Spannender hätte es nicht sein können: Mit 4:3 nach Verlängerung siegen die Löwen Frankfurt im Spitzenspiel über den EHC Freiburg. Nicht nur, dass Max Faber sein Comeback einem verpassten halben Jahr feierte – nein: Auch den Siegtreffer erzielte Faber bei seiner Rückkehr ins Löwen-Dress am Sonntagabend. Dabei sah es lange nach drei Punkten für die Löwen aus, die sich jedoch am Ende kaltschnäuzigen Gästen ausgesetzt sahen und dennoch den Sieg in Südhessen behielte.
Freiburg mit dem Selbstvertrauen einer Spitzenmannschaft, Löwen halten dagegen
So wurde das Spiel der Bezeichnung eines vermeintlichen Spitzenspiels auch früh gerecht. Ein flotter Beginn mit optisch leicht überlegenen Freiburgern, die die Scheibe gut aufs Tor brachten, war dabei auszumachen. Mit aggressivem Forechecking erarbeitete die Russell-Mannschaft sich Spielanteile und setzte den Spielaufbau der Löwen früh unter Druck. Zwar verpasste Carter Proft früh einen Tip-in (2.), Freiburg überzeugte aber mit guten Offensiv-Aktionen und vielen Torschüssen.
Doch wie es häufig im Sport so ist, gelangten die bis dahin eher unterlegenen Löwen zuerst aufs Scoreboard: Mit der ersten kleineren Druckphase gingen die Löwen in Führung: Einen Stephan-Schuss fälschte Mike Mieszkowski zum 1:0 für die Fritzmeier-Mannschaft ab (8.). Damit glich sich das Spiel zudem etwas aus, Freiburg checkte weiterhin gut vor, die Löwen kamen aber besser ins Spiel sowie durch klügeren Spielaufbau zu mehr Spielanteilen.
Erst in der 14. Minute verpasste Andrée Hult einzuschieben, als Kucis nur prallen lassen konnte. Den Löwen hingegen schien der Führungstreffer sichtlich Aufwind verpasst zu haben. Mike Mieszkowski hatte im Slot den nächsten Treffer auf dem Schläger, auch Eddi Lewandowski verpasste einen scharfen Mitchell-Pass in den Slot.
Auch andersherum bewiesen die Gäste Kaltschnäuzigkeit – als gerade die Löwen sichtlich den Ton angaben und mehr Zeit im Offensivdrittel der Freiburger verbrachten – und belohnten sich für ihr druckvolles Forechecking: Einen Aufbaufehler der Löwen schnappte sich Gregory Saakyan und vollendete mit einem platzierten Handgelenksschuss zum 1:1-Ausgleich (20.). Mit diesem jedoch insgesamt leistungsgerechten Spielstand ging es dann in die erste Pause.
Spielbestimmende Löwen belohnen sich im 2. Drittel
Auch im zweiten Drittel starteten die Freiburger aktiver und hatten die Möglichkeiten nach einer scharfen Hereingabe. Ohne größere Gefahr überstanden die Löwen ein Wölfe-Überzahlspiel, um danach wieder das Heft in die Hand zu nehmen. Luis Schinko und Darren Mieszkowski prüften Ben Meisner, der aber sicher parierte (27.).
Zwar verflachte das Spiel nun etwas und wurde chancenarmer, allerdings gewährten die Löwen den Gästen mehrere 2-auf-1-Chancen auf das von Basti Kucis gehütete Tor. Eine Einschusschance blieb den Wölfen jedoch dabei jeweils verwehrt und es blieb nach einer weiteren Frankfurter Druckphase zur Mitte des Mitteldrittels beim Unentschieden.
Stephan MacAulay verpasste zunächst mit einem harten Flachschuss nah vor dem Freiburger-Tor (33.), doch dann kamen die Löwen zur nächsten Führung: Adam Mitchell schlenzte den Puck Richtung Tor, Christian Kretschmann fälschte ab und stellte damit auf 2:1. Es sollte dann so weitergehen: Einen verdeckten Schuss des Löwen-Verteidigers Eric Stephan von der linken Bande rutschte Ben Meisner im kurzen Winkel durch und erhöhte damit auf 3:1 (35.) – der damit zu seinem ersten Treffer nach seiner Rückkehr an dem Main kam.
