Tim Stützle bleibt einer der herausragenden NHL-Spieler der Stunde. Beim 4:3-Erfolg nach Verlängerung seiner Ottawa Senators gegen die Chicago Blackhawks im United Center erzielte der Deutsche nach 46 Sekunden in der Overtime den Siegtreffer. Es war sein 20. Saisontreffer. Dadurch sicherte Stützle seinem Team nicht nur den zweiten Punkt aus einem engen Match, sondern er verlängerte zugleich seinen persönlichen Lauf auf 13 Begegnungen hintereinander, in denen er jeweils mindestens einen Zähler für sein Team beisteuern konnte.
Wichtige Punkte für Ottawa im engen Playoff-Rennen:
Durch den doppelten Punktgewinn in Chicago kommen die Senators nun auf 67 Punkte und belegen in einem engen Rennen aktuell den zweiten Wildcard-Platz in der Eastern Conference. Die New York Rangers haben ebenfalls 67 Zähler auf dem Konto, mit 62 absolvierten Begegnungen jedoch auch schon ein Spiel mehr absolviert als Ottawa (61). Fünf Mitbewerber um einen K.o.-Runden-Platz (Detroit Red Wings, Montreal Canadiens, Boston Bruins, New York Islanders und Philadelphia Flyers) rangieren innerhalb von fünf Zählern knapp dahinter.
Mit dem letzten Saisonviertel vor der Brust, scheint sich das Wildcard-Rennen im Osten bis zum Schluss zu ziehen. Die Senators, die die Stanley Cup Playoffs seit der Saison 2016/17 nicht mehr erreichen konnten, haben auch dank Stützle eine realistische Chance, diesmal wieder mitzumischen, wenn es am Ende um die Plätze für die K.o.-Runde geht.
Stützle setzt den Schlusspunkt in einem umkämpften Match:
In der finalen Szene am Mittwoch setzte Stützle sich gegen den Verteidiger Wyatt Kaiser durch und erzielte von der Kante des Torkreises aus die Entscheidung zugunsten der Gäste aus der kanadischen Hauptstadt. Aus den vergangenen 13 Einsätzen kann er damit auf 19 Punkte, die sich aus fünf Toren und 14 Vorlagen zusammensetzen, verweisen.
Das Tor in Chicago wurde nach einer Videoüberprüfung endgültig bestätigt, als festgestellt wurde, dass der Puck von Stützles Schlittschuh abprallte und auf regelkonforme Weise ins Netz ging und dass er Torwart Arvid Soderblom nicht behinderte. „Unsere Video-Leute haben das Tor als gültig eingestuft“, bestätigte dann auch Ottawas Trainer Travis Green. „Ich denke, sie haben richtig entschieden.“
Siegtorschütze schreibt Franchisegeschichte:
Stützle ist damit nach Drake Batherson (13 Spiele in der Saison 2022/23), Marian Hossa (13 Spiele in der Saison 2002/03) und Dany Heatley (zweimal; die längste Serie waren 22 Spiele in der Saison 2005/06) der vierte Spieler in der Geschichte der Senators mit einer Punkteserie von mindestens 13 Spielen. Er ist außerdem der vierte in Deutschland geborene Spieler, der in der NHL drei oder mehr Spielzeiten mit 20 Toren vorzuweisen hat, hinter Leon Draisaitl (neun), Marco Sturm (sieben) und Walt Tkaczuk (sechs). Zugleich ist Stützle der siebte Spieler in der Franchise-Geschichte mit mindestens fünf Toren in der Verlängerung, nach Brady Tkachuk (10), Mike Fisher (7), Mike Hoffman (6), Erik Karlsson (6), Mark Stone (5) und Kyle Turris (5).
Auch Norris, Sanderson und Batherson überzeugen:
Neben Stützle überzeugten bei Ottawa in erster Linie Josh Norris, der ein Tor erzielte und eine Vorlage beisteuerte, sowie Jake Sanderson und Batherson, denen jeweils zwei Assists gelangen. Die Senators (31-25-5), die sechs ihrer letzten sieben Spiele (1-5-1) verloren hatten, fuhren die zwei wichtigen Zähler in Chicago auch dank ihres Torhüters Linus Ullmark ein, der 17 Paraden zeigte.
„Das ist riesig“, freute sich Batherson nach Spielende. „In der Eastern Conference ist es momentan so eng. Für uns ist jedes Spiel wichtig, egal, wen wir spielen. Wir müssen kommen und versuchen, zu gewinnen. Im letzten Spiel (Anm.: eine 4:5-Niederlage nach Penaltyschießen gegen die Washington Capitals am Montag) waren wir schon nah dran. Heute hat es geklappt. Das war ein großes Tor von Timmy“, befand er.
