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Sommerinterview mit Stolikowski und Gerike

Unser Reporter traf sich in der Sommerpause mit den Verantwortlichen

Þ14 September 2023, 16:15
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Im Sommerinterview sprach eishockey.net Mitarbeiter Uwe Hollenhorst mit den Trainern des Herner EV Miners.

Wie habt ihr beiden die Sommerpause verbracht?

Tobias Stolikowski:

Der Sommer war stressig wir mussten ja die Mannschaft zusammenstellen. Wir haben viele neue Spieler geholt, aber Zeit für die Familie war auch.

Lars Gerike:

Ich habe meinen normalen Urlaub gehabt, ich arbeite ja noch. Zu dem Zeitpunkt stand die ganze Mannschaft komplett fertig, so dass man wirklich mal zwei Wochen
abschalten konnte.

Wie beurteilt ihr das Abschneiden der Mannschaft in der letzten Saison? Stoli für dich wahrscheinlich schwerer zu beurteilen, weil du ja zwischendurch als neuer Trainer reingeschmissen wurdest.

T.S

Ich kann natürlich nur davon sprechen, wo ich dann hier war und das Ganze übernommen habe. Wir haben natürlich ein paar gute Spiele gehabt und auch wieder ein paar schlechte. Wir waren relativ unkonstant, zufrieden war man natürlich damit nicht. Da musste man dann damit Leben. Ich hoffe, dass wir im Sommer eine gute Arbeit gemacht haben und eine Mannschaft haben, die konstanter in der Liga mitspielen kann.

L.G.

Natürlich auch etwas kritischer. Nach dem Weggang des Ex-Coaches war eine gewisse Unruhe in der Mannschaft. Wir sind nicht konstant gewesen, und haben in
meinen Augen viele Dinge verschenkt. Weil wir gesehen haben, dass wir gegen die Top Mannschaften gewonnen haben, und am Ende oft gegen in Anführungszeichen
gleichwertigen oder schlechteren Mannschaften leider den Kürzeren gezogen haben. Da muss man sich dann hinterfragen, wie sowas zustande kommen kann. Wir wollen
uns mit der letzten Saison nicht mehr aufhalten, sondern wollen es anders machen. Mit Stoli einen neuen Weg gehen und hier frischen Wind reinbringen.

Wann seid ihr in die Planung für die neue Saison eingestiegen?

T.S.

Eigentlich sofort nach dem letzten Bully. Sofort nachdem wir ausgeschieden sind. Man macht sich ja schon Gedanken während der Saison. Man redet mit den alten Spielern.
Manche wollten nicht bleiben, andere wollten wir nicht haben, so wie es im Eishockey Business ist. Dann macht man sich im Trainerstab auch sofort den Kopf, welche
Puzzlestücke man holt für seine Philosophie. Und das hat dann sofort nach dem letzten Spiel in den Play-Offs angefangen. Eigentlich hörte das dann gar nicht auf im
Sommer, bis wir die Mannschaft zusammen hatten.

L.G.

Im Endeffekt fing das mit dem Trainerwechsel schon an, dass man schon gucken musste. Wir haben im Dezember schon die ersten Spieler verloren, die von ihrer Seite nicht bleiben wollten. Das heißt, dass wir ab da schon im ständigen Gespräch waren. Kompliziert ist es, wenn dann so ein großer Umschwung notwendig ist, der dann auch
entsprechend lange dauert, um diese Puzzlestücke wieder zu finden. Wir haben wirklich bis Anfang August daran gearbeitet, um die richtigen Puzzlestücke so
zusammen zu bekommen. Hut ab vor Stoli zu seinen Telefonaten und alles, was dazu gehört. Das ist schon eine Arbeit, die an die Nerven geht. In jeden neuen Spieler, in jede neue Idee investiert man wieder. Oft wird man enttäuscht, manchmal kämpft man mit den Jungs. Manchmal scheitert es am Mittagessen oder an Kleinigkeiten, wo man sagt: Das kann doch nicht wahr sein, dafür haben wir doch nicht eineinhalb Monate zusammen kommuniziert. Das ist dann auch nervenaufreibend und ermüdend, aber am Ende haben wir ein super Ergebnis geschafft und hoffen, dass wir für die Saison ein gutes Team gefunden haben.

Seht ihr den Kader für die neue Saison besser aufgestellt und worauf habt ihr besonderen
Wert gelegt?

