

Drei Spieler des VER Selb standen übrigens auch schon auf der Gehaltsliste des ETC Crimmitschau: Marko Suvelo (von 2008 bis 2010), Travis Martell (Saison 2012/13) und Tom Fiedler (Saison 2006/07). Die Bilanz in Punktspielen sieht die sächsischen „Eispiraten“ leicht im Vorteil: In 25 Spielen gab es elf ETC-Siege, zehn Mal setzten sich die „Wölfe“ durch, vier Mal gab es ein Unentschieden. Um diese Bilanz auszugleichen, müssen sich die „Wölfe“ ihrer ursprünglichen Stärken besinnen: kämpfen, kratzen, beißen.

Vorverkauf läuft sehr gut
Für das Spiel am Freitag hat der VER im Vorverkauf bereits weit über 3000 Karten abgesetzt. Ein nahezu volles Haus erwartet am Sonntag auch der ETC Crimmitschau, der nach dem Umbau im Sahnpark nur noch 5222 Besucher aufnehmen kann. Die 200 Karten, die Selb vorab erhalten hat, gingen weg wie warme Semmeln. Auch online haben sich viele „Wölfe“-Anhänger bereits mit Tickets versorgt. „Bei Bedarf bieten wir unseren Gästen natürlich noch eine sperate Abendkasse an“, teilt der ETC Crimmitschau auf Nachfrage mit. Hallenöffnung ist in Selb am Freitag um 18.30 Uhr, in Crimmitschau am Sonntag um 17.00 Uhr.

eishockey.net/ PM VER Selb

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