Blackhawks hadern mit ihrem Schicksal:
Auf der anderen Seite reichten die Tore von Ryan Donato, Teuvo Teravainen und Craig Smith den Blackhawks am Ende nicht, um vor ihren eigenen Fans auch den zweiten Punkt aus diesem Spiel zu ergattern. Chicago (19-35-8), das zuvor zwei Siege in Folge errungen hatte, musste einen weiteren Rückschlag verkraften. Goalie Soderblom brachte es auf 22 Paraden.
„Ich denke, wir haben in den letzten drei Spielen großartig gespielt“, zeigte sich Blackhawks-Stürmer Patrick Maroon hinterher dennoch nicht völlig unzufrieden. „Wir können stolz auf uns sein“, befand er sogar. Und ein Saisonziel für seine Mannschaft hat er trotz der bisher mäßig verlaufenden Spielzeit auch formuliert: „Wir haben in der Gruppe darüber gesprochen, dass wir bis zum Ende der Saison eine Bilanz von etwa 50 Prozent anstreben wollen. Wir wollen also so viel kämpfen wie möglich, wir wollen gutes Eishockey spielen und gute Gewohnheiten aufbauen.“
Frühe Gästeführung hält nicht lange:
Brady Tkachuk brachte die Senators in der dritten Minute mit 1:0 in Führung, indem er einen Schuss von Artem Zub erfolgreich in die Maschen des Tores abfälschte. Donato glich das Spiel für die Gastgeber in der zwölften Minute zum 1:1 aus. Nachdem der Puck bei einem Dump-in von der Bande kam, schob Ullmark ihn rechts neben den Torraum, wo Landon Slaggert ihn aufnahm und Donato für einen Rückhandschuss vorlegte. Es war Donatos 100. NHL-Tor.
Teravainen brachte Chicago mit seinem Powerplay-Tor in der 13. Minute mit 2:1 in Führung. Er spielte zunächst einen Pass durch den Torraum zu Tyler Bertuzzi, dessen Schuss jedoch abgewehrt wurde. Der Puck kam dann zurück zu Teravainen auf der linken Seite des Tors, von wo aus er ihn einschob und seine Punkteserie damit auf sechs Spiele (neun Punkte; drei Tore, sechs Vorlagen) verlängerte. David Perron glich das Spiel zwei Minuten später zum 2:2 (15.) aus, als er einen Pass von Batherson ins Tor schoss. Mit diesem Zwischenstand ging es dann auch in die erste Pause.
„Es war heute Abend nicht immer schön“, befand Perron durchaus kritisch. „Aber ich hatte das Gefühl, dass wir ihnen nicht viel gegeben haben. Ein paar seltsame Bounces gingen rein. Abgesehen davon fühlte es sich wie ein ziemlich defensives, solides Spiel an, und ich denke, dass wir uns auch damit anfreunden müssen, wenn wir hier weitermachen. Ein guter Weg, um einen Punkt zu holen oder auch den zweiten zu holen.“
Ottawa bekommt auch zweite Führung im Spiel nicht ins Ziel:
Norris brachte die Gäste in der 31. Minute mit 3:2 abermals in Führung. Sanderson schickte einen Pass zu Batherson, der Norris für einen One-Timer vom rechten Face-Off-Kreis aus bediente. „Tolles Spiel von Sanderson, um den Puck in der Zone zu halten“, sagte Norris. „Ich habe Drake angeschrien. Ich glaube, er wollte schießen, also bin ich einfach froh, dass er reingegangen ist“, ergänzte er im Rückblick zu der Szene.
Smith glich das Spiel nach knapp zwei gespielten Minuten im dritten Spielabschnitt zum 3:3 aus, indem er von der Grundlinie des rechten Kreises aus Patrick Maroons Pass von hinter dem Netz verwertete. „Ich fand das zweite und dritte Drittel gut“, sagte der Interimstrainer der Blackhawks, Anders Sorensen. „Im ersten Drittel waren wir aus irgendeinem Grund wieder zögerlich. Es war nicht einmal das gesamte Drittel, sondern nur die ersten zehn bis zwölf Minuten, ähnlich wie beim Spiel gegen Los Angeles (ein 5:1-Heimsieg gegen die Los Angeles Kings am Montag). Aus welchem Grund auch immer, wir sind etwas zögerlich und ergreifen nicht genug Initiative. Wenn wir das tun, dann war es meiner Meinung nach viel besser. Die letzten vier bis fünf Minuten des Spiels waren insgesamt gut. Wir haben nicht viel aufgegeben. Wir haben nicht viel bekommen, aber es war eng“, meinte der Coach Chicagos.
Am Ende war es dann Stützle, der die umkämpfte Partie in der fälligen Verlängerung entschied und dadurch für viele zufriedene Mienen im Lager der Kanadier sorgte.