Die Ravensburg Towerstars und der EV Landshut haben am Freitagabend einen äußerst attraktiven Eishockeyabend geboten. Die Entscheidung über Sieg und Niederlage fiel erst 99 Sekunden vor Schluss mit dem 4:3, nachdem Landshut zuvor eine Ravensburger 3-Tore Führung egalisieren konnte.
2110 Zuschauer, darunter rund 80 Landshuter Fans, sorgten in der CHG Arena für eine stimmungsreiche Kulisse in diesem propagierten Top-Spiel der DEL2. In der Startphase ging das Geschehen pfeilschnell hin und her, beide Teams hatten sich offensichtlich vorgenommen, sich nicht allzu lange in der neutralen Zone aufzuhalten. Weder Olafr Schmidt im Tor der Gäste, noch sein letztjähriger Teamkollege Jonas Langmann auf der Gegenseite brauchten sich über mangelnde Beschäftigung zu beschweren.
Bis zur 7. Spielminute wog das Spiel hin und her, dann aber musste der von Landshut nachverplichtete DEL Routinier Alexander Dotzler wegen Hakens auf die Strafbank. Rund eine halbe Minute benötigten die Oberschwaben, die numerische Überzahl in den viel umjubelten Führungstreffer umzumünzen. Fabian Dietz stand am linken Pfosten völlig frei und lenkte einen scharfen Pass zum 1:0 über die Linie. Beflügelt von diesem guten Beginn spielten sich die Oberschwaben in einen regelrechten Rausch. Knapp zwei Minuten nach dem ersten Treffer setzte Charlie Sarault die Scheibe aus der Halbdistanz in die Maschen, auch hier hatten die Towerstars den ihnen zur Verfügung stehenden Raum in der neutralen Zone eiskalt ausgenutzt. Als weitere zwei Minuten Alexander Dosch ebenfalls frei vor dem Tor postiert auf 3:0 erhöhte, war der Jubel grenzenlos.
Landshut wirkte sichtlich geschockt. Allerdings sorgte eine Strafzeit – diesmal für die Towerstars – dafür, dass das Spiel nicht zu deutlich den Stempel der Gastgeber aufgedrückt bekam. Nach einem schlampigen fliegenden Wechsel setzte es für die Towerstars eine Strafzeit wegen zu vielen Spielern auf dem Eis, diese nutzte der EV Landshut durch Yannick Valenti zum 3:1 Anschlusstreffer. Noch 23 Sekunden waren in ersten Abschnitt zu spielen, der Zeitpunkt war genauso unglücklich wie der Weg des Pucks, der über die Innenseite des Schoners von Jonas Langmann ins eigene Tor abgelenkt wurde.
Prompt war Landshut im zweiten Abschnitt die weitgehend spielbestimmende Mannschaft. Rund sieben Minuten hielt die Ravensburger Defensive dem Druck stand, dann aber schob Ex-Towerstars Förderlizenzstürmer Julian Kornelli die Scheibe trocken zum 3:2 ins Ravensburger Tor. In dieser Situation passte die Abstimmung der Towerstars Defensive nicht, das wurde bestraft. Immerhin schien das für die Ravensburger Cracks ein Warnsignal zu sein, wieder mehr Konzentration in die Defensivarbeit zu stecken. Zwar musste Jonas Langmann seine Vorderleute mehrfach vor dem 3:3 Ausgleich retten, allerdings hatten auch die Oberschwaben eine Vielzahl von guten Möglichkeiten auf den vierten Treffer.
Der Schlussabschnitt bot ebenfalls attraktiven Eishockeysport, das Spiel war absolut ausgeglichen und auf beiden Seiten gab es dramatische Torszenen. Knapp drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit schaffte Landshut dann auch tatsächlich den Ausgleich. Marco Pfleger hatte am rechten Bullypunkt freie Schussbahn und der Puck zappelte zum 3:3 im Ravensburger Netz. Nach einer 3:0 Führung war das natürlich ein herber Schlag für das Team von Coach Peter Russel. Allerdings setzte dieser Ausgleich in einer Trotzreaktion neue Energie frei. 74 Sekunden nach dem Anspielbully schickte Wojciech Stachowiak die CHG Arena in kollektiven Freudentaumel. Mit gutem Auge ging er an der eigenen blauen Linie in einen Querpass des EVL, zündete sprichwörtlich den Turbo und schob den Puck dann knochentrocken am linken Schoner von Olafr Schmidt vorbei. Schon kurz zuvor hatte der Ingolstädter Förderlizenzstürmer zwei gute Chancen, bei denen Olafr Schmidt im EVL-Gehäuse jedoch Sieger des Duells blieb.
Doch auch jetzt war der Sieg noch lange nicht in trockenen Tüchern, denn 19 Sekunden später setzte es für James Bettauer eine Strafzeit wegen Haltens. Die Towerstars kämpften jedoch aufopferungsvoll, warfen sich beherzt in die gegnerischen Schüsse und wehrten sich auch gegen die 55-sekündige Phase erfolgreich, als Gäste-Trainer Leif Carlsson den Torhüter für einen sechsten Feldspieler vom Eis holte. Es blieb beim 4:3, die Towerstars konnten aufgrund der erneuten Frankfurter Niederlage jetzt bis auf drei Punkte an die Tabellenspitze herankämpfen.
„Das war ein tolles Spiel gegen einen erwartet starken und attraktiv besetzten Gegner“, freute sich Towerstars Trainer Peter Russell. „Die Fans waren klasse heute, das war definitiv die beste Atmosphäre bislang in dieser Saison“, ergänzte der Coach.
Am Sonntag sind die Oberschwaben zu Gast beim Oberliga-Aufsteiger Selb, es wartet neben einer langen Busfahrt ein vor eigenem Publikum stets hart kämpfendes Team. Spielbeginn ist bereits um 17 Uhr.