T.S.

Ob der besser oder schlechter ist, dass müssen wir dann in acht Monaten sehen, wenn die Ergebnisse da sind. Ich gehe davon aus. Die anderen Jungs, die hier waren, waren ja auch nicht schlecht oder irgendwas, nicht dass man sie jetzt schlecht redet. Wir setzen jetzt Vertrauen in die Jungs, die wir geholt haben. Wir haben natürlich auf Charakter sehr viel Wert gelegt, weil es in der Kabine stimmen muss. Es ist sehr wichtig, dass da Charakter ist. Aber das sind Sachen, die kann man sich nur übers Netzwerk, Videos und Informationen holen. Ob das dann zum Schluss auch alles so passt, steht dann auch woanders. Da drauf haben wir sehr viel Wert gelegt und natürlich auch auf die Puzzlestücke, die wir gesucht haben. Das wir gelernte Mittelstürmer hatten, habe ich hier nicht vorgefunden. Da mussten Stürmer auf anderen Positionen spielen, die sich da auch nicht richtig wohl fühlten. Dann hatten wir auch nicht genug Rechtschützen. Jetzt haben wir mehr Rechtsschützen, da hat man mehr Optionen in Überzahl. Darauf haben wir allen Wert gelegt. Es sind Kleinigkeiten. Ob es dann zum Schluss klappt, so wie wir uns das im Sommer gedacht haben, dass wird sich jetzt dann zeigen. Aber dafür sind wir dann verantwortlich, dass wir das so schnell wie möglich aufs Eis bringen.

L.G.

Bei allen Sachen darf man auch nicht vergessen, es sind unsere Puzzlestücke und unsere Ideen. Andere haben sich auch verbessert. Da kann man solche Prognosen
immer schwer vor der Saison abgeben. Am Ende wird sich zeigen, ob sich das Team, wir eingeschlossen, das Umfeld, ob sich das findet, ob das eine Einheit wird. Ob diese
kleinen Dinge, die Stoli gerade erwähnt hat, umgesetzt werden. Und ich glaube, wir sind voll motiviert. Wir haben in jeden auch diese Motivation gelegt, und diese
Hoffnung, dass wir das am Ende alles komplett umsetzen können. Denn keiner will hier früher gehen. Wir wollen hier alle Erfolg haben. Wir wollen hier die Kumpel- Struktur reinbringen und dazu brauchen wir auch ein bisschen Erfolg.

Kommen wir zu den Kontis. Nach welchen Kriterien habt ihr die neuen Kontis ausgesucht?
Wo seht ihr Ihre Stärken und welche Erwartungen habt ihr an sie?

T.S.

Erstmal sind wir von ihnen überzeugt, sonst hätten wir sie nicht geholt. Es sind unterschiedliche Spielertypen, damit wir auch nicht so schnell auslesbar sind.
Rajala ist ein Spielmacher, kennt schon Deutschland, erfahrener Spieler sollte auch das Spiel ein bisschen ankurbeln. Dann haben wir Colin. US-Boy, ist das erste Mal in Deutschland, hat mehrere Rollen schon gespielt. Mit ihm haben wir auch lange gesprochen, guter Charakter. Er könnte schon mehrere Rollen im Team übernehmen. Das wird auch, glaube ich, unangenehm für den Gegner sein. Jan Dalecky ist auch ein erfahrener Spieler. Ein Allrounder. Wir dürfen nicht nur auf die Imports schauen, dass ist immer in Deutschland das Wichtigste: der Import, Import, Import. Wir müssen als Einheit auftreten, wenn der Importspieler allein im Block steht, sind da immer noch vier andere Leute. Wenn die dann nicht mit ihm zusammenarbeiten, wird es verdammt schwer. Wir sind überzeugt, sonst hätten wir sie nicht nach Herne geholt und viel Zeit investiert. Ich glaube, aus meiner Sicht, mit dem was wir im Sommer erarbeitet haben, werden wir mit den Jungs viel Spaß haben.


Der Altersdurchschnitt der Abwehr liegt mit 25,4 Jahren im Gegensatz zu 23,5 Jahren um
zwei Jahre höher, seht ihr die Abwehr diese Saison stärker als letzte Saison?

L.G.

