Bricht man das auf das Thema Eishockey herunter, gibts in der Oberliga Nord für die TecArt Black Dragons derer zwei — gegen Halle und gegen Leipzig. Die Messestädter waren am Sonntagabend Gastgeber im „Kohlrabizirkus“. Den kuriosen Namen bezieht das imposante Kuppelgebäude aus seiner Vergangenheit, wo es einst als Großmarkthalle diente. Dort ging es für die Drachen am Sonntagabend im 16. Saisonspiel gegen die Icefighters aber nicht um Kohlrabi, Tomaten oder Brokkoli, sondern um Punkte. Eine Aufgabe, die sich seit 2015, seitdem die Sachsen in der Oberliga auf Erfurt treffen, immer als schwierig herausstellte.
Die Leipziger - immer noch dabei Florian Eichelkraut (40), ein Spieler, der gefühlt ein halbes Jahrhundert die Kelle schwingt - erwiesen sich wieder und wieder als hohe Hürde. Seit zehn Jahren kreuzen die Drachen und wahlweise die Eislöwen, Blue Lions, IceFighters die Schläger. Seither stand Leipzig, das in der gesamten Klubhistorie seit 2002 drei Insolvenzen hinlegte, immer in der Tabelle vor Erfurt. Auch jetzt. Drachen Neunter, IceFighters Achter. Fünf Punkte Unterschied. Das letzte Spiel mit dem letzten Aufgebot im „Kohlrabizirkus“ ging am 20. Oktober in der Overtime 2:3 verloren. Ganz rund läuft es für beide in dieser Saison (noch) nicht.
Die Erfurter hatten nun die Chance, den Punkteabstand zu verkürzen. Taten sie aber vorerst mal nicht.
Das Geplänkel der ersten Minuten sah keinen der Kontrahenten im Vorteil. Die Drachen versuchten zeitig zu stören. Klappte. Und Maurice Keil hatte nach neun Minuten so etwas wie die erste Chance des Spiels. Aber dann kam es knüppeldicke. In einer 7-Minuten-Todeszone. Erst versenkte Ex-Drache Tom Pauker aus dem Handgelenk ins kurze Eck (11.), dann legte Johan Ericsson in Überzahl nach (16.), ehe wieder Pauker nach nur 103 Sekunden später in der Leipziger Dauerdruckphase auf 3:0 erhöhte. Ein kurioser Treffer, legte doch Michael Burns im Liegen an der Bande den Puck zurück auf den blank stehenden Leipziger.
Die Drachen hatten daran schwer zu kauen, fingen sich in der 19. Minute fast noch den vierten Treffer durch Luka Volkmann ein. Der Pausenpfiff erlöste die schwer schnaufenden Cracks und die etwa 120 mitleidenden Drachen-Fans. Erfurts Coach Robert Hoffmann hatte einiges an Aufbauarbeit vor sich.
Viel Neues kam nicht. Eher kamen die IceFighters besser in die Gänge und kombinierten flüssiger, waren aber auch nicht gerade von Kreativität befallen. Und bei den Drachen - war von der teilweisen Wucht vom Heimspiel am Freitag - nichts konserviert worden. Dazu gesellten sich technische Fehler. Nach 34 Minuten war es Tim May, der endlich ein Zeichen setzte und zur Gefahr für den Sachsen-Kasten wurde. Aber ohne Zählbares. Harrison Reed verstand es als Aufforderung und der Kanadier drosch Sekunden später den Puck als Blueliner ins Leipziger Tor. Jetzt geht’s los? Keeper Patrick Glatzel wollte zumindest seinen Teil beitragen. 35. Windmühle. Mit artistischem Können fischte er die Scheibe mit Absender Leipzig runter. Ganz stark. Drei Minuten später war er indes machtlos. Wieder ein kurioser Treffer. Burns schießt, die Scheibe springt nach Glatzels Abwehr hoch und wieder Tom Pauker drückt sie in der Luft halbhoch in die Kiste. Den anschließenden provozierenden Jubel zu den Drachen-Fans hätte er er sich aber gern sparen können. Uncool. Zweite Pause. Abstand der alte.
Wunderwende im letzten Abschnitt? Nein. Auch wenn die Drachen-Fankolonie mächtig auf die Pauke gehauen hat, konnten ihre Jungs auf dem Eis den Impuls leider nicht aufnehmen. 49. Minuten waren vergangen, da hatte Maurice Keil so etwas wie eine Halbchance, weil ein Schuss von Reed zurückhopste. Aber insgesamt war das zu wenig. Hinten nun stabiler, aber vorn nicht genug Power, um etwas herumzureißen. Spektakulär wenigstens die Fans unter den 1835 Zuschauern. Das war beidseitig erstklassig.
52. Minute: Leipzigs Erek-Dirk Virch will boxen. Kann er. In der Kühlbox.
Fast hätte es geklappt. Tim May massiert das Pfosten-Gestänge.
56 Minuten gespielt. Da geht doch noch was. 4:2. Andris Dzerins trifft in Überzahl. Geht da noch mehr? Tritt aufs Gaspedal. 59. - Reed-Hammer. Torwart Kessler hält. Zu spät. Es bleibt dabei, die Festung Leipzig steht.
Aber die Saison ist noch lang. Am 21. Februar 2025 wird abgerechnet. Erstmal.
Fazit 1 von Drachen-Trainer Hoffmann: „Erstes Drittel verschlafen, wir waren nicht richtig da. Dann wird’s schwer. Das war der Knackpunkt. Uns fehlt nochwas zum Männer-Eishockey“. Fazit 2: Auch im Jahre elf wird’s schwer, an den Leipzigern in der Oberliga Nord vorbeizukommen.