Große Ernüchterung herrschte am späten Nachmittag rund um die Balver Zinn Arena nach dem Spiel der heimischen Iserlohn Roosters gegen die Eisbären aus Berlin. Es war nicht die 2:8 Niederlage an sich, die für diesen Frust gesorgt hat, sondern insbesondere die Art und Weise, wie diese zustande gekommen ist, zu groß und zu deutlich war der Unterschied zwischen beiden Teams.
Etwas über eine Minute in der Partie gespielt, gefühlt nicht ein einziges Mal waren die Roosters wirklich in Puckbesitz – dafür aber durch Gegentore von Boychuk (0:48) und Ellis (1:04) schon 0:2 hinten. Mit Hochgeschwindigkeitseishockey (man kann es leider nicht anders formulieren) überrollten die Gäste aus Berlin die heimischen Roosters. Greg Poss reagiert umgehend und nahm eine Auszeit, um sein Team zur Konzentration aufzufordern. Im Anschluss an das Timeout agierte das Heimteam sichtbar bissiger und kam auch zu mehreren ansprechenden Gelegenheiten. Doch weder Boland, der von Dal Colle gut freigespielt wurde, noch Schiemenz gelang es, Quapp im Kasten der Eisbären zu überwinden. Doch genau in diese Druckphase hinein, machten die Eisbären in Manier eines Spitzenteams das 0:3 durch einen Sonntagsschuss von Wissmann (7:04) und zogen so den Roosters sehr früh den Zahn. Im Anschluss verließ der von seinen Vorderleuten allein gelassene Andy Jenike den Kasten, für ihn kam Kevin Reich. Dieser war gerade knapp eine Minute auf dem Eis, als er von den Berliner „begrüßt“ wurde: Pföderl und Noebels kombinierten sich durch die unsortierte Roosters-Abwehr und Boychuk konnte zum 0:4 einschieben (8:15). Ohne Selbstvertrauen liefen die Iserlohner ihren Gästen, die das Spiel nun vollkommen kontrollierten, stets hinterher. Bezeichnend für die schwache Defensivleistung war ein erneuter, unnötiger Scheibenverlust in der 12. Minute, doch Wiederer nahm die Einladung des Heimteams nicht an. Etwas Hoffnung keimte in der 15. Minute auf, als Sebok einen Schuss von Ziegler an Quapp vorbei ins Tor lenken konnte (14:27), mehr passierte allerdings nicht.
Mit einem Überzahlvorteil und der hohen Führung im Rücken machten die Hauptstädter zu Beginn des Mittelabschnittes weiterhin Druck und belohnten sich mit dem 1:5: Die Roosters waren gerade wieder komplett, als Cormier frei vor Reich auftauchte und dem Iserlohner Goalie die Scheibe zwischen den Schonern durchschob (21:53). Damit war der Torhunger der Eisbären jedoch keineswegs gestillt, die ihre Überlegenheit mit dem 1:6 durch Wiederer unterstrichen. Mit schnellen und einfachen Pässen erspielten sie sich die Berliner weitere Chancen und schnürten die Waldstädter, die stets einen Schritt zu spät kamen, in deren eigener Zone ein. Offensiv gibt es von den Roosters, abgesehen von einer Chance durch Schiemenz, der von Dal Colle bedient wurde (25.) in dieser Phase nichts Nennenswertes zu berichten. Die Eisbären kontrollierten das Spiel und wechselten nach Belieben das Tempo. Ein solcher Tempowechsel überwand die Roosters-Defensive erneut, als Veilleux eine sehenswerte Dreierkombination zum 1:7 abschließen konnte (33:45) – mehr passierte im zweiten Drittel nicht mehr, weil die Gäste sich aufs Verwalten beschränkten und inzwischen komplett verunsicherte Roosters nicht mehr für den Sieg in Frage kamen.
Im letzten Drittel führte ein Powerplay (Boychuk saß wegen Ellenbogenchecks draußen) für das Heimteam zum ersten konstruktiven Angriff seit geraumer Zeit, doch für Benders Schuss war der Berliner Schlussmann ein dankbarer Empfänger (45.). Wie verunsichert die Roosters an diesem Nachmittag tatsächlich waren, wurde besonders in den nächsten beiden Powerplays deutlich: Selbst mit einem Mann weniger waren die Haupstädter dem ohne Selbstvertrauen spielenden Heimteam zu jeder Zeit ebenbürtig. Zwar konnte Dal Colle eine Strafzeit der Gäste (Veilleux wegen Haken, 48:55) ausnutzen und das zweite Tor der Iserlohner schießen (50:47). Doch keine Minute später stellte Tiffels, nach einer weiteren erfolgreichen Kombination der Gäste, den alten Abstand wieder her (51:58). Die restliche Spielzeit ist schnell abgearbeitet: Die Gäste kontrollierten ohne großen Aufwand weiterhin das Geschehen, für die Gastgeber war die Schlusssirene letztlich eher eine Erlösung.