Im Grunde genommen spielt das Alter keine Rolle. Damit haben wir uns auch nicht beschäftigt, wie alt die Spieler sind. Wir haben uns damit beschäftigt, welche
Erfahrung und welche Sachen, sie mit einbringen können. Ein Leon Stange ist erst 21 Jahre alt, hat aber drei Jahre Oberliga Erfahrung. Kommt nicht aus dem Nachwuchs, sondern hat drei Jahre in Memmingen in jeder Reihe gespielt. Er kann für uns die Position ausfüllen, die wir brauchen und wofür wir eben auch das Budget hatten. Wir fangen nicht an mit DNL-Spielern oder mit jungen Spielern, die gerade ins Profitum reinkommen, sondern mit Spielern, die schon eine gewisse Erfahrung haben. Das sehe ich in der Verteidigung bei den deutschen Spielern oder bei den Spielern, die wir verpflichtet haben. Ich sehe im Sturm eben auch, dass da die Spielerfahrung, Oberliga Erfahrung schon da ist. Viele Spieler haben ja nicht nur in unserer Liga Erfahrung gesammelt, sondern hatten auch schon höhere Einsätze. Am Ende ist das eh die Frage, wie vorher mit den Imports und mit unserer gesamten Mannschaft. Wir erwarten dadurch natürlich eine konstantere Leistung. Wir hatten voriges Jahr trotz besten Torwarts in der Abwehr einen Gegentorschnitt, der am Ende einfach zu hoch war. Man kann nicht immer alles auf Torwart, Abwehr oder Stürmer schieben. Beim Eishockey, mit fünf Mann, wenn es vorne zum Puck Verlust in jeder Situation kommt, dann müssen alle mit zurückarbeiten. Und dass ist das, woran wir arbeiten müssen.

Wenn ich richtig gesehen habe, sind bis jetzt nur Finn Becker im Tor und Lukas Jung in der
Verteidigung mit einer Föli von Iserlohn ausgestattet, wisst ihr schon wer noch als Föli
kommt?

T.S.

Die Zusammenarbeit mit Iserlohn läuft richtig gut. Mit Axel Müffler, Greg Poss und Christian Hommel hat man den kurzen Dienstweg. Es werden auf jeden Fall noch mehrere Leute lizensiert, aber das wird auch immer mit dem Trainerstab Iserlohn und mit uns besprochen. Wer die Performance in Iserlohn bringt, hat die Chance, dass er auch bei uns spielen kann. Man kann jetzt noch nicht sagen, dass es der, oder der Spieler ist, die müssen sich beweisen. Wir sind ja auch hier dafür zuständig, dass sie den nächsten Stepp gehen können. Aber wir können nicht sagen, der und der Spieler wird die ganze Zeit bei uns sein. Das wird dann immer von Woche zu Woche entschieden. Oder wenn sich einer mit guter Leistung bei uns festspielt, das ist dann eine andere Sache. Bei den Förderlizensspieler ist der DNL-Trainer Noureddine Bettahar der wichtigste Ansprechpartner, der sieht auch im täglichen Training, wie die Jungs ihre Leistung bringen. Es wird dann kurzfristig entschieden, was wir an Spielern brauchen. Auch mit Blick, wie die Verletzten Situation bei uns ist.

Stoli, was mir letzte Saison aufgefallen ist, du bist sehr ruhig an der Bande. Kann man in der
neuen Saison mit Emotionen von dir rechnen? Für die Herner Fans, war es ungewöhnlich
einen so ruhigen Trainer hinter der Bande zu haben.

T.S.

Jeder Trainer hat natürlich seine eigene Philosophie. Ich wurde auch schon angesprochen, dass ich so ruhig bin. Wenn man intern die Leute fragt, in unserem Gebäude hier, da wird schon Tacheles gesprochen. Letztes Jahr hat man ja gesehen, die Mannschaft selbst war schon unruhig, ein bisschen von der Rolle. Wenn ich dann als Führungsperson da noch rumschreie, mach ich die ja noch mehr nervöser. Ich muss das im Griff haben. Ich habe in meiner anderen Station da teilweise reingebrüllt, mich auch mit Schiedsrichtern beschäftigt und alles Drum und Dran, und sind dann als Mannschaft mit meinen Sachen, die ich reingebrüllt habe vom Weg abgekommen. Manchmal verliert ein Trainer auch den Kopf und brüllt da rein, aber die Top-Trainer in der DEL, die brüllen auch nicht für jedes Abseits da rein. Klar bin ich auch manchmal mit Entscheidungen nicht zufrieden. Hier drin (Kabine) wird auch schon mal eine andere Tonlage gesprochen. Aber draußen, wenn ich denke, ich bin benachteiligt oder irgendwas ist, werde ich das schon Ansprechen. Aber sonst werde ich meinen Weg so weitergehen.

