Es ist bisher eine Saison voller Höhen und Tiefen für den Liganeuling Seattle Kraken und seinen deutschen Torhüter Philipp Grubauer. Am Mittwochabend gab es für das jüngste Franchise der NHL wieder einmal etwas zu feiern. Gegen die New York Islanders setzten sich die Kraken in der UBS Arena nicht nur mit 3:0 durch und feierten dadurch den zweiten Sieg im vierten Spiel des laufenden Roadtrips, erstmals blieb Seattle in seiner Franchisegeschichte dabei in einem Ligaspiel auch gänzlich ohne Gegentor.
Für Grubauer war es folglich sein erster Shutout mit seinem neuen Team, zu dem er im vergangenen Juli von den Colorado Avalanche aus gewechselt war. Hierzu reichten dem Torhüter gegen die Islanders am Ende 19 Paraden. Letztmalig blieb Grubauer am 12. Mai des vergangenen Jahres ohne Gegentor, als er mit den Avalanche mit 6:0 gegen die Los Angeles Kings gewann.
"Es war ein tolles Spiel von allen", zeigte sich Grubauer nach der Schlusssirene erleichtert. "Ich glaube nicht, dass der Gegner viele gute Chancen hatte, wenn man das mit anderen Spielen vergleicht, die wir gespielt haben. Ich denke sogar, dass wir heute die wenigsten Torchancen seit langer, langer Zeit zugelassen haben."
Die Kraken (15-27-4), die zuvor zwei Niederlagen in Folge kassiert hatten, konnten dank des Erfolges auf Long Island mit einer ausgeglichenen Bilanz von 2-2-0 aus ihrem aktuellen Roadtrip an der Ostküste in die bevorstehende Pause rund um das Honda NHL All-Star Game 2022 gehen.
"Zu dieser Jahreszeit sind das die Spiele, in die jeder involviert ist", freute sich Seattles Trainer Dave Hakstol. "Wir hatten vier intensive Spiele in Folge auf dieser Reise. Wir wussten, dass es diese Art von Auswärtsspiel werden würde. Für die Jungs ist das eine gute Erfahrung. Es ist eine tolle Belohnung für sie, diese Reise mit zwei Erfolgen abzuschließen. Wir haben zwar das Gefühl, dass wir in den beiden Spielen zwischen den beiden Siegen auch etwas mehr verdient gehabt hätten, aber das kann man alles beiseiteschieben. Wir hatten heute Abend die Gelegenheit, einen guten Sieg einzufahren, und das ist uns auch gelungen."
Doch so gut die Stimmung im Lager der Gäste nach Spielende auch war, auf Seiten der New Yorker sah man die Gründe in der Niederlage eher in der eigenen Schwäche, als in der Stärke des Gegners. "Für mich ist es eines der enttäuschendsten Spiele, die ich als Trainer dieser Mannschaft bisher erlebt habe, um ehrlich zu sein", beklagte Islanders-Trainer Barry Trotz. "Es war ein sehr schwacher Auftritt von uns. Wir hatten schon einige Spiele, in denen wir von einem wirklich guten Team auseinandergenommen wurden, aber der Einsatz unsererseits da war. Heute war das nicht der Fall. Vielleicht haben wir ein paar Fehler gemacht, aber ich denke, dass unser Wille und unser Einsatz heute einfach nicht ausgeprägt genug waren."
Jared McCann zeichnete im dritten Drittel für den Führungstreffer der Kraken verantwortlich (47.). Jordan Eberle setzte sich dabei im Kampf um den Puck hinter dem Tor gegen Scott Mayfield durch und schickte einen Pass zu McCann, der mit einem schnellen Schuss gegen Semyon Varlamov sein 19. Saisontor markieren konnte. Vorlagengeber Eberle spielte zum ersten Mal gegen sein früheres Team, die Islanders, nachdem er im NHL Expansion Draft 2021 von Seattle ausgewählt wurde. Er erzielte 169 Punkte (76 Tore, 93 Assists) in 272 Spielen mit New York von 2017 bis 2021.
"Ich habe einfach das Gefühl, dass es in diesem Jahr gut läuft und ich in gute Situationen komme, um zu treffen", sagte Torschütze McCann. "Ich versuche einfach, das auszunutzen. Offensichtlich spiele ich mit zwei großartigen Spielern (Eberle, Marcus Johansson) zusammen, und das hilft natürlich auch sehr."
Vince Dunn traf keine drei Minuten später, als er Anders Lee umspielte und dann mit der Rückhand vom rechten Bullykreis aus zum 2:0 für Seattle einnetzen konnte (49.). Mason Appleton erzielte zwei Sekunden vor Schluss den Treffer zum Endstand in das inzwischen verwaiste Tor der New Yorker.
"Wir hatten 20 Minuten vor Schluss die Chance, ein Eishockeyspiel zu gewinnen, und dann gehen wir da raus und spielen ein paar Minuten lang schlechtes Eishockey", beklagte Lee im Rückblick. "Das ist nicht gut genug und entspricht nicht unseren Standards."
Grubauer und seinen Kraken konnte das egal sein. Der Deutsche hielt das Spiel für seine Farben durch erfolgreiche Rettungstaten gleich mehrfach gegentorlos, unter anderem kurz nach der Spielmitte, als er seinen Kasten spektakulär verteidigte indem er einen Schuss von Zach Parise mit dem Schläger spektakulär parierte.
"Es war insgesamt ein guter Roadtrip von uns", befand Grubauer. "Ich denke, wir hätten in New York (2:3-Niederlage gegen die Rangers am Sonntag) einen Punkt oder zwei Punkte holen können und gestern gegen die Boston Bruins (ebenfalls 2:3) auch zumindest einen Zähler holen können. Dann wäre es ein unglaublicher Roadtrip gewesen. Aber wir haben einen Weg gefunden, zu gewinnen und ihn heute erfolgreich abzuschließen. Jetzt haben wir erst einmal ein paar Tage frei", freute sich der Goalie.
Weiter geht es für Grubauer und seine Mitstreiter am Mittwoch (10 p.m. ET; NHL.tv; Do 4 Uhr MEZ) mit einem Heimspiel in der Climate Pledge Arena gegen die Arizona Coyotes.