Dass das Spiel in der NHL immer schneller, offensiver und torreicher wird, ist längst kein Geheimnis mehr, so vielen auch am Samstag in sechs von zehn Spielen mindestens sieben Tore. Diese Flut an Toren macht sich auch in der Statistik der Spieler bemerkbar. Mit Nathan MacKinnon erzielte bereits der sechste Spieler sein 20. Tor der Saison. So früh gab es das zuletzt in der Saison 1996/97.
Damals trafen Jaromir Jagr, Mats Sundin, Mario Lemieux, Tony Amonte, Geoff Sanderson, John LeClair und Ziggy Palffy. Zu dieser Zeit vielen jedoch grundsätzlich mehr Tore, als in den letzten Jahren. Nun deutet jedoch einiges darauf hin, dass die Entwicklung wieder in die Richtung der damaligen Zeit geht. Das macht besonders das Rennen um die begehrte Maurice "Rocket" Richard Trophy, die jährlich an den besten Torschützen der regulären Saison verliehen wird, noch spannender.
Dass Alex Ovechkin die Liga mit 22 Toren anführt, ist nicht verwunderlich und auch dass Patrik Laine ihm mit 21 Toren dicht auf den Fersen ist, war ebenfalls zu erwarten. Brayden Point (21 Tore), Jeff Skinner, David Pastrnak und MacKinnon (je 20 Tore) komplettieren das Verfolgerfeld. MacKinnon wurde außerdem erst zum zweiten Spieler in der Geschichte der Colorado Avalanche, der in den ersten 30 Spielen einer Saison 20 Tore erzielte. Zuvor erreichte das nur Joe Sakic in der Saison 1995/96.
"Irgendwie gehen einfach viele meiner Schüsse rein, deshalb versuche ich abzuschließen, wann immer ich die Chance dazu bekomme", erklärte Patrik Laine, als er am 29. November mit einem Doppelpack seine Tore 20 und 21 schoss. "Ich könnte noch besser spielen. Tore erzählen nicht immer die ganze Geschichte."
So sehr der Finne, der sich erst in seiner dritten NHL-Saison befindet, versucht seine Leistungen klein zu reden, ist er unbestritten einer der größten Kandidaten, um Ovechkins Vorherrschaft zu brechen.
Ovechkin war in den vergangenen elf Spielzeiten bereits sieben Mal der beste Torschütze, davon fünf Mal in den letzten sechs Jahren. Lediglich Sidney Crosby konnte ihm den Titel in der Saison 2016/17 nehmen. Sollte Ovechkin weiterhin im gleichen Tempo treffen, würde das auf die 82 Spiele einer vollen Saison hochgerechnet über 60 Tore bedeuten, eine Marke, die selbst er erst einmal markierte. Der bisherige Saisonverlauf lässt jedoch darauf schließen, dass das Rennen dieses Mal alles andere als eindeutig wird.
Hinter MacKinnon warten noch eine Menge starker Spieler, die in Reichweite sind und mit einer guten Phase schnell wieder auf einem der Spitzenplätze landen können. Darunter befinden sich neben Crosby unter anderem Joe Pavelski (19 Tore), John Tavares (18), Auston Matthews (16), Connor McDavid und Leon Draisaitl (je 15).
Matthews ist einer der absoluten Favoriten, auch wenn er aktuell sechs Tore hinter Ovechkin liegt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass er 14 Spiele auf Grund einer Verletzung pausieren musste. In den 16 Spielen, in denen er auf dem Eis stand, kommt er auf einen Durchschnitt von einem Tor pro Spiel. Außerdem stellen die Toronto Maple Leafs, in deren Diensten der junge US-Amerikaner steht, mit 109 Toren die zweitbeste Offensive der Liga, ein weiteres Argument für Matthews.
Zur Spannung im Rennen um die "Rocket" Richard Trophy trägt bei, dass mit Spielern wie Cam Atkinson, Sean Monahan und Elias Lindholm auch Spieler zu Ovechkins Verfolgern gehören, die zwar als solide Torschützen bekannt sind, aber vor der Saison sicherlich nicht zu den Favoriten gehörten. Mit der Flut an Toren in der aktuellen NHL-Saison, wird der Kampf um den Titel als bester Torjäger der Liga noch unvorhersehbarer, als in der Vergangenheit. Will der Routinier Ovechkin seinen Titel gegen die jungen Spieler wie Matthews, Laine und McDavid verteidigen, muss er alles geben und weiterhin auf Topniveau spielen.