Wie gewonnen, so zerronnen… Oder: Die ersten Pflaumen sind madig; und so weiter… Jedenfalls holten sich die Buam den Heimvorteil zurück und siegten im Fuchsbau mit 2:1. Keine Frage: Der Sieg war verdient. Viel energischer und entschlossener als noch am Mittwoch präsentierten sich die Gaudet-Schützlinge, die defensiv sehr sicher standen, den Füchsen viel weniger Platz ließen als noch in Spiel eins und die neutrale Zone mehr oder weniger zu ihrem Hoheitsgebiet erklärten. Das führte dazu, dass klare Torchancen eher Raritäten waren. Hinzu kam, dass Moritz Raab und Roope Mäkitalo fehlten. Dafür verteidigte Róman Schnetzer als vierter Kontingentspieler und Kapitän Clarke Breitkreuz kehrte zumindest auf den Spielberichtsbogen zurück. Für „echte Eiszeiten“ war es vermutlich noch zu früh. Trotz der Niederlage war es ein ausgesprochen rührender Eishockeyabend. Denn erstmals waren wieder 2.000 Zuschauer in der Arena, es gab einen richtigen, lauten Fanblock und damit endlich, endlich wieder Eishockeyatmosphäre pur!
Mit Spielbeginn gaben aber die Kurstädter die Marschrichtung vor. Sie übernahmen das Zepter und beschäftigten unsere Jungs permanent. Erstmals nach vier Minuten brach Chaos vor unserer Kiste aus. Mit Glück, Geschick und Leon Hungerecker wurde die brenzlige Situation doch noch bereinigt. Dann stürmte Richie Mueller auf und davon, schoss aus fünf Metern aber am Tölzer Tor vorbei (noch 4.), das heute Jimmy Hertel hütete. Nach sieben Minuten hatte Tyler McNeely viel zu viel Platz. Sein Schrägschuss aus sechs Metern knallte ans Lattenkreuz. Es folgte das erste Powerplay der Unsrigen. Da können wir es kurz machen: Überzahl war heute Abend kein Ding der Füchse. Bei Spielervorteil passierte praktisch nichts. Und vielleicht war es das, was sich schlussendlich rächte. Drei Minuten vor der ersten Sirene leuchtete die Toooor-Anzeige dann plötzlich auf. Peter Quenneville hatte Jimmy Hertel zwar ausgetanzt, schob aber vorbei. Gegenüber schlug Pascal Aquin gegen Hungerecker nach und kassierte von Steve Hanusch eine „Bombe“. Strafen gab es nicht. Dafür leistete sich Jakub Kania noch einen kapitalen Fauxpas, den unser Hüter gegen Lubor Dibelka großartig ausbügelte. An sich erst ab der Mitte der ersten 20 Minuten waren die Unsrigen wirklich im Spiel angekommen.
Davon war dann in der zweiten Periode lange gar nichts zu sehen. Die Schwarz-Gelben drückten, Weißwasser versuchte es von hinten heraus viel zu kompliziert, mit vielen kleinen Fehlern und schlechten Pässen. Dafür war die Defensivarbeit zu loben. Mit starken Blocks und langen Schlägern ließ der EHC wenigstens wenig zu. McNeely verfehlte mal freistehend am kurzen Pfosten (28.). Und bei Oliver Otts Direktabnahme war unser Hüter zur Stelle (29.). Wenig später war es so weit. Wieder konnte hinten nicht konsequent geklärt werden. Nico Kolb bediente sich eines Drehschusses, der im langen Eck verschwand (30.). Diese Führung hatte sich angedeutet und war allemal in Ordnung. Fast hätte Maximilian Leitner nachgelegt. Er verfehlte aber „rückwärts“ das fast leere Gehäuse (31.). Und Philipp Schlager nahm einen langen Pass gekonnt mit. Weil die Scheibe – zum Füchse-Glück – aufstand, zielte der 62er zu hoch (35.). Dann patzten auch die Angereisten mal. Hunter Garlent stibitze sich das Spielgerät und bediente seinen Spezie. Doch Peter Quenneville traf statt des leeren kurzen Kreuzecks nur den Pfosten (37.). Das hätte es sein können – so ein Stich, mitten ins Herz. Wenigstens aber wurden die Blau-Gelben jetzt wieder besser. Coach Väkiparta hatte nämlich umgestellt und Bennet Roßmy zu den Kanadiern beordert. Zuvor war dort Marius Stöber eingesetzt. Und Stéphane Döring rückte zu Eric Valentin und Richie Mueller.
