Harry Lange war komplett bedient. „Wenn man ein Derby verliert, ist das sowieso bitter. Aber wenn der Gegner mehr kämpft und den größeren Willen hat, dann haben wir ein Problem. Bisher haben wir wirklich eine prima Saison gespielt. Aber wir haben noch jede Menge Spiele, und wir müssen jetzt ganz schnell wieder in die Spur kommen.“ Der Trainer der Roten Teufel gratulierte seinem Kollegen Tim Kehler zum „verdienten Sieg. Ich denke, Kassel hat das prima gemacht. Die haben sich in jeden Schuss geschmissen, das war Leidenschaft pur.“ Kehler sprach von einem „der großartigsten Spiele, seitdem ich in Kassel bin, und ich bin schon dreieinhalb Jahre hier“. Die große Freude war verständlich. Nach einer Corona-Pause und ohne zahlreiche Stammkräfte behielten die Huskies vor 250 Zuschauern mit 4:1 (0:0,2:1,2:0) die Oberhand.
Vor dieser Auswärtspartie hatte sich die personelle Situation im Lager des ECN leicht entspannt. Erstmals nach wochenlanger Verletzungspause wieder im Kader stand Huba Sekesi. Weil auch Kevin Schmidt kurz vor der Partie grünes Licht für sein Comeback bekommen hatte, rückte Tobias Wörle wieder in die Offensive. Somit fehlten neben den Langzeitverletzten Philipp Wachter (er wurde gestern an der Schulter operiert), Tomas Schmidt und Andreas Pauli weiterhin Eric Stephan, Top-Scorer Taylor Vause und Christoph Körner.
Sehr prominent und lang auch die Liste der Ausfälle bei den Huskies: Joel Keussen, Dieter Orendorz, Jake Weidner, Mitch Wahl, Corey Trivino, Lois Spitzner und Jamie MacQueen mussten weiterhin coronabedingt passen.
Zum Spiel: Die Roten Teufel erarbeiteten sich im ersten Drittel ein Chancen-Plus. Zahlreiche Schüsse flogen in Richtung Jerry Kuhn. Der erfahrene Keeper der Huskies stand im Mittelpunkt und verhinderte in der stürmischen Anfangsphase der Rot-Weißen einen Rückstand. Kassel verlegte sich auf’s Kontern und verbuchte dabei die beste Chance. Tim Lucca Krüger war es, der von einem Scheibenverlust profitierte, vor Felix Bick auftauchte, aber der Torwart entschärfte diese prima Möglichkeit in der 13. Minute. Es blieb beim torlosen Remis. Fazit zur ersten Pause: eine faire Partie mit optischen Vorteilen für die Roten Teufel.
Das Bild sollte sich auch zu Beginn des zweiten Abschnitts zunächst nicht ändern. Bad Nauheim wirkte überlegen und dann fiel auch der Führungstreffer. Einen Schuss von Mick Köhler konnte Jerry Kuhn nur nach vorne abwehren. Stefan Reiter war zur Stelle und staubte ab. In den nächsten Szenen lag das 0:2 in der Luft. Aber Kassel wehrte sich verbissen, überstand einige knifflige Situationen und schaffte dann den Ausgleich. 32. Minute: Oliver Granz brachte den Puck mit einem Querpass vor das Tor. Vom Schlittschuh des zurück geeilten Jordan Hickmott, im Laufduell mit Lukas Laub, sprang die Scheibe über die Linie. Die Schiedsrichter kontrollierten die Szene noch mal per Video, aber es war ein regulärer Treffer. Lukas Laub wurde als Torschütze genannt. 1:1, die Karten waren neu gemischt. Und Kassel witterte seine Chance. Lukas Laub fasste sich ein Herz, startete energisch in Richtung Bick; der Keeper konnte noch prima parieren, den Nachschuss verwertete aber der aufmerksame Oliver Granz zum umjubelten 2:1 in der 35. Minute.
Es folgte ein Anrennen der Rot-Weißen. Allerdings wirkten die Offensivbemühungen nicht zwingend, vor dem Tor von Kuhn herrschte einfach zu wenig Betrieb. Kassel konnte sich zwar kaum aus der Umklammerung befreien, aber die Gäste fanden kein probates Mittel, um zum Torerfolg zu kommen. Die beste Chance hatte Fabian Herrmann, der an Kuhn scheiterte und in dieser Szene den besser postierten Kevin Schmidt übersah. Das war in der 39. Minute. Die Huskies verteidigten mit Mann und Maus. Bezeichnend, dass der wegen der Personalmisere reaktivierte Michael Christ innerhalb weniger Sekunden zwei Schüsse mit großem Einsatz blockte.
Symptomatisch für das Spiel: Kassel startete hellwach in die letzten 20 Minuten. Der ECN vertändelte den Puck. Lukas Laub nutzte das und traf nach einer Minute und 32 Sekunden zum 3:1. In der Folge spielte sich das Geschehen fast ausschließlich im Verteidigungsdrittel der Huskies ab. Der ECN traf den Pfosten, versiebte mehrere klare Möglichkeiten ziemlich leichtfertig oder scheiterte am glänzend aufgelegten Jerry Kuhn. So rannen die Minuten dahin. Selbst bei einem 5:3-Powerplay fand das Team keine kreative Lösung. Die Huskies warfen sich in die Schüsse und erzielten gar noch das 4:1 durch Brett Cameron. Der Kanadier markierte 23 Sekunden den Endstand. Das Tor war leer, Felix Bick hatte zugunsten eines sechsten Feldspielers zuvor Platz gemacht.
Am Samstag erwarten die Rot-Weißen Bayreuth. Die Tigers sind Tabellenelfter. Kein Grund, das Team zu unterschätzen. Bayreuth gewann heute Abend gegen Ravensburg überraschend deutlich mit 7:3!