Ein wenig mutete es an wie bei „Mensch ärgere dich nicht“: Irgendjemand musste immer aussetzen. In einem von zahlreichen Zwei-Minuten-Strafen geprägten Duell gewannen die Löwen Frankfurt zum zweiten Mal binnen gut zwei Wochen gegen die Kölner Haie – Endstand heute: 6:3 (1:0, 2:1, 3:2). Vor ausverkauftem Haus mit 6.990 Zuschauern in der Eissporthalle Frankfurt trafen am 15. Spieltag der laufenden PENNY-DEL-Saison für die Löwen Frankfurt Cody Kunyk (2x), Dominik Bokk, Maksim Matushkin sowie Markus Schweiger und Kevin Bicker. Bickers Tor war am Ende sogar der Game-Winner. Im Kasten der Löwen verbuchte Joe Cannata 28 Saves und eine Fangquote von 90,32 %.
Ein Hauch von Playoffs
Trotz der zahlreichen Hinausstellungen: Ein ruppiges Spiel war es bei weitem nicht. Und auch längst nicht vergleichbar mit so manchem Strafzeiten-Festival aus früheren Jahren der mittlerweile 30-jährigen DEL-Geschichte. Vielmehr war die Partie ein klassisches „Rückspiel“ zweier Mannschaften, die sich vor nur fünf Spieltagen schon einmal trafen. Damals siegten die Löwen mit 6:4 und offenbar waren noch einige Verabredungen aus dieser Partie offen.
Fast verwunderlich, dass der Game-Winner von Kevin Bicker zu Beginn des Schlussdrittels bei 5-gegen-5-Spielern auf dem Eis fiel. Bicker startete heute in der neu formierten zweiten Reihe an der Seite von Cody Kunyk und Cameron Brace. Das Trio harmonierte, als hätten sie nie anders gespielt. Herausragend entstand auch besagter Game-Winner, bei dem Kunyk und Brace mit viel Druck auf die ins Drittel der Löwen eingerückten Kölner Verteidiger einen Puckverlust derselben provozierten. Beim Kontern kam Kunyk zwar zu Fall, doch auf den Knien gleitend kontrollierte er die Scheibe mit einer sauberen Ablage in die Mitte zum mitgezogenen Bicker, der den Puck mit dem Schlittschuh annahm, vorlegte und eiskalt verwandelte (42.).
Der Treffer zum zwischenzeitlichen 4:1 ließ die Eissporthalle erupieren – zumal Köln nur 33 Sekunden vor Ende des zweiten Drittels zum ersten eigenen Treffer kam und aus dem scheinbar komfortablen 3:0 der Löwen zum Schlussdrittel wieder eine spannende(re) Partie machte.
Effektivität bestimmt das Handeln
Wie eng es letztlich werden würde, hätte aber wohl auch kaum einer der fast 7.000 Zuschauer geahnt, denn die Löwen waren zwei Drittel lang vor allem eines: Effektiv. Genau das Attribut, welches bei der Partie am Donnerstag in Augsburg noch fehlte – gegen die Haie waren die Löwen beinahe gnadenlos. Obwohl Köln die Bullys mit 45 zu 25 deutlich gewann, und mit 31 Schüssen aufs Tor sechs Abschlüsse mehr als die Löwen (25 Schüsse) generierte: die Frankfurter Schussquote von 24 % war letztlich der Schlüssel zum Sieg, denn das Duell der Special-Teams endete praktisch unentschieden. In acht (Löwen) bzw. sieben (Köln) Powerplays trafen beide Teams zweimal.
Beide Teams durften sich schon früh in den entsprechenden Über- und Unterzahlformationen warm spielen. Nick Bailen eröffnete den heutigen Dauerbelastungstest für die Strafbänke in der vierten Minute, weitere Hinausstellungen folgten ab der zwölfte Minute auf beiden Seiten. Den einzigen Treffer in diesem Spielabschnitt erzielte Cody Kunyk im Nachschuss auf Vorlage von Rylan Schwartz und Maksim Matushkin (16.).