L.G.

Wir sind ja auch nicht beim Fußball. Wo die Trainer mittlerweile rumtanzen wie „HB- Männchen“ von rechts nach links, und bei jeder Situation gleich rum beten. Eishockey ist einfach auch so schnell, dass diese Sachen wie Zurufen und so, wenn wir die Fehler sehen, es schon zu spät ist. Wir müssen uns auf viele Sachen konzentrieren, gucken was der Gegner macht, wie die Taktik ist, der Fehler an sich ist dann oft schon passiert. Natürlich werden wir auch dann mal was sagen, aber den Fehler kann man dann nur beim nächsten Wechsel oder nächsten Spiel vermeiden.

Auf welche Art Hockey dürfen sich die ‚Fans am Gysenberg freuen?

T.S.

Jeder Trainer sagt aggressiv, aggressiv. Wir müssen gucken, dass wir defensiv gutstehen, dass wir nicht zu viele Tore rein bekommen. Das fängt schon vorne mit
dem Forcheck und der defensiven Arbeit der Stürmer an. Wir wollen, wenn es geht, aktiver auf dem Eis sein, den Gegner unter Druck setzen, aber wir müssen auch immer gucken gegen wen wir spielen. Wir haben starke Mannschaften in der Liga und da muss man sich auch drauf einstellen, um unseren Stiefel zu spielen. Wir wollen schon agiles Eishockey spielen. Den Gegner unter Druck setzen, wenn es geht so oft wie möglich selbst Scheiben Kontrolle haben, sodass wir agieren können und nicht nur reagieren müssen.

L.G.

Da kommt bei uns dann noch die Kumpel Philosophie ins Spiel. Gerade in den Heimspielen wollen wir diese Philosophie an den Tag legen. Gerade hier muss es ein Bollwerk, eine Festung werden. Die Fans dürfen sich bei jedem Spiel auf Arbeit und Malochertum freuen und wir wollen das dann auch als Zeichen nehmen und umsetzen.

Wie seht ihr das Aufrüsten und die Preisentwicklung auf dem Spielermarkt?

T.S.

Die Preise sind explodiert gerade auf dem Spielermarkt. Da muss man gerade hier in Herne ein großes Lob an Jürgen Schubert (Geschäftsführer) machen, der hat das
schon unter Kontrolle. Viele Vereine, die jetzt nicht mehr bei uns in der Liga mitspielen, weil sie pleite gegangen sind, wollten zusammen mit den Großen auch großes Kino machen, und dann ging es nicht. Jeder Standort muss das für sich entscheiden. Hier wird wirtschaftlich gedacht. Es ist alles teurer geworden, der Markt, die Preise sind explodiert. Die Mannschaften, die aufsteigen wollen, müssen da natürlich investieren, sonst haben sie auch keine Chance. Da muss man von Standort zu Standort denken.

L.G.

Egal wie die Preisintensität ist, glaube ich, dadurch dass die einen oder anderen ausgeschieden sind, geht die Entwicklung dahin, dass die Mannschaften enger zusammen gerutscht sind. Die Kader sind breiter geworden, es gibt fast überall vier Reihen, die auf hohen Niveau spielen. Da gibt es keine Unterschiede mehr, das war vor Jahren noch anders.

Abschließende Frage: Wenn die Mannschaft sich gefunden hat und gut harmoniert, in
welchen Drittel der Tabelle seht ihr euch? Erste, zweite oder im dritten Drittel?

T.S.

Das kann man jetzt noch nicht sagen. Wir wollen ehrliches Eishockey spielen. Wir müssen uns finden, und da kann man nicht sagen wir wollen Platz eins oder Platz zwei. Klar jeder Sportler möchte so hoch wie möglich. Wir wollen realistisch bleiben, und erstmal ehrliches Eishockey zeigen, damit wir hier mit den Fans am Standort eine Einheit sind, und im Team eine Einheit werden. Dann wird schon der Platz kommen, den wir verdient haben.

Danke für das Interview.
Glück Auf

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