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Manfred Kraus spannt in seiner Erinnerung den Bogen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart

Þ13 Februar 2015, 09:08
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Da kann ein bisschen Seelenbalsam nicht schaden, weshalb Manfred Kraus, Autor des Buches „Augenblicke – Leidenschaft ESVK", von der verbindenden Kraft des Eissportvereins Kaufbeuren, der weit mehr als ein geschichts- und gesichtsloses Zweitligamitglied ist, erzählt. Seine Erinnerung spannt den Bogen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Sie besitzt ein hohes Maß an Aktualität.

Der Abend war finster und es roch schon nach Schnee, doch hing in der kalten Luft auch der Geruch von Glühwein, von Aufregung und Nervenkitzel. Schnell wogte das Spiel auf und ab und bei den rasanten Sturmläufen der flinken Spieler ging ein Raunen durch die unüberschaubare Menschenmenge, ehe sich die angestaute Spannung in einem gewaltigen Aufschrei entlud, als die kleine schwarze Hartgummischeibe das grobe Tornetz ausbeulte und hinter der dünnen roten Linie und dem sich wagemutig in die Schüsse werfenden Mann mit den großen Handschuhen, der eigentümlichen Maske und den dicken Beinschonern liegen blieb.

Über die hell erleuchtete Eisfläche spannte sich der schwarze Nachthimmel und die mitreißenden Eindrücke überwältigten mich, den achtjährigen Buben aus dem kleinen Dorf Mindelau. Mein Vater drückte mich fest an sich. Dann klatschte auch er begeistert in die Hände. Unsere Augen strahlten und ich wusste sogleich, dass ich schon bald wieder mitfahren wollte, wenn er sich auf den Weg zum Eishokai nauf auf Kaufbeira machen würde.

Es war Liebe auf den ersten Blick und an jenem kalten Abend wurde eine Leidenschaft geboren, meine Leidenschaft für den Eissportverein Kaufbeuren, die anno achtundsechzig ihren Anfang nahm und mich nie wieder loslassen sollte.

Auch damals stand die Verwirklichung einer zukunftsfähigen Eishalle unmittelbar bevor. Das 1958 in einem Kraftakt entstandene Kunsteisstadion besaß kein Dach und man wusste in Kaufbeuren, dass man Zukunft nur gestalten kann, wenn man Zukunft wagt. Bereits im Herbst 1969 erfolgte die Einweihung des vereinseigenen neuen Stadions, das als eines der modernsten des Landes galt und dem ESVK für beinahe ein halbes Jahrhundert zur Heimstatt wurde. Über all die langen Jahre hat es treu und zuverlässig seine Aufgaben erfüllt. Mittlerweile aber ist die Eishalle am Berliner Platz alt und marode geworden. Ihre Zeit ist gekommen. Und mit ihr die Zeit für einen Nachfolgebau, der an ihre Stelle treten wird, um zu sein, was sie anno neunundsechzig selbst war, die Zukunft.

An jenem kalten Abend fuhr in den Spielpausen eine wundersame Maschine, die mich in ungläubiges Staunen versetzte und in ihren Bann schlug, über das Eis. Der große viereckige Metallkasten mit Rädern zauberte auf die von den Schlittschuhkufen der Spieler aufgeraute Fläche wie von Geisterhand wieder spiegelglattes Eis. Beeindruckt verfolgte ich seine Fahrt.

Wie wir uns auf dem heimischen Waldweiher doch abplagten, dachte ich beim Anblick der Zamboni still bei mir, wie wir uns doch abplagten, wenn wir mit Schneeschaufel und Besen das Eis freiräumten, um dann mit Schraubendampfern an den Winterschuhen hinter den als Puck dienenden Eierbriketts herzujagen und diese in den mühsam zum Weiher geschleppten und als Tor aufgestellten alten Hasenstall zu schießen. Wir besaßen bestenfalls einen Schläger und wenn sich die Tragödie ereignete, dass dieser brach, mussten wir uns in Bescheidenheit üben, in den Wald hineingehen und einen Ast, dessen Form einem Schläger zumindest entfernt ähnelte, heraussägen.

Die Zeiten von Schaufel und Besen waren damals indessen auch im Kaufbeurer Kunsteisstadion noch gar nicht allzu lange vorüber, war der ESVK doch erst seit wenigen Jahren im Besitz einer Zamboni. Das gute Stück hatte sich, gebraucht wie es war, im Tausch für den zum EV Füssen wechselnden Herbert Stowasser auf den Weg vom Kobelhang zum Jordanpark gemacht. Zuvor war die Eisbereitung noch mühsame und anstrengende Handarbeit gewesen, hatte man in den noch nahen zambonilosen Zeiten doch das Wasser mit einem Schlauch auftragen und mit Lappen auf der Eisfläche verteilen müssen. Sie hatte eine kleine Revolution dargestellt, die Eismaschine aus Fiassa, die von manch einem fortan augenzwinkernd Stowasser genannt wurde.

Er liegt lange zurück, jener Abend, an dem es schon nach Schnee roch und mich mein Vater in unserem cremefarbenen VW Käfer zum ersten Mal aus dem heimatlichen oberen Mindeltal mit zum Eishokai nahm. Seither hat sich vieles zugetragen, die Welt dreht sich immer schneller, sie hat ihr Gesicht stark verändert. Über all die Jahre geblieben aber ist mein tiefes Gefühl für den ESV Kaufbeuren und auch mehr als sechsundvierzig Jahre später zieht er mich noch immer unwiderstehlich an, der Eissportverein, mit dem ich unvergessliche Sternstunden erlebt, aber auch bittere Talsohlen durchschritten habe. Der ESVK ist eine große Familie und er ist das wirkliche Leben, das mitreißend und begeisternd, aber auch betrüblich und bedrückend sein kann, der ESVK ist authentisch, glaubwürdig und echt.

Bald werde ich meine eigenen Kinder mit zum Eishokai nauf auf Kaufbeira nehmen. Sie sollen noch einen Hauch des erdigen Eishockeygefühls der altehrwürdigen Halle am Berliner Platz miterleben, wie ich das Freiluftstadion damals noch erlebt habe.

Mein Vater weilt schon lange nicht mehr unter uns, doch bei den Spielen sitzt er noch heute im Geiste bei mir. Sein Leben lang hat es ihn magisch zum Berliner Platz gezogen. Er hat mir von Luggi Schuster erzählt, von Fritz Sturm und von Max Pfefferle, er hat Xaver Unsinn und Jiri Kren noch für unsere Farben spielen sehen und er hat seine Eishockeyliebe an mich weitergegeben. Unsere Bande sind noch immer sehr stark. Das Leben hat sie geknüpft und das Erlebnis der gemeinsamen Leidenschaft ESVK hat ein beträchtliches Scherflein zu der innigen Verbundenheit von Vater und Sohn beigetragen. Dies erscheint mir wie ein kleines Vermächtnis. Auch das ist der ESVK.

Manfred Kraus

 

eishockey.net / PM Kaufbeuren

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Nützliches zur DEL 2

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