Nickliges Behaken statt gemütlicher Nachmittagscafé
Auch im zweiten Drittel änderte sich der Spielverlauf kaum. Dominik Bokk vollendete in der 23. Minute eine knusprige Kombination der ersten Formation über Matushkin und Carter Rowney zum 2:0, was zumindest den Löwen etwas mehr Sättigung ins eigene Spiel brachte. Die Haie wiederum bissen umso wilder, was aber nur in weiteren Strafen resultierte und letztlich in das 3:0 der Löwen durch Cody Kunyk mündete. Einen Schuss von (wem sonst, außer) Maksim Matushkin fälschte Kunyk vor dem Tor unhaltbar für Haie-Goalie Tobias Ancicka zum ersten Powerplay-Treffer des Spieles ab (38.).
Verfrühte Gedanken an eine mögliche Vorentscheidung verpasste Haie-Toptorschütze Andreas Thuresson aber noch vor der zweiten Pause einen Dämpfer. Zwar hatte Kevin Bickers 4:1 die Verhältnisse zu Beginn des 3. Drittel auf dem Scoreboard wieder zurecht gerückt- aber plötzlich waren es die Löwen, die sich mit eigenen Strafen das Leben erschwerten. Je zwei Minuten gegen Bokk (46.) und Matushkin (48.) brachten den Schwarm der Haie kurz in doppelte Überzahl und Sekunden nach Ablauf der ersten Strafe traf erneut Thuresson zum 4:2 (48.).
Bis(s) zum Ende
Und nur 80 Sekunden später stand es plötzlich nur noch 4:3. Ein Schuss Greg MacLeods von halbrechts bekam Löwen-Goalie Joe Cannata nicht zu fassen und rutsche über die Linie (49.). Ein Treffer, den Cannata sicher gerne zurück gehabt hätte, brachte die Haie endgültig zurück in die Partie. Köln spielte in der Folge entfesselt und mit viel Druck in Richtung Drittel der Löwen, ehe sie jäh gebremst wurden: Eine Strafe gegen Louis-Marc Aubry lud die Hausherren in der 55. Minute erneut zu einem Powerplay ein und Maksim Matushkin nahm dankend an. Mit einem „tombaesken“ Slalom durch das Unterzahlgebiss der Haie und einem perfekt platzierten, ansatzlosen Schlenzer unter die Latte gab der Verteidiger der Löwen seinem Team wieder den „Versicherungs-Treffer“ (5:3, 56.).
Eine weitere Strafe der unnötigen Sorte gegen Greg MacLeod (Beinstellen im Angriffsdrittel) schenkte den Löwen vier Minuten vor Spielende eine weitere Überzahl, in welcher sie die Uhr souverän herunterspielten. Als die Haie nach Ablauf der Strafe Torhüter Ancicka zu Gunsten eines sechsten Feldspielers herausnahmen, traf Markus Schweiger zum Endstand von 6:3. Nach Kevin Bicker belohnte sich somit auch Youngster Schweiger mit seinem zweiten Saisontreffer für seine durchaus starken Auftritte im Dress der Löwen, ganz egal in welcher Reihe er agierte.
Ausblick
Keine Zeit zum Durchschnaufen: Nach dem Sieg gegen Köln ist vor dem Derby in Mannheim. Schon am Dienstag, den 31.10.2023 reisen die Löwen rund 80 km nach Süden zum Duell mit den Adlern. Spielbeginn des in der SAP-Arena ist um 19.30 Uhr.
Zum nächsten Heimspiel bitten die Löwen Frankfurt am Freitag, den 3.11.2023, den ERC Ingolstadt.
Löwen Frankfurt – Kölner Haie 6:3 (1:0, 2:1, 3:2)