Der HCD gewann in Genf eine Partie, die wohl fast alle (ausser die Mannschaft) schon im Voraus abgeschrieben hatten. Denn Christian Wohlwend standen heute lediglich 6 Verteidiger und 10 Stürmer zur Verfügung. Gegen das fast vollständige Spitzenteam Genève-Servette wahrlich eine fast unmögliche Aufgabe. Doch mit enormer Laufbereitschaft und einem solidarischen, aufopfernden Kampf sicherten sich die Bündner allen Widrigkeiten zum Trotz die drei Punkte.
Das dünn besetzte HCD-Lineup, Davos reiste praktisch nur mit drei Linien nach Genf, sorgte im Vorfeld der Partie für Diskussionen. In Tat und Wahrheit fällte man diesen ungewöhnlichen Entscheid einerseits gezwungenermassen und andererseits bewusst. Zum einen wollte man ein erhöhtes Ansteckungsrisiko durch den Zuzug von Junioren- oder Prospect-Spieler verhindern. Die Gefahr, dass man so das Coronavirus durch das bis anhin gut funktionierende Schutzkonzept in die Mannschaft bringen würde, wollte man nicht eingehen. Zumal die besten U20-Junioren aufgrund des U-20-Nati-Camps nicht zur Verfügung gestanden hätten. Ausserdem hofft man, dass schon am Freitag diverse rekonvaleszente Spieler ins Lineup zurückkehren werden und sich so die Situation schnell wieder normalisiert.
Erwartungsgemäss schwierig entwickelten sich dann auch die Startminuten für die komplett neu zusammengewürfelten HCD-Linien. Vom Anpfiff weg konnten sich die Grenats mehrfach im Drittel des HCD festsetzen und Sandro Aeschlimann mit Schüssen eindecken. Nach rund vier Minuten brachte Noah Rod seine Farben in Führung (4.). Doch von Beginn an konnten auch die Davoser mit Entlastungsangriffen Nadelstiche setzen und sicher auch Selbstvertrauen tanken. Im ersten Drittel vergaben aber sowohl Frehner als auch Herzog ihre guten Chancen. Besser machte es Henrik Tömmernes auf der Gegenseite, sein Onetimer kurz vor der ersten Pause bedeutete das 2:0 (18.).
Doch was danach passierte, hätte wohl niemand ausser den 18 tapferen HCD-Spielern auf dem Genfer Eis für Möglich gehalten. Die Truppe von Christian Wohlwend drehte die Partie nach Spielhälfte komplett. Erst wurde Genf im Verlauf des Mittelabschnitts immer passiver, der HCD dafür zunehmend stärker. Gekrönt wurde dieses Aufbäumen durch einen Doppelschlag von Marc Wieser, der innerhalb von 100 Sekunden das Resultat ausgleichen konnte. So schnell war der bis dahin meist unter Druck stehende HCD wieder im Geschäft. Mit den Toren von David Ullström in Überzahl (36.) und dem ersten Saisontreffer von Verteidiger Lukas Stoop (38.) zum 3:2, bzw. 4:2 noch vor der 2. Sirene wurde das kleine Hockeywunder immer realistischer.
Als wäre die Aufgabe für die aufopferungsvoll kämpfenden Bündner nicht schon schwierig genug, fiel kurz nach Beginn des letzten Drittels auch noch Ullström verletzt aus. So kam in der 48. Minute was kommen musste, Starstürmer Linus Omark hämmerte die Scheibe per Slapshot zum Anschluss in die Maschen (48.), alles schien wieder möglich für das Heimteam. Doch wer darauf wartete, dass die müde werdenden Davoser nun einbrechen, wurde eines Besseren belehrt. Mit seinem dritten Tor rund vier Minuten vor Spielende entschied Marc Wieser die wilde Partie nämlich endgültig. Zwar brachte Erik Fehr wenige Sekunden vor Schluss mit dem 4:5 nochmals kurzzeitige Spannung zurück, aber auch den letzten Ansturm der Genfer überstanden die Davoser mit wahnsinnigem, kämpferischen Einsatz. Selten hat eine HCD-Mannschaft mehr Charakter gezeigt als an diesem Abend!
Am Freitag kommt es zum Wiedersehen mit den Grenats in Davos – hoffentlich trotz des Sieges mit mehr Manpower auf Seiten des HCD.