Das sollte sich schnell bezahlt machen. Steve Hanusch zog von der Blauen Linie ab und die Scheibe zischte durch bis ins lange Eck. Endlich – der Ausgleich (42.). Weshalb die Unparteiischen den Videobeweis bemühten, war nicht auszumachen. Vielleicht war der Schuss einfach grenzwertig scharf… Jetzt entwickelte sich ein Match auf des Messers Schneide. Großchancen hatten aber nur Dibelka (48.), nachdem unsere Mannschaft die Scheibe mal wieder nicht aus dem Drittel bekam, und Toni Ritter, der frei, aber recht nahe vor dem Tor, nur die Hertel-Brust traf (51.). Insgesamt noch zweimal Powerplay hatten die Heimischen. Das war aber nur ob der Notierung auf der Anzeigetafel zu sehen. Es schien so, als hätte plötzlich nur noch Fehlerverhindern Bedeutung. Da versiebte Brett Carson das Hartgummiteil hinter unserem Tor. Der Querpass an den langen Pfosten erreichte Cam Spiro, der auf 2:1 für die Löwen stellte (56.). Was Weißwasser danach auch immer versuchte: Die Gäste verteidigten es geschickt weg. Auch mit dem sechsten Feldspieler gelangen keine gefährlichen Abschlüsse mehr. Und so konnten die Oberlausitzer den Auswärtssieg doch nicht veredeln.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass das Bad Tölz vom Mittwoch nicht das wahre Bad Tölz war. Sich Siege zu erspielen, dürfte in dieser Serie nicht gelingen. „Die wollten es einfach mehr“, bringt es heute durchaus auf den Punkt. Und dann war da eben das wirklich unschöne Powerplay. So startet am Sonntag die „neue Serie“ im Modus „best of five“.
Die Statistik
0:1 (30.) Nico Kolb ( Thomas Merl , Markus Eberhardt )
1:1 (42.) Steve Hanusch ( Richard Mueller , Eric Valentin )
1:2 (56.) Cam Spiro ( Tyler McNeely , Lubor Dibelka )
Strafminuten
Weißwasser: 6 (4-2-0), Bad Tölz: 10 (4-2-4)
Schiedsrichter
Stephan Bauer, Alexander Singer - Thomas Kalnik, Dominik Spiegl
Zuschauer: 2000
Eisarena Weißwasser
DIE STIMMEN DER TRAINER
Kevin Gaudet: „Es war heute wirklich ein Playoff-Spiel. Im ersten Spiel haben wir Weißwasser die ersten drei Tore hingeschenkt. Die Fehler, die wir gemacht haben, waren ähnlich denen, die wir in der Saison gemacht haben. Es war da viel zu einfach für die Füchse. Heute haben wir viel, viel besser gespielt. Die ersten 15 Minuten haben wir den Füchsen keine Torchance gegeben. Darüber darf man als Auswärtsmannschaft glücklich sein. Dann sind wir 1:0 in Führung gegangen. Wir haben defensiv wirklich stark agiert – Weißwasser aber auch. Das ist der Unterschied zwischen der Hauptsaison und den Playdowns. Es wird um jeden Zentimeter Eis gekämpft. Nach dem 1:0 waren wir froh, so in die Pause zu kommen. Dann aber ging ein Schuss von der Blauen Linie rein. Mit dem 1:1 hatte Weißwasser das Momentum. Sie hatten ein paar gute Chancen. Beide Torhüter waren aber auch auf der Höhe. Am Ende waren wir vielleicht die glücklichere Mannschaft. Aber es war für uns ein wichtiger Sieg.“
Petteri Väkiparta: „Ich gratuliere Kevin und Tölz zum Sieg. Wir waren heute von Anfang an etwas ‚klein‘. Wir haben abgewartet, was macht der Gegner auf dem Eis und was ist mit der Kulisse. Vielleicht waren wir etwas zu passiv. Im zweiten Drittel waren die Gäste auch lange die bessere Mannschaft, so über 14 Minuten. Dann haben wir endlich den Faden gefunden, hatten Torchancen und auch einen Pfostenschuss. Das gab uns den Glauben zurück. Im letzten Drittel waren wir aktiver als in den ersten beiden Dritteln. Deshalb haben wir auch ein paar Scheiben mehr gewonnen und zum Tor gebracht. Nach dem 1:1 konnte es dann auf die eine oder andere Seite gehen. Diesmal hat Tölz das Tor gemacht. Jedes Playdown-Spiel hat eine eigene Geschichte. Wir müssen aus diesem Spiel lernen und am Sonntag wieder bereit sein. Die Umstellungen habe ich vorgenommen, um die bestmögliche Mannschaft auf‘s Eis zu bringen. Aber vielleicht waren wir heute mit der Scheibe einen Schritt zu langsam.“