Mit Platz vier nach der Hauptrunde und dem dadurch gesicherten Heimrecht im Viertelfinale waren sie in Wolfsburg durchaus zufrieden. Doch in der Endrunde lief plötzlich nichts mehr zusammen, sang- und klanglos verabschiedeten sich die Grizzlys aus dem Titelrennen. Mit 0:4 unterlag die Mannschaft von Cheftrainer Mike Stewart dem EHC Red Bull München. In unserem Teamcheck schauen wir, was sich bei unserem bevorstehenden Gegner in den vergangenen Monaten getan hat.
Trotz des enttäuschenden und aus Sicht der Grizzlys viel zu frühen Scheiterns im Viertelfinale sah Charly Fliegauf, seit 17 Jahren Sportdirektor der Niedersachsen, im Sommer wenig Handlungsbedarf. Der Kader wurde weitestgehend zusammengehalten, für die abgewanderten Ennio Albrecht (Essen), Nolan Zajac (Augsburg), Chris Wilkie (Kunlun), Jean-Christopje Beaudin (Turku), Robert Kneisler (Landshut) und Peter Müller (Ziel unbekannt) verpflichtete Fliegauf fünf Neuzugänge.
Im Tor setzen die Wolfsburger weiterhin auf das Duo Dustin Strahlmeier und Hannibal Weitzmann, hoffen allerdings, dass „Strahlie“, wie die etatmäßige Nummer eins und der zweifache DEL-Keeper des Jahres genannt wird, wieder der sichere Rückhalt wird. Gerade in der heißen Saisonphase strahlte Strahlmeier selten Ruhe aus, offenbarte ungewöhnliche Schwächen. Laut dem Sonderheft der Eishockey NEWS hatte der 32-jährige Schlussmann mit einer nicht näher definierten Verletzung zu kämpfen, die nach dem Playoff-Aus einen routinemäßigen Eingriff nach sich zog.
Verpflichtung mit Risiko:
Verhältnismäßig wenig Bewegung gab es im Defensivbereich. Urgestein Armin Wurm beendete nach der Saison 2023/24 seine Spielerkarriere, Zajac erhielt kein neues Vertragsangebot. Dafür kehrte mit Julian Melchiori ein Altbekannter nach Wolfsburg zurück, der bereits von 2020 bis 2022 für die Grizzlys auf dem Eis stand. Der 32-jährige Kanadier, der in den vergangenen beiden Spielzeiten für die Eisbären Berlin aktiv war, soll wieder für mehr Sicherheit vor dem eigenen Kasten sorgen und „aufräumen“. Mit den zusätzlich bekannten Gesichtern John Ramage, Björn Krupp, Ryan O´Connor, Janik Möser, Ryan Button und Fabio Pfohl ist die Abteilung Defensive recht ordentlich aufgestellt.
Überschaubar sind auch die Veränderungen im Angriff. Fliegauf ist es gelungen, zwei Leistungsträger aus der zurückliegenden Spielzeit zu halten. Sowohl Andy Miele als auch Matt White verlängerten ihre Arbeitspapiere jeweils um ein Jahr. Unterdessen ließen die Niedersachsen Mueller und Wilkie ziehen. Beide Angreifer tauchten in den Playoffs ab, konnten nicht an die Leistungen der Hauptrunde anknüpfen. Ähnlich verhält es sich mit „JC“ Beaudin, der die Erwartungen nach einer starken Debütsaison im Dress der Grizzlys nicht mehr erfüllen konnte. Die hinterlasse Lücke auf der Centerposition schloss Fliegauf mit der Verpflichtung von Phil Varone. Ob der Ex-Düsseldorfer nach seiner Kreuzbandverletzung allerdings zu alter Form findet, bleibt abzuwarten. Ebenfalls neu im Angriff ist Nick Caamano, der in den vergangenen drei Jahren ausschließlich bei den Texas Stars aus der AHL zum Einsatz kam. Der erst 25-jährige Kanadier ist für seine robuste Spielweise und Geschwindigkeit bekannt.
Fliegauf sah im Sommer wenig Handlungsbedarf, stattdessen setzt der 64-jährige Sportdirektor auf bewährte Kräfte und ein überwiegend eingespieltes Team, das mit einem Durchschnittsalter von 29,4 Jahren zu den ältesten der Liga zählt. Sollten die Grizzlys von Verletzungen verschont bleiben, ist eine Platzierung unter den Top sechs durchaus im Bereich des Möglichen.