Ein Elf-Tore-Spektakel, drei Videobeweise, ein kurioses Eigentor und eine ganz bittere Pille, die der EC Bad Nauheim am Donnerstag in Kaufbeuren schlucken musste. 31 Sekunden vor der finalen Sirene kassierten die Roten Teufel bei der 5:6 (0:1, 3:1, 2:4)-Niederlage im Allgäu den Knockout. Vor 3100 Zuschauern – darunter 150 Fans aus der Wetterau – verspielte unser Team in der dramatischen Schlussphase eine 4:2-Führung nach 46 Minuten und musste die Heimfahrt ohne Zähler antreten. Tim Coffman, der einen Doppelpack schnürte, Marius Erk, Fabian Herrmann und Daniel Weiß waren die EC-Torschützen.
„Wir haben viel investiert, hart gearbeitet und eigentlich ein gutes Auswärtsspiel gemacht. Am Ende müssen wir vor dem eigenen Tor besser verteidigen. Für die Zuschauer war es schön anzuschauen, aber nicht das, was wir uns als Trainer vorstellen“, ärgerte sich Adam Mitchell über die völlig unnötige Niederlage. Kaufbeurens Trainer Daniel Jun meinte: „Ein crazy Spiel mit Ups and Downs. Wir haben bis zur letzten Sekunde alles gegeben und das Match noch gedreht. Nach längerer Zeit hat endlich unser Powerplay mit zwei Toren wieder funktioniert.“
Ohne Headcoach Harry Lange, der mit einem grippalen Infekt das Bett hütete, reisten die Kurstädter ins Ostallgäu. Alexander Baum, unser langjähriger Verteidiger und Kapitän, rückte an der Bande unterstützend an die Seite von Co-Trainer Adam Mitchell. Beim EC fehlte neben Taylor Vause (Saison-Aus nach Knieverletzung) auch Förderlizenz-Verteidiger Nick Aichinger (aktuell in Köln). ESVK-Chefanweiser Daniel Jun, seit wenigen Wochen Nachfolger des geschassten Marko Raita, konnte mit Ausnahme des langzeitverletzten Jacob Lagacé auf seinen kompletten Kader zurückgreifen.
Bei den Gastgebern kam Ex-Teufel Rihards Babulis zu seinem achten Starting-Six-Einsatz im Tor, zwischen den Pfosten der Rot-Weißen stand Maximilian Meier, der Neuzugang aus Kaufbeuren, der diesmal den Vorzug vor Niklas Lunemann erhielt. Ansonsten vertraute das EC-Trainerteam exakt dem Lineup vom 7:2-Sieg am Dienstag in Bietigheim.
In der pickepackevollen „energie schwaben arena“ legten beide Teams mit hoher Intensität und Geschwindigkeit los. Die Joker erzeugten die ein oder andere Druckphase in der Offensivzone, Bad Nauheim blieb mit schnellen Gegenstößen gefährlich. Die beste Möglichkeit vergab Sebastian Gorcik, dessen Knaller am Posten landete (11.). Auf der anderen Seite scheiterte Julian Lautenschlager bei Vier-gegen-Vier im Rebound (13.) am ESVK-Schlussmann.
Elf Sekunden agierten die Gäste dann in doppelter Überzahl und konnten auch die weiteren 1:49 Minuten im durchaus gefälligen Powerplay nicht nutzen. Als Christoph Körner für ein vermeintliches Beinstellen in die Kühlbox wanderte, gelang Tyler Spurgeon der Führungstreffer (18.). Der Kanadier fälschte einen Schuss seines Landsmanns Jamal Watson ab, der Puck senkte sich über Meier hinweg und auch der Rettungsversuch von Marius Erk misslang. Nach Gelegenheiten für Joe Lewis (18.) und Tim Coffman (20.) ging es mit dem knappen 1:0 in die Kabinen.
Durchgang Nummer zwei dieser umkämpften Partie begann mit einem Big-Save Meiers gegen den durchgebrochenen Jere Laaksonen (26.). Nach einer erneuten Vier-gegen-vier-Situation markierten die Roten Teufel in den verbleibenden 30 Überzahl-Sekunden den verdienten Ausgleich durch Verteidiger Marius Erk (28.). Kurz die Luft anhalten hieß es kurz danach, als Joe Lewis sowohl Meier und auch die Scheibe regelwidrig über die Torlinie schob. Die Unparteiischen entschieden nach Videobeweis: Kein Tor!
Auch der dritte Treffer des Abends fiel im Powerplay. Der Ex-Kaufbeurer Markus Lillich schmorte auf der Strafbank, Simon Schütz zog von der blauen Linie ab und traf zum 2:1 (32.). Mit einem Doppelschlag binnen 97 Sekunden drehte der EC das Resultat. Erst schaltete Fabian Herrmann im Slot gedankenschnell und wuchtete den Puck zum 2:2 (33.) in die Maschen, dann setzte Daniel Weiß im Zweikampf gegen Laaksonen durch, kurvte vor das Gehäuse und bugsierte die Hartgummischeibe an Babulis vorbei über die Linie – 2:3 (35.). Die erstmalige EC-Führung wurde nach Ansicht der Videobilder bestätigt.
Überzahl für die Roten Teufel gleich zum Auftakt des Schlussdrittels: Coffman servierte mustergültig für Kevin Orendorz, doch der Torjäger verfehlte aus kürzester Distanz das leere Tor (42.). Bad Nauheim blieb am Drücker. Herrmann zirkulierte durch die Angriffszone, passte zu Coffman und der US-Amerikaner erzielte per Handgelenkschuss das 4:2 (46.). Prompt verkürzte Blomqvist zum 3:4 (48.) und läutete eine heiße Crunchtime ein.
Bitter aus EC-Sicht der 4:4-Ausgleich: Gerade war eine Strafzeit gegen die Gäste abgelaufen, als Marc El-Sayed das Spielgerät unglücklich ins eigene Netz löffelte (52.). Der Treffer wurde Spurgeon gutgeschrieben. Die Ereignisse spitzten sich zu. Coffman gelang mit seinem zweiten Tagestreffer die erneute Führung. Dann bejubelten die Bayern den vermeintlichen Ausgleichstreffer, der allerdings nach dem dritten Videobeweis von den Referees wieder einkassiert wurde.
Dennoch glückte Laaksonen (55.) das 5:5. Jerry Pollastrone hatte den Lucky Punch auf der Kelle (58.), aber am Ende feierten die Rot-Gelben frenetisch den Siegtreffer durch Maximilian Hops, der 31 Sekunden vor der Sirene zum umjubelten Matchwinner wurde.