In der Folge blieben die Löwen spielbestimmend, mussten aber eine Schrecksekunde überstehen, als die Russell-Mannschaft erneut 2-auf-1 auf Kucis zulief – der jedoch erneut Sieger blieb und den Spielstand von 3:1 festhielt. Auch die Löwen kamen dann über Mike Mieszkowski gar zu einem 2-auf-0, doch das Zuspiel auf Magnus Eisenmenger misslang dem zuvor wachsam forecheckenden Stürmer der Löwen. So blieb es beim 3:1 nach dem 2. Drittel, das die Unterzahl-Formation der Frankfurter aufopferungsvoll verteidigte.
Eiskalte Freiburger beweisen Nervenstärke
Nach dem überstandenen Unterzahlspiel kamen auch die Löwen zum ersten Mal in den Genuss eines Überzahlspiel, als Peter Spornberger wegen Beinstellens in die Kühlbox durfte. Zwar spielte sich das Geschehen fast gänzlich im Freiburger Drittel ab, mehr als ein Schuss an den Innenpfosten sprang für die Löwen jedoch nicht heraus.
Die Löwen blieben konsequent. Offensiv-Akzente der Freiburger blieben, je näher sich das Spiel Richtung Mitte des Schlussdrittels bewegte, Mangelware – auch weil die Verteidigung der Löwen im Offensivdrittel begann: So beschäftigten die Löwen ihre Gäste geschickt und ließen diese kaum zum Zug kommen. Vor allem die neuformierte erste Reihe um Kale Kerbashian, Stephen MacAulay und Sebastian Collberg nahm dabei Zeit von der Uhr und erstickte die Bemühungen der Gäste dabei relativ früh.
Nach dem Powerbreak zeichnete sich ein ähnliches Bild. Nun fingen die Löwen unter anderem die Freiburger Aufbau-Pässe ab und machten es den Gästen somit weiter schwer; der EHC wirkte vom kräftezehrenden Pressing vom Spielbeginn durchaus etwas müde und hatte nach 13 Minuten im Schlussdrittel noch keinen Schuss auf das Tor von Basti Kucis verbuchen können.
Die Gelegenheit sollten die Gäste aber bekommen und dann auch nutzen: Knapp sechseinhalb Minuten vor Ende der regulären Spielzeit agierten die Löwen nochmals mit einem Mann weniger, verteidigten das an diesem Abend durchaus behäbig wirkende Überzahlspiel des Tabellendritten diszipliniert.
Der EHC Freiburg läutete dann seinen Schlussspurt ein – und das mit Erfolg: In der Freiburger Drangphase drei Minuten vor dem Ende schob Chad Bassen zunächst freistehend am langen Pfosten ein und verkürzte auf 3:2, neun Sekunden vor Ende glich Christian Billich sogar zum 3:3 aus. Damit stellten die Gäste den Spielverlauf in gewisser Weise auf den Kopf und bewiesen einmal mehr, dass sie ihre wenigen Chancen zu nutzen wissen.
Overtime muss die Entscheidung bringen – Max Faber sagt „Servus“
So musste die Verlängerung herhalten, um einen Sieger im Spitzenspiel auszumachen – der trotz des doppelten Freiburger Nackenschlags vor Spielende Löwen Frankfurt heißen sollten. Dabei war es wohl keinem Spieler eher zu gönnen als dem Offensiv-Verteidiger Max Faber, der sich mit der heutigen Rückkehr ins Team direkt in die Torschützenliste zum spielentscheidenden Tor eintrug und damit dem zweiten Punkt verdientermaßen sicherte. Ein punktgenaues Lewandowski-Zuspiel bei einem 2 auf 1 der Löwen landete auf der Kelle Fabers, der den Puck 85 Sekunden in der Overtime zum 4:3 versenkte.